Schwetzinger Zeitung, 12.09.2023

 

Erlesenes mit Gottes Segen

Evangelische Gemeinde: Feiner Kirchenwein – nicht nur fürs Abendmahl – wird verkostet

Von Volker Widdrat

„Dass der Wein erfreue des Menschen Herz“, heißt es im Psalm 104 in der Bibel. Wein bedeutet Lebensfreude und eine Gabe Gottes. Ein Symbol für Lebenskraft. Beim letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern vor der Kreuzigung spielt der Wein eine wichtige Rolle. Die evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen hatte zu einer besonderen Weinprobe eingeladen. Die Sommelière Julia Schmitt und Pfarrer Steffen Groß stellten im alten Gewölbekeller des Pfarrhauses vier Weine des Weinguts Ackermann aus Ilbesheim in der Pfalz vor.

Im Mittelpunkt stand der erste Schwetzinger Kirchenwein, ein Grauburgunder von 2022, vegan und in Bio-Qualität, trocken, mit viel reifer Frucht wie Birne und Mirabelle, und mit einer angenehmen Säure. In der Bibel werden Menschen mit Weinstöcken verglichen. Die Mönchsorden haben wesentlich dazu beigetragen, den Weinbau im Mittelalter weiterzuentwickeln. Sie brachten die ersten Reben aus Frankreich mit. „Da lohnt sich der Besuch des Abendmahls“, meinte Dekan im Ruhestand Werner Schellenberg lachend bei der Verkostung des Kirchenweins. Julia Schmitt kredenzte weitere edle Tropfen. Der Blanc de Noir „Free Run“ von 2019 wird aus einer Kombination der Rebsorten Spätburgunder und Schwarzriesling erzeugt und vereint Komplexität und Leichtigkeit. Und der Cabernet Franc-Merlot Rosé ist ein herrlicher Sommer-Rosé, mit einem fruchtigen Geschmack, leicht im Alkohol und mit einem ausgewogenen Körper. Ein 2020 Merlot trocken, ein Biowein, der in großen Holzfässern ausgebaut wird, mit 13 Volumenprozent Alkohol sowie runtergekühlt auf etwa 14 Grad, komplettierte das Quartett.

Sommelière Julia Schmitt studiert an der Hotelfachschule Heidelberg und arbeitet bei Tischmacher Weine in Schwetzingen. Die Hotelfachfrau aus Bielefeld sammelte Erfahrung beim Weingut Reichsrat von Buhl in Deidesheim, auf einem Weingut bei Bordeaux und im Sternerestaurant des Waldhotels „Sonnora“ in Dreis an der Mosel. Vier Verkostungen mit jeweils etwa 15 Teilnehmern gingen im Gewölbekeller über die Bühne. Fachkundig erläutert und in lockerer Runde. Dazu gab es Führungen durch die Stadtkirche.

Gibt’s auf dem Weihnachtsmarkt

Pfarrer Steffen Groß freute sich über die vielen unterschiedlichen Gäste bei der weinseligen Zusammenkunft im gemütlich hergerichteten Pfarrhof. Die Kirchengemeinde braucht Geld, um sich neu aufstellen und innovative Angebote und Formate machen zu können. Mit dem Konzept „Stadtkirche – Zentrum 32“ soll das Gotteshaus auf den Kleinen Planken zukünftig zum Mittelpunkt der Gemeindearbeit und zum Treffpunkt der ganzen Stadt werden. Nicht mehr allein für Gottesdienste, sondern auch für andere Veranstaltungen, erläuterte Kirchengemeinderätin Andrea Botero-Hartmann unserer Zeitung.

Beleuchtung und Tontechnik in der Stadtkirche müssen dringend erneuert werden. Der Strategieprozess sieht bis zum Jahr 2032 Einsparungen bei Gebäuden und Stellen vor. Die Landeskirche dürfte künftig keine Zuschüsse mehr fürs Lutherhaus zahlen. Das Gustav-Adolf-Haus im Hirschacker ist bereits vermietet, das Melanchthon-Haus wird am 20. Januar mit einem Entwidmungsgottesdienst geschlossen und soll verkauft werden. Eine Fundraising-Arbeitsgemeinschaft aus Kirchenältesten, Gemeindemitgliedern und Menschen, die gar nicht in Schwetzingen wohnen, „denen es aber eine Herzensangelegenheit ist, diese Kirche zu erhalten“, so Andrea Botero-Hartmann, hat jede Menge Ideen. So wie die überaus gelungene Weinprobe im Namen des Herrn am Samstagabend. Alle verkosteten Weine konnten auch flaschenweise erworben werden. Die guten Tropfen werden auch auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Schlossplatz zu haben sein. Und im kommenden Jahr soll die tiefe Verbundenheit zwischen Glauben und Rebensaft wieder mit einer Kirchweinprobe gefestigt werden.

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