Offenburger Tageblatt Offenburg, 27.05.2023

 

Fruchtbarer Gesprächsabend

„Kirche und Geld – Segen oder Fluch?“ lautete das Thema, angestoßen von der evangelischen Emmausgemeinde in Ichenheim, und erreichte viele Interessierte.

Neuried-Ichenheim (ho). Der vierte Gesprächsabend unter dem Motto „Karten auf den Tisch“ brachte in der evangelischen Emmausgemeinde Neuried viele interessante Denkanstöße zum Thema „Kirche und Geld – Segen oder Fluch?“. DasGesprächsangebot der Emmausgemeinde im ökumenischen Gemeindezentrum am runden Tisch richtete sich bewusst an alle Interessierte, ob gläubig oder nicht.

Mit einem Impulsreferat führte Kirchengemeinderatsvorsitzender Rainer Schnebel in das Thema ein. Er fragte, warum Geld so sehr unser Leben bestimmt. Geld stehe für Besitz, Reichtum und Sicherheit, aber auch für Macht, Einfluss und Hierarchie, betonte er.

Jesus sagte zum Thema Geld unter anderem: „Wir sollen Schätze im Himmel suchen und nicht auf Erden.“ In der Gesprächsrunde, an der alle Anwesenden teilnahmen, lag der Fokus auf Kirche und Geld, aber auch die Bedeutung von Geld in unserer Gesellschaft wurde im Verlauf des Abends immer wieder angesprochen. So stellten Teilnehmer fest, dass auch die Kirche Geld benötigt. Die Kirche sei der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland.

Pfarrerin Anna Manon Schimmel stellte fest, dass sie dadurch, dass sie ein festes Gehalt von der Kirche beziehe, unabhängig sei. Sie erinnerte auch daran, dass vor sehr langer Zeit die Menschen noch kein Geld verwendeten, aber Besitztümer seien schon damals wichtig gewesen, um einen Tauschhandel zu betreiben. Ein Teilnehmer berichtete, dass in Peru der Pfarrer kein Geld von der Kirche bekomme und deshalb noch einen Nebenjob benötige, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Erinnert wurde daran, dass in der frühen Kirche die Christen alles teilten und es habe sogar bis ins Mittelalter für die Christen ein Zinsverbot gegolten. Heutzutage könne man mit Zinsen viel Geld verdienen. Es gebe Reiche, die auch kräftig für den ärmeren Teil der Gesellschaft spenden, aber auch Menschen, die trotz ihres Reichtums immer noch mehr Geld scheffeln wollen.

Viele Menschen würden mit dem Thema Geld auch Sicherheit für sich und die nachfolgende Generation verbinden. Angesprochen wurde, dass, wenn die so genannte Baby- Boomer-Generation in Rente gehe und dann keine Kirchensteuer mehr bezahle, der finanzielle Spielraum für die Kirchen deutlich enger werden könnte.

Viele Themenfelder über Geld in der heutigen Gesellschaft wurden an dem Abend angerissen: ungleiche Verteilung des Reichtums auf der Welt, Flüchtlinge, Fair Trade-Handel, Bedingungsloses Grundeinkommen, Mindest- und Maximallohn, die Bedeutung des Ehrenamtes, der Wunsch nach mehr Freizeit und weniger Arbeitszeit. Das nächste Gesprächsforum „Karten auf den Tisch“ soll im Juni stattfinden, das Thema wird noch rechtzeitig bekannt gegeben.