„Café Himmelreich“ ist Treffpunkt
Stefan FriedrichDiakonin Jennifer Ellinger zieht erste Bilanz ihrer Arbeit in Pforzheim
Pforzheim. Für die Arbeit der Diakoniekirche in Pforzheim war der September 2022 ein wichtiger Monat: Jennifer Ellinger wurde zur Nachfolgerin von Diakonin Adelinde Bauer-Abstein bestimmt, Martina Walter, seit 2012 Pfarrerin der Altstadt-Gemeinde, übernahm zusätzlich das Amt der Diakoniekirche für den gesamten Bezirk. Beide wissen um die Bedeutung ihrer Arbeit, die gerade nach Corona besonders gebraucht wird – nicht nur bei den Besuchsdiensten, sondern beispielsweise auch im „Café Himmelreich“, das sich längst als beliebter Teil der Diakoniekirche etabliert hat.
Anfangs haben sie die Diakoniekirche noch von der Altstadtgemeinde aus finanziert, bemerkt Walter. „Irgendwann hat der Bezirk gesagt, dass sie uns da finanziell unterstützen wollen.“ Insofern sei es auch nur konsequent gewesen, dass sie nun mit ihrer ganzen Erfahrung das Amt der Diakoniekirche für den Bezirk übernommen hat. „Ich bin sehr glücklich damit“, versichert sie. Und auch Ellinger resümiert nach den ersten neun Monaten in Pforzheim: „Ich fühle mich mega wohl. Es ist schön, Teil von diesem Team zu sein.“
Die Diakoniekirche selbst will Anlaufpunkt für Menschen in allen Lebenslagen sein, ganz egal woher sie kommen, welche Religion sie haben und wie alt sie sind. Insofern sei die Altstadtgemeinde für diese Aufgabe eigentlich prädestiniert gewesen, sagt Walter im Gespräch mit dieser Redaktion. „Hier wohnen nicht mehr so viele Evangelische im Viertel und es gibt auch nur wenige Kinder und Jugendliche, die evangelisch sind.“ Deshalb haben sie hier früh darüber nachgedacht, „wie wir unsere Arbeit so gestalten können, dass sich Menschen hier begegnen“. Das, sagt Walter, sei nämlich auch ein Teil der diakonischen Arbeit, auf alle Menschen zuzugehen. „Deshalb haben wir uns das als Schwerpunkt vorgenommen.“ In Baden haben sie sich in anderen Diakoniekirchen umgeschaut und sich unter anderem zum „Café Himmelreich“ inspirieren lassen. „Das war eines der Projekte, das wir ausprobiert haben“, erzählt Walter. „Das kam so gut an, dass es zu einer stetigen Einrichtung geworden ist.“
Diakonin Adelinde Bauer-Abstein hat es damals mit auf den Weg gebracht und bis zu ihrem Ruhestand einen Schwerpunkt ihrer Arbeit darin gesehen. Ellinger hat diesen übernommen. Sie hat zuvor schon als Diakonin in Karlsruhe-Land und in Heidelberg gearbeitet, in Freiburg Religionspädagogik und Gemeindediakonie auf Bachelor studiert, später in Heidelberg den Master am diakoniewissenschaftlichen Institut abgelegt. „Ich habe gehört, dass Adelinde in den Ruhestand geht“, erzählt sie. Das Stellenprofil habe ihr gefallen, so sei es zur Bewerbung gekommen. „Diakonin ist ein Beruf, der aus Beziehungen lebt“, sagt sie. Der Einstieg in Pforzheim sei ihr insofern leicht gemacht worden.
„Ich habe hier viele offene und freundliche Menschen kennengelernt“, so Ellinger. Unter anderem auch das Team im „Café Himmelreich“, dem sie sich längst herzlich verbunden fühlt. „Die Zusammenarbeit läuft wunderbar“, bestätigt auch Walter. „Wir haben uns von Anfang an menschlich gut verstanden.“ Beide hätten einen „ähnlichen Blick auf die Dinge“, etwa was die gute und enge Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen in der Diakoniekirche betrifft.
Die braucht es in vielen Bereichen, von denen der Besuchsdienst nur einer ist, wenngleich ein besonders wichtiger. Auch wenn das „Café Himmelreich“ Anlaufstelle für alle sein will, speziell auch für die Nachbarn aus dem Kappelhof, so sind doch nicht mehr alle in der Lage, vorbeizukommen. Ältere Menschen, deren Verwandte weit weg wohnen, sind daher oft einsam und folglich dankbar für den Besuchsdienst. „Wir machen gerade eine Schulung für Wegbegleiter“, sagt Ellinger. Von solchen ehrenamtlichen Helfern werden viele gebraucht; so viele, dass sie den Kurs im nächsten Jahr noch einmal anbieten werden. „Der Bedarf ist einfach ziemlich groß“, weiß Ellinger, die sich als Diakonin auch um die Seniorenarbeit kümmert und Religionsunterricht an zwei Pforzheimer Schulen gibt.
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