Pforzheimer Kurier, 20.04.2023

 

Institutionen veröffentlichen Solidaritätserklärung

Vertreter unterzeichnen Schreiben für Vielfalt und Toleranz sowie gegen Hass und Hetze in der Stadt Stefan Friedrich

Pforzheim. Weil es in Pforzheim immer wieder zu antidemokratischen oder menschenfeindlichen Ereignissen kommt, haben sich Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammengetan und am Mittwoch eine Solidaritätserklärung veröffentlicht. Darin setzen sie sich gegen Hass und Hetze sowie für Demokratie und ein gesellschaftliches Miteinander ein. Bürgerinnen und Bürger können die im Internet zu findende Erklärung ab sofort ebenfalls unterstützen. „Wir freuen uns, wenn es viele sind, die es unterzeichnen“, so die Grünen-Bundestagsabgeordnete Stephanie Aeffner, die neben der Dekanin der Evangelischen Kirche Pforzheim, Christiane Quincke, sowie dem Leiter der Katholischen Kirche Pforzheim, Georg Lichtenberger, zu denen gehört, die bereits unterschrieben haben. Alle drei unterstrichen am Mittwochnachmittag bei einer Online-Pressekonferenz ihr Eintreten für die Vielfalt der Pforzheimer Bevölkerung.

Die Vielfalt in der Stadt sehen die Unterzeichner als Stärke und wollen solidarisch an der Seite aller Menschen stehen, „die aufgrund ihrer Sexualität, ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihres Alters, ihrer sozialen Stellung, ihrer Behinderung oder aus anderen Gründen Diskriminierung erleben“, heißt es in der Erklärung. Zugleich zeigen sie sich „erschüttert“ über die queerfeindlichen und antisemitischen Reden, „die derzeit von einem unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilten Prediger in der fundamentalistisch-evangelikalen Baptistenkirche ‚Zuverlässiges Wort Pforzheim‘ unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit Verbreitung finden“. Solche Hassreden müssen Konsequenzen haben, fordern die Unterzeichner der Erklärung und stellen klar: „Wir werden es nicht zulassen, dass Mitglieder unserer Gesellschaft Ausgrenzung oder Gewalt erfahren. Ein Angriff auf sie ist ein Angriff auf uns alle. Ihre Freiheit ist unsere Freiheit.“

„Dass wir so eine Erklärung von christlicher Seite her unterstützen, ist für uns selbstverständlich“, so Quincke, zumal Menschen in der Vielfalt der Identität nicht immer als Kinder Gottes respektiert und geachtet würden. „Umso wichtiger ist es an der Stelle, jetzt ein Zeichen zu setzen.“ Es dürfe nicht passieren, dass Menschen von einer Gruppe, „und wenn sie noch so klein ist“, das Lebensrecht abgesprochen wird. Auch insofern zeigte sich Aeffner „sehr dankbar“, dass sich viele Personen aus der Stadtgesellschaft bereits dazu bereit erklärt haben, eine solche Solidaritätserklärung zu unterstützen.

Lichtenberger tut das ebenfalls, wenngleich es für ihn nicht einfach sei, als Vertreter der Diözese zu dieser Erklärung zu sprechen, nachdem tags zuvor das Ausmaß an Missbrauch und krimineller Vertuschung in der katholischen Kirche veröffentlicht worden sei. „Das hat mich nachhaltig erschüttert und mit dieser Erschütterung sitze ich hier.“ Trotzdem empfinde auch er es als wichtig, den Anfängen zu wehren und für demokratische Werte einzutreten, so Lichtenberger. „Es ist wichtig, zu zeigen und zu sagen, dass wir Christen auf der Seite derer stehen, die von anderen diskriminiert, ausgeschlossen und zu Opfern gemacht werden.“

https://pforzheim-ist-bunt.de