rnz.de (Rhein-Neckar-Zeitung), 26.09.2023

 

Julia Lehner wurde als Gemeindepfarrerin eingeführt

"Wir sind gemeinsam auf dem Weg". Dekan Rüdiger Krauth: "Eine Berufung, die zum Beruf wird".

Buchen. (adb) Frohe Kunde herrschte am Sonntag in der evangelischen Christuskirche: Die Vakanzzeit ist beendet, Pfarrerin Julia Lehner ist in Buchen angekommen – nun auch im offiziellen Sinne, nachdem die gebürtige Wertheimerin und ihre Frau Nadine ganz persönlich in der Zwischenzeit längst in Pfarrhaus und Stadt heimisch geworden waren.

Der feierlichen Einführung wohnten zahlreiche Gläubige bei, die ihre Willkommensfreude bekundeten – darunter auch Pfarrerin i. R. Irmtraud Fischer. Musikalisch ausgestaltet wurde der Gottesdienst von Bezirkskantor Hyun-Soo Park: Mit viel Gefühl und Fantasie ließ er die Register der Orgel erschallen.

"Liebe das Leben, und das Leben liebt dich!": Das war die Aussage des fröhlichen Lieds, mit dem der Begrüßungschor des evangelischen Familienzentrums "Regenbogen" die neue Pfarrerin herzlich begrüßte. Nach dem Einzug übernahm Jens Schwingel das Wort. Auch ihm war die Freude anzumerken: "Feiern macht umso mehr Spaß, wenn viele Menschen mitfeiern!", rief der Kirchengemeinderatsvorsitzende. Zum Feiern eigne sich der Anlass allemal: Glücklich erinnerte Schwingel an das offizielle Ende der Vakanzzeit, das den Sonntag zu einem "Tag der Freude und des Dankes" werden lasse.

Durch den Gottesdienst führte Dekan Rüdiger Krauth, der die Besucher mit auf eine spannende Reise in die Welt des Glaubens nahm – ohne starre Dogmen, dafür mit griffigen und sympathischen Ausführungen: "Gott ist gegenwärtig. Er spricht mit uns – wir wollen auf ihn hören und zugleich mit ihm rechnen", bemerkte Krauth und sprach die Empfehlung aus, "Worte des Lebens zu spüren und sie auf sich wirken zu lassen".

Die Lesungen übernahmen Pfarrer Karl Kreß und Verena Mätzke: Sie präsentierten gefühlvolle und metaphorische Texte, die sich mit dem "Maß des Glaubens" und dem "Licht der Welt" auseinandersetzen. Gekonnt wurde hier der Bezug auf die geistliche Leitung einer Pfarrgemeinde genommen, was den Bogen zum Pfarrberuf spannte.

Das war das Schlagwort für Dekan Krauth, der den Gläubigen die Bedeutung der Einführung näher brachte. Diese sei als persönlicher und juristischer Akt anzusehen – zum einen werde Julia Lehner nach zweijährigem Dienst als Pfarrerin im Probedienst zur Gemeindepfarrerin bestellt, zum anderen werde sie auf Lebenszeit in den Dienst der evangelischen Landeskirche übernommen.

"Der Probedienst ist eine Phase des Entscheidens", erklärte Krauth und schilderte den Weg Julia Lehners vom Lehrvikariat in Pforzheim bis zur Gemeindepfarrerin Buchens. "Der Pfarrberuf ist kein Job, sondern eine Berufung, die zum Beruf wird", hielt der Dekan fest. Als Pfarrerin begebe sich die 32-Jährige mit Leib und Seele in ein Amt, in dem Privates und Berufliches nur selten voneinander getrennt werden könne und das nicht immer leicht sein werde, in dem ihr aber Gottesgeschenke wie Kraft, Kreativität, Schutz und die Weisheit des gütigen Herrn zur Seite stehen.

Als Kernkompetenz verstehe sich der Dienst am Menschen – die Seelsorge, mit der man die Menschen von Gottes Liebe und Wärme überzeuge. Was freilich kein Leichtes sei: "Die Gesellschaft tut sich zusehends schwer mit den Kirchen und dem Gottesbild", bedauerte Dekan Krauth. An Julia Lehner richtete er eine Bitte: "Seien Sie Salz der Erde und Licht der Welt!".

Auf das Glaubensbekenntnis folgte die Einführung als solche: Durch symbolisches Auflegen der Hand wurde Julia Lehner endgültig als Pfarrerin verpflichtet. Dazu passte das Lied "Vertraut den neuen Wegen": Neue Wege beschritt Lehner sodann bei ihrer ersten Predigt als Gemeindepfarrerin Buchens.

Auf packende Weise setzte sie sich mit den Veränderungen in der Kirchenlandschaft und dem – nicht zutreffenden – Credo "früher war alles besser" auseinander. In vertretbarem und harmonischem Maße seien Veränderungen durchaus wichtig und richtig, wenn man auch manche Tradition aufrechterhalten möge. Mit dem Beispiel der biblischen Gestalt des Timotheus verwies sie auf ihren eigenen Amtsantritt: "Viele Aufgaben fühlten sich anfangs zu groß an", räumte sie ein.

Neue Aufgaben seien aber dafür da, dass man mit ihnen wachse: Die ersten zwei Jahre waren von vielen "ersten Malen" geprägt – darunter das erste Weihnachtsfest, die erste Konfirmation, die erste Andacht, das erste Gemeindefest und der erste ökumenische Stadtjubiläums-Gottesdienst. Stets habe Julia Lehner den Geist der Liebe und des Miteinanders tief in sich gespürt, getragen von ihrer Frau und ihrer Familie sowie der lebendigen Kirchengemeinde: "Wir sind gemeinsam auf dem Weg, gestalten die Gemeinde gemeinsam, sammeln Ideen und probieren einfach mal aus", resümierte sie.

Erfüllt von Liebe, Miteinander und Besonnenheit, sei sie dankbar und glücklich zugleich darüber, in Buchen sein und wirken zu dürfen – für die Menschen und mit den Menschen. Darüber throne ein klarer Gedanke: "Die Kirche mag sich verändern, aber Gott bleibt immer bei uns", betonte Lehner. Mit den Fürbitten und dem Segen endete der Gottesdienst auf würdevolle Weise. Jens Schwingel dankte noch Dekan Krauth und allen helfenden Händen für das nicht immer leichte, aber doch solide Überbrücken der Vakanzzeit.

Ein Empfang im Gemeindezentrum schloss sich an. Hier richteten Pfarrerin i. R. Irmtraud Fischer, Pfarrer Richard Lallathin für die Johannes-Diakonie, Cornelia Wetterich als Schuldekanin des Kirchenbezirks Wertheim, Ingrid Weinmann (Katholischer Frauenbund) und Sandra Röckel (Kolpingsfamilie Buchen) sowie Diakon Gerhard Gramlich wertschätzende und einfühlsame Worte an die neue Pfarrerin und die Gemeinde. Auch Bürgermeister Roland Burger freute sich über die Ankunft Julia Lehners. Mit einem Imbiss und guten Gesprächen klang im Anschluss der Abend gemütlich aus.