Badische Zeitung Elztal, 13.09.2023

 

Gemeinsam isst man nicht allein

Am 12. Oktober startet im Pfarrsaal von St. Bonifatius eine Vesperkirche für bedürftige und einsame Menschen. Es werden noch Helfer gesucht.

EMMENDINGEN.Gemeinsam isst man nicht allein – unter diesem Motto planen die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Emmendingen vom 12. Oktober an eine Vesperkirche. Konkret bedeutet das: Jeden Donnerstag werden ehrenamtliche Teams ein preiswertes Essen für all jene zubereiten, die knapp bei Kasse oder einsam sind.
Die Idee kommt aus dem Kreis der Ehrenamtlichen, sagt Edith Kulzer-Schwab, die in der katholischen Kirchengemeinde im Bereich Caritas arbeitet: „Es gibt einen großen Bedarf.“ Schnell habe festgestanden, dass es ein ökumenisches Projekt werden soll. Auf evangelischer Seite gab es ähnliche Pläne, berichtet Pfarrerin Irene Leicht. Schon vor Corona sei sie von drei Frauen auf einen solchen Mittagstisch angesprochen worden, der während der Pandemie allerdings nicht umzusetzen gewesen sei.
Nun gibt es eine Gruppe von rund 20 Helferinnen und Helfern, die vier einander abwechselnde Teams bilden und einmal in der Woche unter biologischen und regionalen Gesichtspunkten ein vollwertiges Essen kochen werden, das gegen eine Spende von zwei Euro ausgegeben wird.
Eine Anmeldung sei nicht nötig. Das ist zwar schwieriger zu planen, aber Erfahrungen aus anderen Vesperkirchen zeigten, dass häufig Menschen ohne Anmeldung kämen – und andere trotz Anmeldung nicht erschienen, sagt Kulzer-Schwab. Willkommen sind alle: Die Mutter, die ihre Kinder aus dem Kindergarten abgeholt hat ebenso, wie Menschen jeden Alters, die zu wenig Geld für eine gute Mahlzeit haben oder sich einsam fühlen. Neben dem finanziellen Aspekt ist auch die Gemeinschaft wichtig. „Wir möchten durch Begegnungen und Gespräche einen Beitrag zum respektvollen Miteinander aller Menschen in Emmendingen leisten, Barrieren abbauen und ein gutes Zusammenleben fördern“, heißt es dazu im Flyer. Die Vesperkirche ist ein offenes Angebot für alle, unabhängig von Herkunft oder Religion. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, ein Probekochen für 30 Personen fand im Juli statt. Geworben wird beispielsweise in Einrichtungen wie Tafel und Wärmestube. Mund-zu-Mund-Propaganda ist ebenfalls gut – etwa ein Hinweis an die einsame Nachbarin nach dem Tod des Partners.
Die Teams würden sich über Verstärkung freuen. Die Aufgaben sind vielfältig: Man kann bei der Organisation und beim Einkauf helfen, die Gäste willkommen heißen, Tische eindecken, kochen, spülen, aufräumen oder auch Sponsor werben. Besonders gesucht sind Menschen, die Erfahrung im Kochen für viele Personen haben. Zudem fehlt für eine Gruppe noch eine Leitung. Geplant ist, dass jedes Team einmal im Monat kocht. Der Zeitaufwand ist überschaubar: Zunächst der Einkauf, bei dem nicht alle dabei sein müssen. Dann trifft sich die Gruppe donnerstags um 9.30 Uhr, um das Essen vorzubereiten und zu kochen. Essenszeit ist von 12.30 bis 13.30 Uhr, gegen 14.30 Uhr endet der Arbeitseinsatz.
Die evangelische und katholische Kirchengemeinde haben eine Anschubfinanzierung von je 1000 Euro geleistet. Dafür wurde die Küchenausstattung ergänzt: Induktionsherdplatten, große Schüsseln – auch, damit nichts umkommt, wenn Reste übrigbleiben –, Töpfe, Schneidbretter. Geschirr haben die Gemeinden von ihren Festen. Für erste Lebensmitteleinkäufe reiche das Startkapital noch, so Leicht, aber generell ist das Projekt auf Spenden angewiesen.