Nach 15 Jahren ist Schluss im Diakonieladen
Diakonisches Werk schließt Standort in Baden-Baden und fusioniert mit Rastatter Filiale Sarah GallenbergerBaden-Baden. Nach fast 15 Jahren werden die Türen geschlossen, und das wird bei manch Baden-Badener für Unmut sorgen: Den Diakonieladen in der Maria-Viktoria-Straße wird es ab Juli nicht mehr geben. Diese Entscheidung, ist jedoch keinesfalls leicht gefallen. Laut dem Geschäftsführer des Diakonischen Werks Baden-Baden und Rastatt gab es vor Ort in der jüngsten Vergangenheit „leider Defizite“.
Denn ja, auch in diesem Bereich hat Corona die Lage nachhaltig beeinflusst. „Unsere Läden hatten über einen langen Zeitraum zu“, erinnert sich Reutner. In der Folge habe es, auch danach noch, weniger Kundschaft gegeben. „Wir haben bislang zwei Standorte gehabt: Rastatt und Baden-Baden. Letzteren werden wir jetzt schließen.“ Zwei Läden müsse man erstmal halten können – und das sei in dieser Situation einfach nicht mehr möglich: „Auch, wenn es uns schwer fällt.“ Schwer vor allem auch deshalb, weil mit diesen Läden einer benachteiligten Zielgruppe geholfen wird. Der Fokus liegt auf Menschen, die sich aufgrund ihres geringen Einkommens meist keine neue Ware leisten können. Angeboten werden Gebrauchtwaren aller Art; zum Beispiel Hausrat, Geschirr oder Kleidung. In Rastatt werden zudem auch Möbel angeboten. Doch in Baden-Baden, so Reutner, waren die Einnahmen in den vergangenen Monaten gering.
Was sich nach einem Ende anhört, sieht das Diakonische Werk des evangelischen Kirchenbezirks Baden-Baden und Rastatt allerdings als Lösung. Um „zukünftig die Kräfte und Ressourcen zu bündeln und eine größere soziale Wirkung zu erzielen“, handele es sich laut Reutner dabei um eine Fusion der Läden in Rastatt und Baden-Baden. Letzterer wird in diesem Zuge am Freitag, 30. Juni, geschlossen. Dieser Schritt, erklärt Reutner, war eine „sorgfältig geplante Entscheidung“. Man verspreche sich davon, den Menschen langfristig in ihrer „besonderen Lebenssituation“ zu helfen. Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass Baden-Badener künftig nach Rastatt fahren müssen. Reutner findet das schade, sieht darin aber kein immenses Problem: „Wenn eine Person zum Beispiel in Baden-Oos wohnt, ist der Weg mit der S-Bahn nach Rastatt auch nicht unbedingt weiter.“
Trotzdem gebe es Überlegungen, wie künftig auch in der Kurstadt ein gewisses Angebot gestaltet werden könnte. Reutner spricht von einer möglichen Annahmestelle und Sonderverkaufstagen in Baden-Baden – in regelmäßigen Abständen.
Da die Räumlichkeiten in der Maria-Viktoria-Straße dem Kirchenbezirk gehören, gebe es auch keine Probleme mit Miete oder Leerstand. Letzteres soll laut dem Geschäftsführer sowieso vermieden werden: „Wir können uns auch sehr gut eine Begegnungsstätte vorstellen.“
Die Mitarbeiter, die in dem Diakonieladen in Baden-Baden tätig waren, werden sich jedoch nicht mehr in dieser Konstellation begegnen. Denn das Personal – 25 Ehrenamtliche, ein Hauptamtlicher und eine geringfügig beschäftigte Person – werden nur teilweise im Rastatter Laden weiterhin Aufgaben finden.
Reutner: „Es wird keiner entlassen. Jeder kann entscheiden, ob er nach Rastatt möchte.“ Aber er wisse auch: „Der längere Weg wird sich sicherlich nicht für jeden Ehrenamtlichen rentieren.“ In Rastatt gibt es jedenfalls auch schon ein Team: Dort werden etwa 20 Menschen beschäftigt.