Badische Zeitung Bad Säckingen, 27.09.2023

 

Knochenfragmente unter der Lörracher Stadtkirche

Kaum hatten die Vorarbeiten für die Sanierung der Stadtkirche begonnen, gab es einen Stopp. Neben einer Säule wurden versteinerte Fragmente gefunden. Die werden jetzt vom Landesdenkmalamt untersucht.

LÖRRACH Seit langem ist unstrittig, dass die Stadtkirche saniert werden muss, für die Innengestaltung wird ein ganz neues Konzept umgesetzt. Bei notorisch klammen Kassen auch der Kirchen zog sich das hin, nach den Zusagen kam es unter anderem wegen Corona zu weiteren Verzögerungen. Nun aber wurde ein Anfang gemacht – und ziemlich schnell ein Stopp verhängt.

Warum? Gudrun Mauvais, Pfarrerin der Matthäusgemeinde, erklärt es. Bei den Voruntersuchungen wurde direkt neben einem der Pfeiler in der Nähe des Altars ein tiefes Rechteck in den Boden getrieben, um zu bestimmen, ob die Stützen noch den Anforderungen genügen. Dabei stieß man auf Fragmente, die es wert sind, näher untersucht zu werden. Mehrere der Stücke sehen aus wie Teile von Knochen, eines ähnelt auf den ersten Blick einem Hüftkopf – aber von Experten bestimmt ist der Fund noch nicht. Nur sicher gelagert und im Bild festgehalten sind die Fragmente bis jetzt. Knochenfunde hätten freilich an dieser Stelle eine gewisse Logik: Bevor der heutige Weinbrennerbau vor gut 200 Jahren an den viel älteren Turm angefügt wurde, stand hier eine Vorgänger-Kirche – jenes kleinere Gotteshaus, in dem in seiner Lörracher Zeit auch Johann Peter Hebel predigte. Dieses Kirchlein hatte eine etwas andere Ausrichtung als der heutige Bau. Die Stelle, an der die Fragmente gefunden wurden, könnte durchaus knapp außerhalb des Gebäudes gelegen und damit zu dem Friedhof gehört haben, der wie damals üblich direkt neben der Kirche lag. Die Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege werden das nun prüfen, heißt es von der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt. Auch die Lage im Boden muss genau dokumentiert werden, erklärt Gudrun Mauvais. Wenn alles ausgewertet ist, werde über das weitere Vorgehen entschieden.


Vorerst liegen die Fragmente neben dem rechteckigen Loch, das verschiedene Gesteinsschichten erkennen lässt, auf einer schwarzen Plane, daneben der Haufen Aushub. Die Funde sind da ungestört, denn für Gottesdienste wird der Weinbrenner-Bau zur Zeit nicht genutzt. Sie finden im Gemeindehaus Alte Feuerwache statt, größere Veranstaltungen an wechselnden Ausweichorten. Das wird eine Weile so gehen, denn die Kirche wird im Innern gründlich saniert und umgestaltet. Die Farbgestaltung, freut sich die Pfarrerin, steht inzwischen auch fest. Gudrun Mauvais findet die Funde spannend – auch wenn an dieser Stelle nun für kurze Zeit nicht weitergemacht werden kann. Sie ist glücklich, dass überhaupt endlich Bewegung in die Sanierung gekommen ist und damit das ganz neue Konzept umgesetzt werden kann. Auch an den Wänden wurde schon Mauerwerk freigelegt, Materialien werden untersucht. „Es geht voran“, freut sich die Pfarrerin. Die Ausschreibungen beginnen, Baubeginn könnte Anfang 2024 sein.


Auf weitere Überraschungen ist sie allerdings durchaus gefasst: „Ich glaube, wir werden dauernd etwas entdecken.“ Vielleicht freut sich ja darüber eines Tages das Dreiländermuseum.