Acher- und Bühler Bote, 28.04.2023

 

Rheinauer wollen eigenständig bleiben

Dieter Heidt

Schrumpfende Kirchengemeinden: Dekan stellt Strategieprozess der Landeskirche vor

Rheinau-Linx. Die Kirche muss sparen. Beim Personal, im Gebäudebestand und bei der Verwendung der vorhandenen finanziellen Mittel. Steigende Kirchenaustritte bedeuten weniger Einnahmen. Dieser negativen Entwicklung entgegenzuwirken, hat die Evangelische Landessynode Baden beschlossen, als Transformation bis 2032 in allen Bereichen 30 Prozent aller Haushaltsmittel einzusparen. Was das für die Kirche vor Ort bedeutet, erläuterte der für die Region Kehl-Hanauerland zuständige Dekan Oliver Wehrstein in der Gemeindeversammlung der Kirchengemeinden Linx und Diersheim mit Honau.

Kirchenaustritte sind auch hier an der Tagesordnung. In Linx sank die Mitgliederzahl von 632 (2020) auf aktuell 610, in Diersheim im gleichen Zeitraum von 812 auf 765, Honau mit inbegriffen. „Die Austritte sind generationsübergreifend und zumeist ohne Begründung“, bedauert die für Linx und Diersheim zuständige Pfarrerin Ulla Eichhorn.

Geplant ist, eine neue Organisationsform, in der bisherige Kirchengemeinden als Kooperationsräume zusammengefasst werden. Nach dem vom Oberkirchenrat vorgestellte Entwurf sollen die Rheinauer mit Scherzheim und Lichtenau einen Kooperationsraum bilden. Da Scherzheim und Lichtenau politisch zum Landkreis Rastatt zählen, könnten sie auch einen eigenen Kooperationsraum bilden. Dies wäre, nach Aussage von Eichhorn, Wunsch der Rheinauer Kirchengemeinden. Damit wären zwei Pfarrstellen in Freistett und Rheinbischofsheim sowie eine 50-prozentige Diakonstelle für fachliche Beratung und Familienarbeit gesichert. Die jeweiligen Tätigkeiten sollen im Verbund erledigt werden. Da Eichhorn Mitte 2024 in den Ruhestand geht, erledigt sich die Personalreduzierung von selbst. Entlassungen soll es nicht geben, der Personalrückbau soll bei Ausscheidungen durch Nichtbesetzung erfolgen.

Kompliziert wird es bei den kircheneigenen Gebäuden. Hier wird eine Gebäudeampel eingeführt, die aufzeigt, was im Bestand der Landeskirche bleibt und was von den Kirchengemeinden verkauft, vermietet oder durch Eigenfinanzierung erhalten werden kann. Grün gelistete Gebäude sollen langfristig gehalten werden, energetisch saniert und von der Landeskirche finanziert werden. Über gelb und rot gelistete Gebäude soll in den kommenden Jahren entscheiden werden. Rot gekennzeichnete Gebäude erhalten keine Baumittelförderung mehr.

Die Linxer Kirche kommt gut weg, weil sie von der Pflege Schönau bezuschusst wird. Das Pfarrhaus wird demnächst vermietet, der Gemeindesaal ist rot gelistet. In Diersheim stehen der Gemeindesaal und das ehemalige Pfarrhaus auf der roten Liste. An die politischen Gemeindevertreter richtete Dekan Wehrstein das Angebot, die Gemeindehäuser als gemeinsamen Treffpunkt im Dorf einzurichten und so zu erhalten. Da die Entscheidungen den jeweiligen Kirchengemeinden überlassen wird, sind beide Gremien aufgefordert, baldmöglichst Lösungen zu finden. Mitte Juli beschließt der Oberkirchenrat den finalen Entwurf, bis Mitte September kann Beschwerde eingelegt werden.

Die Bezirkssynode wird im Oktober zu diesem finalen Entwurf angehört und im November erfolgt der Beschluss. Zum 1. Januar 2024 sollen die Kooperationsräume in Funktion treten und die Dienstgruppen eingerichtet werden.