Die Oberbadische Lörrach Stadt, 24.04.2023

 

Kampf um jedes einzelne Gebäude

Die Evangelische Landeskirche will Kosten massiv beschneiden. In der evangelischen Kirche geht es um die Zukunft, um die personellen und finanziellen Spielräume optimal zur Verbreitung von Gottes Botschaft auszunutzen.

Um die Herausforderungen des Prozesses „ekiba 2032“ für Lörrach und speziell für die Matthäusgemeinde an der Stadtkirche zu verdeutlichen, hatte die Gemeinde am Samstag zu einer Gemeindeversammlung eingeladen.

Die Gemeinde hatte sich einen Leitspruch gesetzt. „Welche Räume brauchen wir und nachfolgende Generationen, um Menschen das Evangelium nahe zu bringen, Kirche zu erleben und zu gestalten?“ Bei den Erläuterungen von Pfarrerin Gudrun Mauvais wurde eines rasch deutlich: Das ganze Vorhaben ist ein Bürokratiemonster. Im Kern geht es darum, die finanziellen Mittel für die Unterhaltung der bestehenden Kirchen und Gemeindehäuser zu begrenzen und zu deckeln. Dafür hat man vier Farbstufen erdacht, die von hellgrün bis rot reichen.

114 Gebäude im Bezirk

Im Kirchenbezirk gibt es 114 Gebäude. Für jedes muss der „Bauwiederherstellungswert“ (BWW) ermittelt werden. Das ist ein theoretischer Wert, er soll den prognostizierten langfristigen Aufwand zur Unterhaltung widerspiegeln. Die Badische Landeskirche hat nun für jede Kirchengemeinde eine Obergrenze für den BWW festgelegt, der sich nach der Zahl der Gemeindemitglieder richtet. Jedes Gebäude, dass in der „Bewertungsampel“ auf „grün“ gesetzt wird, belastet mit seinem BWW das Budget.

Die Überlegungen nach der Einstufung richteten sich nun nach der Nutzung, auf Schwerpunkte, Lage des Gebäudes, den Instandhaltungsstau und die Erreichbarkeit. So wurden besonders neue Gebäude auf „rot“ gesetzt, da hier in absehbarer Zeit keine Instandhaltungsaufwendungen anfallen.

Bedeutung für Stadtkirche

Der Vorschlag für die Stadtkirche sieht so aus, dass man die Alte Feuerwache auf „rot“ stellt. Eine Sanierung des Gebäudes müssten demnach in Zukunft allein von der Gemeinde getragen werden. Die Kirche selber steht noch auf „gelb“. Hier beträgt der Sanierungsaufwand nach der jüngsten Berechnung 5,9 Millionen Euro. Würde man hier die Ampel auf „grün“ stellen, hieße das, dass mehrere andere Gebäude den grünen Status verlieren würden. Denn die Gesamtsumme darf ja einen Deckelbetrag nicht übersteigen.

Die Landeskirche hat verfügt, dass ein Gebäude im ganzen Bezirk ohne Anrechnung auf das Budget auf „grün“ gestellt werden darf. Hier „konkurriert“ jedoch die Stadtkirche mit der Kirche Alt-Weil und der Petruskirche in Rheinfelden-Herten.

Argumente gesammelt

Die Gemeindeversammlung sammelte Argumente, die die Stadtkirche Lörrach besonders hervorhebt. Als „Citykirche“ mit kulturhistorischem Wert liegt sie gut erreichbar in einem regelrechten Kulturzentrum. Bibliothek und Museum liegen in unmittelbarer Nähe. Und auch vom Margaretenheim ist die Stadtkirche selbst mit dem Rollator leicht zu erreichen.

Ein Besucher monierte, dass hier drei Gemeinden gegeneinander ausgespielt würden. „Wenn wir etwas bekämen, müssten zwei andere Gemeinden verzichten“. Ein Zwischenrufer: „Das ist von oben doch so gewollt.“ Ein anderer Besucher sprach sich dafür aus, dem gesamte Prozedere mit den Ampelfarben zu widersprechen.

Mauvais betonte, dass die Landeskirche bis zum 8. Mai eine Stellungnahme aus Lörrach erwartet. Christoph Meyer als Vorsitzender der Gemeindeversammlung erbat sich ein Votum der Versammlung. Danach soll der Ältestenkreis versuchen, dass die Stadtkirche außerhalb des Budgets auf „grün“ gestellt wird.