Begegnung braucht Raum
Das war eine besondere Premiere: Ein Ökumenisches Gemeindefest hat Wallstadt noch nie erlebt. Und dass der katholische Pfarrer Kunz sich nach dem ökumenischen Gottesdienst auf der Buga an Christi Himmelfahrt wenige Tage später erneut mit einer evangelischen Kollegin gemeinsam an einen Altar stellt, ist ebenso ungewöhnlich – lange hatte er derart konfessionsübergreifende Auftritte seinen Kollegen aus dem Seelsorgeteam oder Laien überlassen.
Aber es sind ungewöhnliche Zeiten für die Kirche(n). Die Folgen der Austrittswellen, wenngleich größtenteils von wenigen Starrköpfen an der Spitze von Bistümern ausgelöst, kommen an der Basis, in den Gemeinden an. Hier müssen in absehbarer Zeit wegen fehlender Kirchensteuereinnahmen Gotteshäuser geschlossen, Gemeinderäume abgerissen werden. Wallstadt ist da besonders betroffen, denn das katholische Gemeindehaus wird aufgegeben, der Fortbestand der katholischen Christkönig-Kirche gilt intern als zumindest sehr zweifelhaft und das evangelische Gemeindehaus steht ohnehin auf der Streichliste.
Insofern war die Aussage von Pfarrerin Baltes zumindest missverständlich. Ja, es braucht nicht in jedem Dorf zwei konfessionelle Gemeindehäuser und ein Kulturzentrum dazu – aber ganz ohne Räume kann sich soziales und gesellschaftliches Leben nicht entfalten, können sich Menschen nicht treffen und können Vereine nicht fortbestehen. Gerade weil beide Konfessionen ihre Gemeindehäuser in Wallstadt aufgeben werden, bleibt das von der Stadt geplante Kultur- und Sportzentrum unverzichtbar.
Für die Kooperation von evangelischer und katholischer Kirche in dem Ort gibt es einige längst bewährte Formate. Dass die Gemeinden darüber hinaus noch weiter zusammenrücken wollen, ist sehr zu begrüßen. Ohne mehr Ökumene in den Stadtteilen wird es auf Dauer nicht gehen, ja wird kirchliches Leben überhaupt schwierig werden. Sinnvoll wäre nur, wenn beide Konfessionen dazu bald auch ihre Raumkonzepte aufeinander abstimmen, statt dass jeder vor sich hinwurstelt. Sonst gibt es am Ende Stadtteile, in der Gotteshäuser beider Kirchen und beide Gemeindehäuser wegfallen.