Bewahrung der Schöpfung als christlicher Auftrag
Katrin König-DerkiMicha-Gruppe der Johannesgemeinde rückt Verantwortung für die Erde und globale Gerechtigkeit in den Fokus
Bühl. Der Auftrag Gottes zu Gerechtigkeit und Fürsorge für seine Schöpfung sowie die damit verbundene Verantwortung im täglichen Leben stehen im Fokus der neu gegründeten Micha-Gruppe der Evangelischen Johannesgemeinde. „Wir befassen uns also mit zentralen Themen der Bibel“, sagt Erdmute Albani, die die Gründung der Gruppe maßgeblich vorantrieb. Am Pressegespräch nehmen auch Pfarrer Götz Häuser und Sonja Fröhlich als weitere Teammitglieder teil. Der Name, erklärt Häuser, beziehe sich auf das „Micha-Netzwerk Deutschland“ – eine christliche Basisbewegung, die sich für globale Gerechtigkeit engagiert. „Wir nehmen Gottes Auftrag, der sich schon in der Schöpfungsgeschichte findet, und seine unbedingte Liebe zu dieser Welt sehr ernst“, betont er.
Während Experten aus den Reihen der Gemeinde seit Jahren das Umweltmanagement vor Ort im Blick haben, geht es bei der Micha-Gruppe um das Handeln des Einzelnen, wie er verdeutlicht. Jeder, ergänzt Fröhlich, könne im Sinne der Nachhaltigkeit kleine Beiträge leisten: Häufiger das Fahrrad statt das Auto nutzen und somit zugleich Sport treiben, lecker vegetarisch kochen, sich den Stress eines Überseeflugs ersparen. „Ich sehe darin keinen Verzicht, sondern einen Gewinn“, sagt sie. „Man entdeckt viel Neues.“
So erlebt es auch Albani, die es zudem sehr motivierend findet, wie die Teammitglieder ihre persönlichen Ansätze einbringen. „Wir haben einen Bio-Gärtner dabei, Sonja und ihr Mann betreiben die umweltschonende Perma-Kultur und ich interessiere mich besonders für fair gehandelte Klamotten“, sagt sie exemplarisch. „Rund um Fair-Trade-Kleidung hat die Gruppe diese Woche einen Workshop. Unsere Gedanken und unser Wissen teilen und strukturieren wir zunächst intern, verbunden mit dem Ziel, damit später in die Gemeinde zu gehen.“
Albani verweist auf die Privilegien der Deutschen im Vergleich zu vielen Menschen weltweit. Der hiesige Lebensstil, geprägt von Überfluss und Verschwendung, wirke sich global aus. „Wenn wir als Christen aufgerufen sind, unsere Nächsten zu lieben, sind damit gerade die besonders Bedürftigen gemeint. Die befinden sich aber eher nicht vor unserer Haustür.“ Ein Bewusstseinswandel ist ihr zufolge daher überfällig. „Wir büßen nicht an Lebensqualität ein, wenn wir unser Verhalten minimal ändern. In der Gesamtheit können wir hier viel bewirken.“
Das Argument, sich so etwas nicht leisten zu können, lässt Fröhlich für das Gros der Bürger nicht gelten. „Es gibt längst günstige Bio-Lebensmittel in Discountern“, sagt sie. Außerdem, ergänzt Albani, könne man sich auch auf anderen Ebenen engagieren, Stichworte Petitionen oder Demonstrationen. Die Micha-Gruppe, so Häuser, folge weder parteipolitischen Interessen, noch sei sie moralische Instanz oder konfessionell gebunden. „Wir sehen uns schlicht in der Verantwortung, das Leben in Gottes wunderbarer Welt zu bewahren – bei uns selbst angefangen.“
Das Team trifft sich Häuser zufolge monatlich einmal, jeweils freitags von 18 bis 20 Uhr. Eine erste öffentliche Veranstaltung, die auf eine Idee der Gruppe zurückgeht, kündigt er für den 27. April um 20 Uhr an. „Integriert in die Offenen Abende unserer Gemeinde zeigen wir Volker Schlöndorffs Film ‚Der Waldmacher‘, der das Leben und Wirken von Tony Rinaudo beschreibt. Der Agrarwissenschaftler hat in Westafrika eine so einzigartige wie einfache Methode zur Wiederbewaldung großer verwüsteter Flächen entwickelt und wurde für seine wegweisende Arbeit mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.“ Im Anschluss an die Doku sei Zeit zum Gespräch, so Häuser. „Der Eintritt ist frei.“
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