Gemeinde ist dreifach leidgeprüft
Protestanten kämpfen mit gesperrter Kirche, vakanter Pfarrstelle und unbewohnbarem Pfarrhaus Peter DietrichNeulingen-Bauschlott. Dreifach leidgeprüft ist derzeit die evangelische Kirchengemeinde (KG) Bauschlott mit einem Gotteshaus von 1838, das wegen bedenklicher Risse an den Innenwänden der Westseite im Schiff aufgrund von Verkehrssicherheitsbedenken für jegliche Nutzung gesperrt werden musste und einer „Herde ohne Hirten“ durch eine vakante Pfarrstelle. Und selbst, wenn ein neuer „Hirte“ käme, würde er kein bewohnbares Pfarrhaus vorfinden. In über 60 Jahren wurde an diesem nicht mehr viel saniert, weshalb seine Weiternutzung im jetzigen Zustand wenig attraktiv und insbesondere im Winter sehr kostenintensiv ist. Die Kosten einer notwendigen Grundsanierung würden sich dem heutigen Komfort angepasst auf rund 800.000 Euro belaufen, was für die KG unmöglich zu finanzieren wäre.
Denn wie bei der Gemeindeversammlung unter der Leitung von Mathias Büchler am Sonntag nach dem Gottesdienst im Gemeindehaus zu erfahren war, seien die Ideen und Pläne einer umfassenden Sanierung des 1765 erbauten Bauschlotter Pfarrhauses jäh durch die Kostenexplosion und das verhängte Bau-Moratorium durchkreuzt worden.
Auf eine Anfrage aus der Gemeindeversammlung wegen einer Aufstockung des hinter dem Pfarrhaus stehenden 1970 erbauten Gemeindehauses, dessen Kosten und Statik noch nicht berechnet wurden, gab es zur Antwort, dass diese Option wohl nicht in Frage kommen werde.
Ein potenzieller Kandidat für die Pfarrstelle hätte kein Problem damit, nicht im Pfarrhaus wohnen zu können. Nach zwei fehlgeschlagenen Ausschreibungen wurde er vom Oberkirchenrat vorgeschlagen, wie von Kirchengemeinderätin Gabi Reichelt zu erfahren war. Eine Entscheidung seinerseits gibt es bislang noch nicht. Wenn für eine Pfarrfamilie eine Wohnung gemietet werden müsste, könnte der Amtsinhaber seiner Residenzpflicht entbunden werden.
Für den verhinderten Kirchengemeinderat (KGR) Björn Kraus trug dessen Bericht sein Kollege Hans-Jürgen Schestag vor. Darin wird erwähnt, dass ein Verkauf des Pfarrhauses ein großer und unumkehrbarer Schritt wäre, der sich nicht allein auf das Gebäude beschränken würde. Ein Verkauf würde sicherlich auch die Hofeinfahrt und Teile des Pfarrgartens beinhalten.
Eine Vermietung des Pfarrhauses ist aufgrund des Gebäudezustands, insbesondere im Sanitärbereich, ebenfalls kaum vorstellbar.
Durch Anregungen aus der Kirchengemeinde und über die Vermittlung durch Dekan Christoph Glimpel sei man jüngst mit der Gemeinde Neulingen ins Gespräch gekommen, die ein sehr großes Interesse an dem Pfarrhaus als mögliche Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine aber auch für andere bedürftige Menschen gezeigt habe, war zu erfahren. Doch diese Gespräche stünden erst am Anfang. Zunächst müsse die Eignung des Pfarrhauses und der Kostenrahmen für eine Nutzung geschätzt werden. Hierbei gehe es unter anderem um die Sanierung der Bäder, den Einbau einer neuen Küche und natürlich die Herrichtung der Schlafbereiche.
Wenn die Gespräche mit der Gemeinde Neulingen weiterhin positiv verlaufen, so erscheint dem KGR die Kooperation mit der Kommune sehr attraktiv, da das Pfarrhaus dadurch im Besitz der Kirchengemeinde bleiben würde und gleichzeitig durch die kontinuierliche Nutzung in der Bausubstanz erhalten werden könnte. Notwendige Renovierungen könnten in dieser besonderen Konstellation von der Kommune über die entsprechenden Fördertöpfe finanziert werden.
Wegen der Schließung der Kirche teilte die hierfür zuständige Kirchengemeinderätin Sabine Faust mit, dass derzeit noch die Ursachenforschung laufe. Erst nach diesen Ergebnissen können weitere Schritte folgen. Weiterhin bestehe ein enger Kontakt zu dem Statiker, der die Schließung des Gotteshauses empfohlen hatte.