Badische Zeitung Lörrach, Weil am Rhein, 01.06.2023

 

Risse im Spitzbogen nach Erdbeben

Der Spitzbogen der Kirche in Niedereggenen hat nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr Risse – längst nicht die einzige Baustelle der evangelischen Gemeinde. Es fehlt an Geld.

Niedereggenen/Feldberg Seit einiger Zeit darf der Altarraum der evangelischen Kirche in Niedereggenen nicht betreten werden. Das Erdbeben vom 10. September 2022 war mit einer Stärke von 4,7 zwar kein schweres, doch immerhin das stärkste Erdbeben in Deutschland seit 2004. Das Beben verursachte einen Riss im Schlussstein des Spitzbogens, der den Chorraum aus dem 15. Jahrhundert begrenzt. Dort ist auch ein kleiner Teil des Aufputzes abgebrochen. Links und rechts des Bogens ziehen sich feine Risse durch die historischen Fresken.

Laut einem Statiker, der im Auftrag der Kirchengemeinde Eggenertal-Feldberg den Riss im Bogen begutachtete, hat der Bogen keinen Auf- und Überbau. Es beruhe keine gewaltige Last auf ihm. Somit seien die Statik des Bogens und des Gebäudes weiterhin stabil. In der Kirche dürfen weiterhin Gottesdienste gefeiert werden, nur der Chorraum ist mit Flatterband abgesperrt. Laut Befund eines Steinmetzes aus der Region sollen Edelstahldübel den Schlussstein des Bogens stabilisieren. Die Dübel seien danach nicht mehr sichtbar, sagt Jochen Jozwiak, Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Um in dieser Höhe arbeiten zu können, müsse ein Gerüst aufgestellt werden. Da die Holzdielen des Dachbodens oberhalb des Bogens etwas schief seien, müsse auch unter den Dielen nachgeschaut werden. Laut Jozwiak beauftragte das Landesamt Vermögen und Bau einen Architekten mit der Sanierung. Erste Angebote lägen vor.
Wann genau der Schaden behoben wird, ist noch unklar. Zumal die 2019 fusionierte Kirchengemeinde weitere Baustellen hat – eine weitere auch in der Kirche in Niedereggenen. Unter anderem wegen Schimmel an der 2004 eingeweihten „Späth-Orgel“ soll in der Kirche eine Lüftungsanlage eingebaut werden. Das Land Baden-Württemberg, das hier baupflichtig sei, übernehme voraussichtlich 85 Prozent der Kosten für die Behebung der Risse und rund 60 Prozent für die Lüftungsanlage, sagt Jozwiak. Den Rest trage die Kirchengemeinde.


Aus der jährlichen Zuweisung der Landeskirche seien Rücklagen für den Erhalt der kirchlichen Gebäude gebildet worden, berichtet Jozwiak. Die Rücklagen reichten für die Arbeiten in der Niedereggener Kirche jedoch nicht aus. Dennoch sei er zuversichtlich, dass die Mittel aufgebracht werden können, so Jozwiak, jedoch müsse an anderer Stelle gespart werden. Vor gut zwei Wochen unterschrieb Jozwiak mit Zustimmung des Oberkirchenrats die Kostenübernahmeerklärung gegenüber dem Land. Ein Ergebnis der Frühjahrssynode der Landeskirche Baden im Mai 2022 war die „Gebäudeampel“ in den Kirchenbezirken: 30 bis 45 Prozent der Gebäude gelten als „grün“ und können gehalten werden. Die Kirchen in Niedereggenen und Feldberg gehören dazu. Der Sparkurs wirkt sich schon länger auf die evangelischen Gemeindehäuser aus. Früher waren die Kirchengemeinden Niedereggenen, Obereggenen und Feldberg eigenständig, lange gab es jeweils ein Gemeindehaus. Heute trifft sich die Gemeinde im Feldberger Pfarrhaus.


Pfarrhaus, Waschhaus und Scheune in Feldberg waren schon immer im Besitz der Kirchengemeinde. Der Pfarrgarten und alle weiteren Grundstücke in diesem Areal sind seit gut einem Jahr in ihrem Eigentum. Die Mittel hierfür, so Jozwiak, habe man auch durch Verkauf des kleinen Gemeindehauses in Niedereggenen erwirtschaften können. „Jetzt können wir da machen, was wir wollen“, sagt Jozwiak. Doch auch für die Sanierung des Feldberger Pfarrhauses aus dem 19. Jahrhundert fehlt das Geld. Eine Baugenossenschaft habe günstigen Wohnraum schaffen wollen, unter Beibehaltung des Gemeindesaals, berichtet Jozwiak. Infolge gestiegener Baukosten und Zinsen sei aber erst einmal nichts daraus geworden.


Immerhin ist die aus Sicherheitsgründen erforderliche Neugestaltung des Feldberger Kirchplatzes bald abgeschlossen. Für den Kostenanteil der Kirchengemeinde läuft weiterhin eine Spendenaktion. Am 10. September soll der Kirchplatz mit einem großen Gemeindefest eingeweiht werden.