BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Karlsruhe, 24.04.2023

 

„Stadtkirche geht nicht an Oligarchen“

Evangelische Stadtsynode in Karlsruhe berät abermals übers Sparen und den Gebäudeverkauf Rüdiger Homberg

Wie andere kirchliche Institutionen in Deutschland verliert auch die Evangelische Kirche in Karlsruhe Mitglieder. Das erklärten die Verantwortlichen um Dekan Thomas Schalla auf der zweiten Stadtsynode der hiesigen protestantischen Gemeinde. Zentrales Thema war das selbst auferlegte Transformationsprogramm „Kirche 2030“.

Im Kern steht darin: Die evangelische Kirche muss sparen. Auch, weil sie zu viele Immobilien in ihrem Eigentum hat. Wie in anderen evangelischen Kirchenbezirken im Land entscheidet die Kirche in Karlsruhe darüber, welche Gottes- und Gemeindehäuser verkauft werden – und welche Gebäude im Rahmen der Transformation Eigentum der Karlsruher bleiben. Laut aktueller Planung wird dafür im Herbst eine Liste erstellt. Die evangelische Stadtsynode hat sich bei ihrer Sitzung über die weitere Vorgehensweise informiert.

Bei der kommenden Synode im Juni soll das Gremium über Kooperationen und Strukturen beraten. Auf der Tagung im November werde dann endgültig über den Verkauf von Immobilien diskutiert. In etwa jedes dritte Gebäude, das heute noch der Evangelischen Kirche gehört, soll dann einen anderen Besitzer finden. Die finale Entscheidung über die Verkaufsliste fällt schließlich im Stadtkirchenrat.

„Unsere Stadtkirche werden wir nicht an einen russischen Oligarchen verkaufen“, scherzte Dekan Schalla am Rande der Sitzung. Zumal die Evangelische Kirche Karlsruhe diesen Verkauf ohnehin nicht vornehmen könnte. Die Stadtkirche ist im Landeseigentum. Doch selbst wenn die Gemeinde Eigentümerin wäre, bliebe die Stadtkirche Stadtkirche. Sie stünde keinesfalls auf dem Verkaufszettel. Andere Kandidaten kann oder will Schalla noch nicht nennen. Eine Tendenz, wohin die Reise geht, ist jedenfalls noch nicht zu erkennen. Das wurde bei der Diskussion in der Synode deutlich. Auch die Vorsitzende Jutta Scheele-Schäfer meinte: „Es ist jetzt noch zu früh, um etwas Konkretes sagen zu können.“

Meinungen und Ansichten der Gesellschaft über die Evangelische Kirche zu erfragen, ist Aufgabe der Arbeitsgruppe „Lila Sofa“. Nicht zufällig stand auf der Bühne dann auch eben jenes Möbelstück. Mit der Sitzgelegenheit waren engagierte Mitglieder der Karlsruher Evangelischen Kirche in der Stadt, aber auch in Schulen und Kitas unterwegs, um zu erfahren, wie die Menschen über Kirche denken.

Ähnlich den ersten Ergebnissen einer Umfrage der Karlsruher Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit, zeigte sich bei der Arbeitsgruppe, wie wichtig den Menschen eine Kirche ist, die nah bei den Menschen weilt.

Bei den jungen Leuten seien Kirchen „noch im game“, hieß es. Betonung allerdings liege auf dem Wort „noch“. Die Kirchen würden allgemein kritisch, aber immer noch positiv beurteilt. Wichtig sei den jungen Befragten in dieser Zeit, dass sich die Kirchen um Klimaschutz und um das Thema Krieg und Frieden kümmern. Die Institution solle „nicht nur reden, sondern auch handeln“.