Darum wird selten samstags beerdigt
Beerdigungen an einem Samstag sind in der Ortenau selten. Woran liegt das eigentlich? Gründe sind etwa der hohe Mehraufwand für die Betriebshöfe, und dass die Kirchengemeinden viel anderes zu tun haben. VON DOMINIK KALTENBRUNNOrtenau. Im Bad Peterstal-Griesbacher Gemeinderat wurde kürzlich die Frage aufgeworfen, ob Bestattungen nicht auch samstags stattfinden können – denn die beteiligten Vereine haben es immer schwerer, unter der Woche Mitglieder zu aktivieren. Dagegen sprach sich in der oberen Renchtalgemeinde die katholische und evangelische Kirche aus, da die Samstage schon mit vielen seelsorgerlichen Tätigkeiten ausgefüllt seien. Die Mittelbadische Presse hat bei Städten in der Ortenau nachgehakt, ob dort an Samstagen beerdigt wird. Dabei hat sich ein einheitliches Bild ergeben – nur Achern sticht heraus.
„In Lahr gibt es an Samstagen in aller Regel keine Beerdigungen“, teilt die Pressestelle der Stadt Lahr mit. Unter der Woche bestehe täglich die Möglichkeit für Bestattungen. Grund dafür ist, dass Beerdigungen am Samstag einen deutlichen Mehraufwand für die Bauhof-Mitarbeiter bedeuten würde. „Außerdem müsste die Stadt Lahr aufgrund der anfallenden Lohnzuschläge deutlich höhere Gebühren in Rechnung stellen“, sagt Pressesprecher Nicolas Scherger. Auch die Pfarrer in Lahr seien an den Wochenenden etwa mit Taufen, Hochzeiten, Gottesdiensten „in der Regel schon überbelegt“.
In Offenburg gab es in den vergangenen zehn Jahren nur eine einzige Beerdigung an einem Samstag, sagt Hans-Jürgen Jäger von der Abteilung Friedhöfe der Stadt Offenburg. Auch er verweist darauf, dass für etwa Gärtner, Organisten, Steinmetze, Trauerredner oder die Bestattungsinstitute Beerdigungen an Samstagen viel zusätzlichen Aufwand bedeuten würde. In Oberkirch sieht es ähnlich aus: Bereits seit mehreren Jahren führe die Stadt Beerdigungen ausschließlich unter der Woche durch, teilt Denise Burkart von der städtischen Pressestelle mit.
In Kehl finden Beerdigungen an Samstagen schon seit etwa 25 Jahren „nur in besonderen Ausnahmefällen statt, wenn zum Beispiel eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens bestattet wird“, sagt Annette Lipowsky, Pressesprecherin der Stadt Kehl. Das war etwa beim früheren Oberbürgermeister Detlev Prößdorf (1930-2017) der Fall. Ausnahmen gebe es noch, wenn Feiertage unter der Woche liegen, zum Beispiel Weihnachten. „Das sind aber nur ein bis drei Fälle pro Jahr.“ Auch Lipowsky nennt als Grund „mangelnde Personalverfügbarkeit“.
Eine Ausnahme stellt Achern dar. In der Hornisgrindestadt sind Bestattungen „grundsätzlich am Samstag möglich“, sagt Helga Sauer von der Stadt Achern. Allerdings seien Samstags-Bestattungen sehr selten nachgefragt und würden meist nicht realisiert.
Frank Wellhöner, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Offenburg, verweist darauf, dass es aus kirchlicher Sicht nicht so sei, dass samstags generell nicht beerdigt wird. Das werde von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich gehandhabt − davon gibt es 63 evangelische in der Ortenau. „Als ich früher Pfarrer in Durbach war, haben wir dort oft auch samstags beerdigt“, berichtet Wellhöner. In Offenburg würde das aber für die Mitarbeiter der Technischen Betriebe Offenburg (TBO) einen großen Mehraufwand bedeuten. „Wir waren daher immer solidarisch mit der TBO, wollen nicht, dass dort Mitarbeiter am Wochenende aktiviert werden müssen“, sagt der Dekan.