Mit neuem Glanz ins Jubiläumsjahr
Zum 200-jährigen Bestehen wurde das Erscheinungsbild der evangelischen Kirche in Tairnbach aufgewertet
Von Rudi Kramer
Tairnbach . In diesem Jahr feiert die Evangelische Kirchengemeinde Mühlhausen-Tairnbach das 200-jährige Bestehen ihrer Kirche. Eigentlich ist das Gotteshaus viel älter, nämlich gut 275 Jahre. Denn beim Blick auf die spannende Geschichte der Kirche führen die Spuren in die Wieslocher Hesselgasse, wo seit 1746/1747 eine evangelisch-lutherische Kirche stand. Nachdem im Jahre 1821 von der staatlichen Obrigkeit die Vereinigung der Lutheraner und Reformierten verordnet worden war, wurde die gottesdienstliche Nutzung der kleinen Kirche trotz inständiger Bitten untersagt. Irgendjemand in Tairnbach hatte dann die Idee, große Teile der Wieslocher Kirche zu kaufen, um sie in Tairnbach wieder aufzubauen.
Schon vor einigen Jahren reifte nun im Vorfeld dieses Jubiläums der Plan, das äußere Erscheinungsbild der Kirche aufzuwerten. Da die Kirche vor 15 Jahren innen gründlich saniert worden war, konzentrierte man sich auf das äußere Erscheinungsbild.
Der Wunsch der Kirchengemeinde, dass die Gemeinde im Zuge der angedachten Maßnahmen auch die marode Kirchstraße saniert, ließ sich nicht verwirklichen. Zudem war Eile geboten, weil man bereits ahnte, dass die Landeskirche in Kürze einen Bau- und Finanzierungsstopp für alle Kirchensanierungen verhängen würde. Kurz vor „Toreschluss“ reichte der amtierende Kirchengemeinderat unter Vorsitz von Harmut Laß alle notwendigen Anträge ein, sodass das neue Gremium unter Vorsitz von Sabine Hellriegel, unterstützt von Ortsvorsteher Rüdiger Egenlauf und Hartmut Laß, das Vorhaben vorantreiben konnte.
Eine unliebsame Überraschung erlebte die Kirchengemeinde an den Weihnachtstagen 2017, als die alte Ölheizung ihren Geist aufgab und die Kirche nur unter großem ehrenamtlichem Einsatz für die Gottesdienste beheizt werden konnte. Nachdem man ein energetisches Gutachten eingeholt hatte, entschloss man sich, eine Gasheizung zu installieren, weil man so den intakten Innenraum nicht antasten musste.
Als Architekt für die Außensanierung wurde Horst Keller vom Architekturbüro Dorbarth und Partner aus Mosbach gewonnen, der bereits die Innensanierung der Kirche im Jahr 2006/2008 sowie die energetische Sanierung des Pfarrhauses in den Jahren 2013/14 begleitet hatte. Die wichtigste Aufgabe der Denkmalpflege war die Erhaltung der historischen Natursteinmauern, der Gebäudesockel, der Fensterbänke und der Gesimse, die durch die Witterungseinflüsse bröckelten. Steinmetz Wolfgang Schmitt aus Weiler hatte bereits zuvor im Ort Sandsteinsockel an Häusern in der Kirchstraße und Sternweilerstraße instandgesetzt und dort durch fachmännische Arbeit überzeugt. An der gesamten Fassade sanierte er schadhafte Steine. Insbesondere am Sockel stellte er ein einheitliches Fugenbild her. Hier hatten frühere Sanierungsmaßnahmen und Witterungseinflüsse unschöne Anblicke hinterlassen.
Um die einladende Symbolik des Kirchenportals zu verstärken, wurde die Kirchentreppe zu beiden Seiten verbreitert, sodass sie sich optisch gut in das Geländeprofil einpasst. Die neue Pflasterung vor der Kirche wurde bis zur Sakristei verlängert, nachdem die Treppenstufen dort entfernt worden waren. Dabei griff man auf die Pflastersteine zurück, die bereits an vielen Stellen im Dorf von der Gemeinde verwendet worden waren. Damit will man – so die Sanierung der Kirchstraße Wirklichkeit werden sollte – ein einheitliches Erscheinungsbild rund um die Kirche entstehen lassen. Die Malerarbeiten an Fenstern, Türen und Gesimsen erledigte der Malerbetrieb Knopf aus Dielheim. Einige Zimmerarbeiten wurden von Helmut Strobel aus Mühlhausen durchgeführt. Verschiedene Elektroarbeiten nahm die Firma EAP aus Tairnbach vor. Als einzige größere Überraschung mussten die alten Zinkbleche, mit denen der hölzerne Turmschaft gegen Witterungseinflüsse geschützt war, erneuert werden.
Erneuert wurden ebenfalls die Uhren- und Glockensteuerung, wobei hier einige „Nacharbeiten“ notwendig waren, weil einmal der Viertel-, einmal der Stundenschlag nicht funktionierte oder die Funkverbindung von der Sakristei zum Glockenturm gestört war. Inzwischen harmoniert das Zusammenspiel. Nun erstrahlt die Tairnbacher Kirche nach eineinhalb Jahren Bauzeit in neuem Glanz und man ist froh, dass in absehbarer Zeit keine größeren Baumaßnahmen anstehen. Als „Zukunftsmusik“ betrachtet Pfarrer Dittberner die Elektroinstallationen im Kirchenraum, die erneuert werden sollten, sowie die Generalüberholung der Orgel.
Das 200-Jahre-Jubiläum will die Kirchengemeinde mit einem Festwochenende rund um die Dreschhalle begehen. Pfarrer Dittberner blickt weiter in die Zukunft: „In den nächsten Jahren werden wir uns nun vor allem dem inneren Bau unserer Gemeinde zuwenden müssen.“ Denn er ist überzeugt: „Kirche vor Ort ist so lebendig, wie die Menschen sie machen.“ Dabei habe man im Gemeindeleben mit Kirche, Kindergarten und Gemeindesaal gute Voraussetzungen.