Pfarrerin empört: Opferstock gestohlen
Bereits zum zweiten Mal machen Unbekannte in der Schloßkirche Beute. Tat wohl logistisch ein Kraftakt – und ein deprimierendes Ärgernis. Claudius Erb, PforzheimUngläubig – so lässt sich der erste Blick von Schloßkirchenpfarrerin Heike Reisner-Baral (Archivfoto: Meyer) beschreiben, als sie am Montagnachmittag bei einem Pressetermin mit der PZ zum neuen Kinderkirchenführer entdeckte, dass da im Eingangsbereich etwas Entscheidendes fehlte. Aus dem zweiten Blick sprachen Enttäuschung und Wut. Der Opferstock ist weg – schon wieder. Bereits im April hatten Unbekannte den hölzernen Spendensammler gestohlen. Nun schlugen Täter, denen anscheinend nichts heilig ist, erneut zu.
Der Tatzeitraum lässt sich ziemlich gut eingrenzen. Am Sonntagabend sei der Opferstock noch da gewesen. Über die Nacht war die Kirche zu und wurde erst am Montag zwischen 8 und 9 Uhr aufgeschlossen. Das Fehlen wurde eben beim Termin kurz vor 15 Uhr entdeckt. Für diese Zeit sollten etwaige Passanten in ihrer Erinnerung wühlen. Wurde da vor der Schloßkirche von dubiosen Gestalten Schweres bewegt? Denn wie Reisner-Baral berichtet, ist der Opferstock derart schwer, dass ihn beim Verräumen innerhalb der Kirche „selbst die Männer nur bewegt haben, indem sie ihn über seinen Fuß von A nach B rollten“. Deshalb geht sie davon aus, dass hier zumindest ein Duo am Werk gewesen sein muss und womöglich ein vor dem Gotteshaus geparktes Gefährt zum Einsatz kam. Im Wortsinn ein logistischer Aufwand, der auf eine gezielte Aktion und keinen Gelegenheitsdiebstahl hindeutet. Und der den Schluss nahelegt, dass es sich um dieselben Täter wie im Frühjahr gehandelt haben könnte.
Wie Polizeisprecher Benjamin Koch auf PZ-Nachfrage bestätigt, verzeichnet das Präsidium für den Zeitraum 11. und 12. April den Diebstahl eines Opferstocks aus St. Michael. Dessen Inhalt wurde damals auf 20 Euro geschätzt, der Schaden auf 400 Euro. Bislang gebe es keinen konkreten Tatverdacht, was auch für den neuen Fall gelte, zu dem der Polizei die Anzeige ebenfalls vorliegt.
Um den Schlaf gebracht
Schon damals hatte man laut Reisner-Baral die nähere Umgebung inspiziert – in der Annahme, dass die Täter den Opferstock vor der Tür geknackt, geplündert und im Gebüsch entsorgt haben könnten. Fehlanzeige. Gleiches nun wieder. Hat tatsächlich niemand gesehen, wie da zwei Personen diesen massiven Gegenstand durch die Stadt trugen oder in einen Van wuchteten? Bei dem aktuell so schlechten Wetter seien vormittags kaum Passanten am Schloßberg unterwegs, gibt die Pfarrerin zu bedenken. Andererseits könnten Augenzeugen aber ja auch davon ausgegangen sein, dass hier zwei Handwerker oder kirchliche Helfer ihrer Arbeit nachgehen. Je dreister Täter vorgehen, umso größer ist oft die Chance, nicht aufzufliegen.Wie auch immer: Diese Sache sei „brutal ärgerlich“, betont Reisner-Baral.
In der folgenden Nacht habe sie kein Auge zugemacht. „Ich wünsche, dass ihm oder ihnen das Ding auf den Fuß fällt“, sagt sie mit Blick auf die Täter. Und nun? Will sie rasch einen neuen Opferstock anschaffen, der mit „locker 600 bis 800 Euro“ zu Buche schlage, damit Besucher wieder ihre 50 Cent für Kerzchen, zwei Euro für den Kinderkirchenführer oder eben ihre Gabe fürs Gotteshaus einwerfen können. Dieser werde besonders gegen Diebstahl gesichert und angekettet. Ganz die Hoffnung aufgeben, dass sich einer der Vorgänger doch noch findet, mag sie nicht. Beide waren etwa einen Meter hoch und hatten einen hölzernen Korpus, nur der Fuß und der durch ein Schließsystem gesicherte Einwurfzylinder waren aus Metall. Auf dem ersten war der Schriftzug „Für die eigene Gemeinde“ zu lesen.
Es ist leider kein Einzelfall, dass Langfinger in Gotteshäusern ihr Unwesen treiben. Schlagzeilen machte etwa in der Vergangenheit die Herz-Jesu-Kirche, als Diebe eine Vitrine einschlugen und die materiell, aber vor allem ideell so wertvolle Monstranz samt Hostie stahlen. Gerade in katholischen Kirchen, die ja in der Regel den ganzen Tag über offenstehen, verschwinden aber auch immer wieder Altarkerzen oder andere Gegenstände – sehr zum Verdruss der Geistlichen und Gläubigen.
Die Polizei ruft dazu auf, auffällige oder ungewöhnliche Beobachtungen umgehend zu melden, zum Beispiel im Revier Nord telefonisch unter (0 72 31) 1 86 32 11 oder im Revier Süd unter 1 86 33 11.
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