Nach Vandalismus: Gemeinde ist bestürzt
Wandteppiche von Emil Wachter in der Stephanuskirche müssen von Hand restauriert werden Martina ErhardKarlsruhe. Seit 60 Jahren hingen sie nun in der Kirche St. Stephan, die drei Bildteppiche des Karlsruher Künstlers Emil Wachter. Seit rund einer Woche fehlen sie. Vergangenen Freitag, kurz nachdem die Kirche am Morgen geöffnet wurde, betrat ein Mann das Gotteshaus und riss die schweren Teppiche von der Wand.
„Der Mann war wohl geistig verwirrt“, meint Pfarrer Alexander Hafner. Eine Kirchenbesucherin, die das Geschehen beobachtet haben soll, habe Hilfe geholt, so Hafner. „Der Mann ließ sich, als die Polizei eintraf, ohne Widerstand festnehmen“, erklärt er.
Thomas Müller, er ist bei der Gesamtkirchengemeinde für die Gebäudebetreuung zuständig, berichtet, dass die drei Teppiche bei der Aktion beschädigt wurden und nun von einer Restauratorin wieder repariert werden müssen.
Bei einem der Teppiche sei ein größerer Riss entstanden, bei allen drei Teppichen müsse die Halterung neu angebracht werden, so Müller.
Die Gesamtkosten schätzt Müller auf rund 10.000 Euro. Darin enthalten sind auch die Kosten, die anfallen, um ein Gerüst aufzustellen, damit die schweren Teppiche wieder aufgehängt werden können.
„Wir sind gegen Vandalismus versichert und haben den Schaden der Versicherung gemeldet“, sagt er und fügt hinzu, dass die Teppiche wohl ab Mitte Oktober wieder in der Kirche zu sehen sein werden.
Zuständig für die Reparatur ist die Karlsruher Restauratorin Agnes Krippendorf. „Die Risse müssen von Hand genäht werden“, erklärt sie. Dafür wird der Teppich mit einem farblich passenden Gewebe unterlegt.
Genäht wird mit einer chirurgischen Rundnadel. „Der Mann, der die Teppiche von der Wand riss, hat extrem gewütet“, stellt die Restauratorin fest. „Alle Halterungen wurden beschädigt und müssen – ebenfalls von Hand – erneuert werden.“ Krippendorf ist mit den Bildteppichen bestens vertraut: Während der Generalsanierung von St. Stephan im Jahr 2011 war sie bereits für die Reinigung der Teppiche zuständig. „Ich musste unter anderem die Rußpartikel, die durch das Kerzenlicht entstanden sind, mit einem Spezialschwamm entfernen“, erklärt sie.
Die drei Bildteppiche von Emil Wachter (1921-2012) hängen seit 1963 in der Stephanskirche. Der Karlsruher Künstler hat sie entworfen, gefertigt wurden sie von der Gobelin-Manufaktur München. Die drei Teppiche bilden ein Triptychon, ihre Motive beziehen sich aufeinander.
Der mittlere Teppich hat den Heiligen Stephanus, den Patron der Kirche, zum Thema. Die Teppiche sind jeweils 6,10 Meter lang. Der mittlere Teppich ist 2,40 Meter breit, die beiden äußeren jeweils 2,10 Meter.„Viele Kirchgänger sind bestürzt, wenn sie von dem Vandalismus erfahren“, sagt Pfarrer Hafner. Er hat in der Stephanskirche eine Informationstafel aufgestellt, auf der erklärt wird, warum die Teppiche zurzeit nicht zu sehen sind.
„Wir wissen nicht, wie wir auf solche Vorkommnisse reagieren sollen“, gibt er zu. „Zusperren kann aber keine Option sein, denn gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, dass die Kirchen für die Menschen offen sind.“
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