110 Jahre Kinderheim in Seckenheim
Jubiläum: Eine „helfende Hand“ auf dem Fluss des Lebens
Von Hartwig TrinkausVor 110 Jahren wurde das Evangelische Schifferkinderheim Mannheim gegründet, verbunden mit dem traditionellen Sommerfest feierte es nun sein Jubiläum. Ursprünglich als Heim für Binnenschifferkinder in der Schanzenstraße nahe des Mannheimer Hafens ins Leben gerufen, zog die Einrichtung 1948 an die jetzige Adresse in der Seckenheimer Hauptstraße 211. Insgesamt 250 Kinder und Jugendliche sowie deren Familien werden betreut, unterstützt, leben in dem Heim, das neben dem Hauptstandort über mehrere Nebenstandorte verfügt.
Heimleiter Tim Ludwig begrüßte Kinder, Jugendliche, Eltern, Ehemalige, Mitarbeitende und Gäste, während Seckenheims evangelischer Pfarrer Victor vom Hoff in seiner Predigt den Mitarbeitenden für ihren Einsatz dankte. Norbert Trefs vom Trägerverein dankte den Leitungen des Hauses in den zurückliegenden Jahrzehnten, das Haus sei „gut in Seckenheim integriert“ und in einem „ruhigen Fahrwasser“ unterwegs.
Keine Schifferkinder mehr
„Wir sind den Kindern, deren Eltern Binnenschiffer waren, und deren Töchter und Söhne in Seckenheim zur Schule gingen, täglich begegnet“, erinnert sich die gebürtige Seckenheimerin und CDU-Stadträtin Marianne Seitz. In fast jeder Klasse habe es Schifferkinder gegeben, und „wir waren schon neidisch, durften sie doch gelegentlich früher in die Ferien oder länger bleiben, je nachdem wo sich das Schiff der Eltern befand“.
Der Verein war 1913 als evangelische Einrichtung für schulpflichtige Binnenschifferkinder am Mannheimer Hafen gegründet worden. Nach Jahren in verschiedenen Häusern bezog er 1948, also vor 75 Jahren, ein Offiziersheim im Rohbau, stellte es fertig und wurde als „das Schifferkinderheim“ Bestandteil Seckenheims.
Ab den 1970er Jahren, so Seitz, habe es weniger Schifferkinder gegeben, stattdessen wurden immer mehr Kinder und Jugendliche aus der Region, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in ihren Herkunftsfamilien leben konnten, aufgenommen. „Heute, ohne Schifferkinder, ist die vielseitig heilpädagogisch orientierte Einrichtung wichtiger Teil von Mannheims Kinder- und Jugendhilfe.“ Das vielfältige Angebot in einer der größten regionalen Einrichtungen habe „höchsten Respekt und Dank“ verdient. Roswitha Vogel vom Jugendamt bestätigte die Kompetenz der Mitarbeitenden auch in der Krisenbewältigung. Sie lobte die Bereitschaft, kreative Lösungen zum Wohl der Kinder und Familien mitzutragen.
Ambulante Hilfen
Das Schifferkinderheim hat sieben stationäre Wohngruppen, in denen jeweils acht bis neun Kinder im Alter zwischen drei und 18 Jahren zusammenleben. Daneben gibt es vier Tagesgruppen mit jeweils acht Plätzen, die Kindern ab dem Grundschulalter für eine Betreuung nach der Schule offen stehen. Darüber hinaus bietet die Einrichtung mit ihren insgesamt 150 Mitarbeitenden bei Krisen in Familien auch ambulante Hilfen an.