Ungewisse Zukunft für Kirchengebäude
Stelleneinsparungen und der Verzicht auf Kirchengebäude: Weil in Zukunft Kirchensteuern fehlen werden, muss die Evangelische Kirche sparen. 20 Gebäude im Bezirk Breisgau-Hochschwarzwald sind davon betroffen.
Breisgau-Hochschwarzwald Die Evangelische Kirche muss sparen. Deswegen soll es im Bezirk Breisgau-Hochschwarzwald zu Kürzungen kommen – in Sachen Personal und Immobilien. Darunter fallen einige Kirchengebäude. Deren Zukunft ist aktuell unklar.
Warum muss die Kirche sparen?
Die Prognosen der Evangelischen Landeskirche sind eindeutig: Die künftigen Kirchensteuereinnahmen reichen nicht aus, um weiterzumachen wie bisher. Der Grund: Durch den demografischen Wandel geht in den nächsten Jahren eine große Zahl an Kirchensteuerzahlern in Rente und bezahlt weniger Steuern. Hinzu kommt die steigende Zahl an Kirchenaustritten. 2022 wurden in der Badischen Landeskirche 9513 Menschen getauft. 1165 Eintritten standen 22.149 Austritte gegenüber. Zusammen mit den Zu- und Wegzügen sowie den Todesfällen hat die Landeskirche damit im vergangenen Jahr 27.218 Kirchenmitglieder verloren.
Um wie viel Geld geht es?
Die Landessynode hat beschlossen, bis 2032 insgesamt 30 Prozent aller Haushaltsmittel einzusparen. Ein Teil der Einsparungen soll investiert werden, um die Kirche zukunftsfähig zu machen. Dabei geht es etwa um die klimafreundliche Sanierung von Gebäuden und den Ausbau der Digitalisierung. „Damit das Ganze Geld nicht nur in Steinen gebunden ist und man dann keine Taufkerze mehr kaufen kann, reagieren wir jetzt“, sagt Philipp van Oorschot, Dekanstellvertreter für die Region Dreisamtal-Hochschwarzwald.
Werden Stellen eingespart?I
m Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald müssen bis 2036 acht Pfarr- und 1,5 Diakonstellen eingespart werden. Die Kürzungen werden in mehreren Runden umgesetzt. Die erste Einsparung muss bis 2026, die zweite bis 2032 und die dritte bis Ende 2036 vollzogen werden. „Es wir niemand entlassen“, sagt van Oorschot. Vielmehr sollen freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt werden.
Bleiben Gemeinden ohne Pfarrer?
Die Einsparungen sind nicht die einzige Veränderung, die auf die Evangelische Kirche zukommen. Auch die Organisation innerhalb des Kirchenbezirks wird sich verändern. So sollen die verschiedenen Gemeinden in Zukunft enger zusammenarbeiten und Aufgaben aufteilen. Die sogenannten Kooperationsräume sollen aus vier bis sechs Gemeinden bestehen. All das ist Teil des Strategieprozesses ekiba32, mit dem sich die Evangelische Kirche für die Zukunft aufstellen will. „Es wird zukünftig wahrscheinlich nicht mehr in jeder Gemeinde am Sonntag um 10 Uhr ein Gottesdienst stattfinden“, sagt van Oorschot. Auch Angebote wie der Konfirmationsunterricht könnten an einem Ort gebündelt und Schwerpunkte in verschiedenen Gemeinden gebildet werden. Nicht mehr jede Gemeinde wird alle Angebote für jeden anbieten können. Der Transformationsprozess werde die kirchliche Landschaft der nächsten zehn bis 20 Jahre prägen, so van Oorschot.
Wie wird an Gebäuden gespart?
Zusätzlich zu den Einsparungen beim Personal soll auch bei den Gebäuden der Kirche gespart werden. Konkret heißt das, dass es künftig für 30 Prozent der bestehenden Gebäude, darunter Kapellen, Kirchen und Gemeindehäuser, in Zukunft keine Förderungen der Landeskirche zur Instandhaltung mehr geben wird. Das heißt, für die Finanzierung anfallender Kosten, etwa durch eine energetische Sanierung, müssen die Gemeinden vor Ort künftig selbst aufkommen. Das kann bedeuten, dass einzelne Gebäude verkauft oder verpachtet werden müssen, wenn die Kirchengemeinde die Finanzierung nicht stemmen kann oder will.
Wie viele Gebäude sind betroffen?
Von den 68 Gebäuden im Kirchenbezirk werden 20 keine Förderung mehr erhalten, für zwölf Gebäude sind die Unterstützungsmöglichkeiten begrenzt. 36 Gebäude können aus landeskirchlichen oder sonstigen Mitteln erhalten werden. Alle Gebäude im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald sind in den vergangenen Monaten nach einem Ampelsystem bewertet worden. Grün heißt, die Finanzierung durch die Landeskirche soll weiterbestehen, gelb, die Finanzierung soll mittelfristig bestehen bleiben, und rot, dass die Gebäude nicht weiterfinanziert werden. Bei der Bewertung spielten neben betriebswirtschaftliche Erwägungen auch die historische oder die strategische Bedeutung für den Kirchenbezirk eine Rolle. Die Gebäudeauswahl erfolgte mit den 32 Gemeinden im Bezirk, die sich auf die Bewertungen geeinigt haben, um das Sparziel zu erreichen. Pfarrheime und Kindergärten sind ausgenommen.
Was wird aus den Gebäuden?
Wie es langfristig mit den Kirchen, Kapellen und Gemeindehäusern weitergeht, sollen die Gemeinden erarbeiten. Verschiedene Szenarien sind denkbar. Zum Beispiel könnte die jeweilige Kommune in die Finanzierung einsteigen, Gemeindehäuser könnten ökumenisch, also gemeinsam mit der Katholischen Kirche, genutzt werden, um die Kosten zu teilen. Auch der Verkauf steht dabei im Raum.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Bezirkskirchenrat hat seine Einsparvorschläge jetzt erstmals der Bezirkssynode, dem Kirchenparlament, vorgestellt. In einem nächsten Schritt sollen Einwände gesammelt und geprüft werden. Diese sollen bis zum Sommer in die Strategie eingearbeitet werden. Der Prozess brauche Zeit, sagt van Oorschot. Eine endgültige Entscheidung wird der Kirchenbezirksrat im Dezember fällen.