Offenburger Tageblatt - Schwarzwald-Zeitung, 18.04.2023

 

Weniger Pfarrer im Kinzigtal

Die Pläne fürs Kinzigtal im Reformprozess „Ekiba 2032“ werden konkreter. Auch wenn noch nichts beschlossen ist: In einem von zwei Kooperationsräumen wird es künftig weniger Pfarrer geben. Von Tobias Lupfer

Mittleres Kinzigtal. Um 30 Prozent will die Evangelische Landeskirche ihre Ausgaben bis 2032 senken. Der Reformprozess „Ekiba 2032“ strahlt in jede Gemeinde aus. Im ersten Schritt geht es um den Zuschnitt neuer Organisationseinheiten, damit verbunden um deren personelle Besetzung und den Unterhalt kirchlicher Gebäude (Stichwort).

Zwei sogenannter Kooperationsräume, die gemeinsam von insgesamt weniger hauptamtlichen Kräften betreut werden sollen, sind fürs Kinzigtal anvisiert: Die evangelischen Kirchengemeinden Hornberg, Gutach, Hausach, Wolfach, Kirnbach und Schiltach/ Schenkenzell bilden nach dem den Gemeinden vorliegenden Entwurf den Kooperationsraum Obere Täler. Talabwärts bilden die Kirchengemeinden Haslach, Zell und Gengenbach einen Kooperationsraum.

„Für diesen Kooperationsraum sind drei 100-Prozent-Pfarrstellen geplant, jeweils eine in Zell, eine in Haslach und eine in Gengenbach“, erklärt
Haslachs Pfarrer Christian Meyer. In Sachen Pfarrstellen bleibe somit alles wie gehabt – Diakonin Mareike Gebert sei befristet angestellt. Wie konkret Synergieeffekte bei der pastoralen Arbeit aussehen können, müsse man noch sehen: „Wir werden dadurch, dass wir zusammenarbeiten müssen, auch mehr entdecken, dass wir zusammenarbeiten können.“ Die Gemeinden blieben eigenständige Einheiten mit eigenen Kirchengemeinderäten. Durch die sinkende Zahl der Gemeindeglieder bleibe das Verhältnis auch mit weniger Hauptamtlichen gewahrt, verteile sich aber stärker.

Und talaufwärts? „Ziel ist, dass es zwischen 2026 und 2032 im Bereich Obere Täler Stand heute noch drei hauptamtliche Kräfte geben wird, wenn die Planung denn so kommt“, sagt der
Hausacher Kirchengemeinderatsvorsitzende Werner Kadel stellvertretend für die Gemeinden Hausach und Gutach. „Es wird niemand entlassen und niemand abgebaut“, betont Kadel, der auch Mitglied im Bezirkskirchenrat ist. Mit dessen Beschluss wird die jetzt vorliegende „Arbeitsplanung“ Ende des Jahres konkret. Nichtsdestotrotz: Aktuell gibt es in den Gemeinden der Oberen Täler vier Pfarrer und zwei Diakoninnen.

„Bedauerlicherweise geht die Zahl der Kirchenglieder zurück“, resümiert Kadel – und damit sinken auch die Steuereinnahmen der Landeskirche. „Glücklich sind wir alle nicht“, doch sei es „bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, dass weniger Kirchenglieder von weniger Personal betreut werden“. Als Erstes müssten nun aber bis Anfang 2024 die Kooperationsräume gebildet werden. Wie genau die Arbeit darin aufgeteilt wird, „dafür sind dann die Kooperationsräume intern zuständig“. Durch die Altersstruktur und den in der evangelischen Kirche üblichen Gemeindewechsel von Pfarrern nach etwa zehn Jahren sei heute aber auch noch gar nicht klar, wer der heutigen Hauptamtlichen bis 2032 noch da sei.

„Das kann auch eine Chance bedeuten“, kommentiert Kadel die Neuaufteilung von Aufgaben im Kooperationsraum – eventuell auch mit mehr Ehrenamt bei den Gottesdiensten. Ähnlich sieht es
Hornbergs Pfarrer Thomas Krenz: „Es ist traurig, wenn wir Stellen kürzen müssen und Gebäude nicht mehr halten können. Aber in jeder Krise liegt eine Chance zum Neuanfang.“ Die Reform bedeute „auf jeden Fall eine Pfarrstelle und eine Diakonstelle weniger“, doch sehe er auch „eine Chance, dass die Kirche stärker ehrenamtlich getragen wird“, erklärt Krenz. Etwa entsprechend geschult in Gottesdiensten. Wichtig sei aber, dass es weiter feste hauptamtliche Ansprechpartner für bestimmte Gemeinden gebe. „Wir haben uns schon viele Gedanken gemacht, aber das muss erstmal reifen.“ Im zweiten Quartal soll die Situation für Hornberg Thema einer Gemeindeversammlung sein.

Es gelte in den nächsten Monaten, Kooperationen zu vertiefen und neue Kooperationsmöglichkeiten zu entdecken, sagt
Schiltachs Pfarrer Markus Luy. „Ein ‚Gefühl füreinander’ zu bekommen, halte ich nun für entscheidend.“ Da die künftige rechtliche Form der Zusammenarbeit sowie die konkrete Verteilung der Stellen nicht einfach von oben festgeschrieben würden, sei es wichtig, nicht bloß Anwalt des eigenen Kirchturms zu sein. Stefan Voß, Pfarrer in Kirnbach und Wolfach, war nicht erreichbar.