mannheimer-morgen.de, 23.05.2023

 

Bekenntnis zum Miteinander

Ökumenischer Gottesdienst als Auftakt zu engerer Zusammenarbeit der beiden Kirchengemeinden Peter W. Ragge

Die evangelische Petruskirche und die Katholiken von Wallstadt wollen künftig enger zusammenarbeiten. Das haben die Pfarrer beider Konfessionen beim ersten ökumenischen Gemeindefest des Stadtteils angekündigt. Früher hatten beide Pfarreien immer abwechselnd – ein Jahr evangelisch, ein Jahr katholisch – ihr Gemeindefest gefeiert, doch der Turnus geriet wegen der Corona-Pandemie durcheinander. Den Neuanfang wagen beide gemeinsam.

Junge Familien breiten Decken aus, ältere Menschen kommen mit Rollator, und auf den Bänken – besonders den vom Förderkreis der Petrusgemeinde angeschafften neuen Bänken – sind alle schattigen Plätze unter den alten Bäumen im Petruspark schnell besetzt, als zum Auftakt der Ökumenische Gottesdienst gefeiert wird. Der Petruspark sei „der eindeutig schönere Ort“ beider Gemeinden, bekennt der katholische Pfarrer Daniel Kunz: „Darauf war ich schon immer neidisch“, gesteht er.

Jetzt darf er hier Gottesdienst feiern – mit dem beziehungsreichen Titel „Lasst uns gemeinsam wachsen“. Das soll langsam beginnen, weshalb die beiden Pfarrer alle Gäste erst mal bitten, dass sich alle einander vorstellen, die zusammen auf einer Bank sitzen. Und schnell ergibt sich bei einer Frage von Kunz ins Publikum, dass schon viele ökumenische Aktivitäten in Wallstadt bestehen: die Frauengruppe, den Weltgebetstag, den Ökumenischen Adventskalender, den Religionsunterricht der ersten Klassen. „Aber es darf durchaus noch Neues wachsen, mehr entstehen“, meint Daniel Kunz. Und im Gebet erbittet er dann auch Ideen, Mut und Ausdauer, weitere Wege gemeinsam zu gehen. „Lass uns weiter zusammenwachsen“, so Kunz.

Bei der Lesung funktioniert das schon gut – Gabriele Hirsch übernimmt den Part aus dem Alten Testament, Christina Kowalski aus einem modernen Bilderbuch, in dem alle Tiere gemeinsam ein Haus bauen – und seien sie noch so unterschiedlich. Miteinander gehe es eben besser, meint dazu Pfarrerin Baltes in ihrer Predigt. Wichtig sei, „zu zeigen, dass jeder und jede willkommen ist, dass er oder sie sich einbringen kann“, so Baltes. „Wir brauchen aber nicht in jedem Dorf ein evangelisches und ein katholisches Gemeindehaus und ein Kulturzentrum dazu“, erklärte sie. Das Miteinander könne an jedem Ort wachsen, gestärkt durch den Heiligen Geist.

Kunz bekräftigt dieses Bekenntnis zum Miteinander der beiden Gemeinden, und auch in den Fürbitten spielen – neben Frieden ebenso wie die Bewahrung der Schöpfung oder die Angst vor zu viel Schulstress – Ideen für eine engere Zusammenarbeit der Konfessionen eine Rolle. Die Gäste bekommen sogar Zettel und Stifte, um Anregungen dazu aufzuschreiben. „Wir werden das im Gemeindeteam und im Ältestenkreis durchschauen“, kündigen die beiden Pfarrer an.

Musik der Band „Felsenfest“ und ein tänzerischer Auftritt der Mädchen und Jungen vom Evangelischen Kindergarten „Kunterbunt“ mit dem Maskottchen „Evangelischer Esel“ leitet dann über zum gemeinsamen Gemeindefest, vorbereitet seit Januar von einem evangelisch-katholischen Festkomitee. Das muss zur Mittagszeit schnell Nachschub für den Grillstand ordern, so groß ist der Andrang und alle Plätze im Gemeindehaus sind besetzt. „Raum für Begegnungen zu schaffen“, so das Ziel von Baltes – das hat geklappt, und abends gestaltet dann noch die Katholische junge Gemeinde (KjG) das Zusammensein in den evangelischen Räumen.