Wertheimer Zeitung, 17.04.2023

 

Große Trauer um Manfred Lutz

Nachruf: Früherer Wertheimer Bezirkskantor im Alter von 74 Jahren gestorben

WERTHEIM. Vollkommen überraschend ist der ehemalige Wertheimer Bezirkskantor Manfred Lutz verstorben - und das offenbar ganz friedlich. Ein langjähriger enger Freund und musikalischer Weggefährte hatte den 74-Jährigen am Donnerstag in seiner Wohnung aufgefunden.

Die Erschütterung unter Lutz' Freunden und in der Kirchengemeinde sei riesengroß, sagte Dekanin Wibke Klomp. Am Freitag hatte sie Lutz' Tod zu Beginn der Orgelmusik zur Marktzeit mitgeteilt. Der amtierende Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl hatte einen Choral gespielt, viele Tränen seien geflossen, sagte Klomp im Gespräch mit der Redaktion. Manfred Lutz sei »buchstäblich mitten aus dem Leben gerissen« worden. »Er hat die ganzen Ostertage mit uns verbracht«, sagte Klomp.

Am Palmsonntag hatte Lutz demnach noch mit dem von ihm selbst gegründeten Chor in der Stiftskirche gesungen, am Gründonnerstag in Freudenberg musiziert, am Karfreitag wieder in der Stiftskirche, dann in Kreuzwertheim, wo er eine neue musikalische Heimat für sich gefunden hatte, und am Ostermontag noch einmal in der Klosterkirche Bronnbach zusammen mit seinem Bläserensemble.

»Ein unglaublich beliebter und knorriger Typ«, dem es gelungen sei, viele Jugendliche für die Musik zu begeistern. Die geschätzte Sängerin Sonja Miranda-Martinez sei ein direktes Ziehkind der Lutz'schen Jugendarbeit, sagte Klomp.

Lutz war nach einer ersten beruflichen Station im Oberbayrischen nach Franken zurückgekehrt. Ganz lässig und ohne Druck hatte er sich 1978 um die vakante Bezirkskantorei in Wertheim beworben, ein Orgelvorspiel in der Stiftskirche gegeben, eine Chorprobe in der Marienkapelle abgeliefert, sich dem unweigerlichen Colloquium ausgesetzt und dann am Dekanat seinen neuen Dienstherren kennengelernt. Diesen Dekan Karl Feist hatte Lutz ob der grünen Schürze, mit der der Kirchenmann zwischen den Trauben unterwegs war, zunächst für den Gärtner gehalten. Ein Scharte, die schnell ausgewetzt war. »Der Feist war der Feist - ein echter Typ halt«, hatte Lutz bei seinem Abschied aus dem Amt 2013 der Wertheimer Zeitung gesagt.

Bodenständig war Lutz auch nach seinen eigenen Worten. Und er war einer, der nach 40 Jahren Kirchenmusik gesagt hatte, dass er sich ein Leben auch ohne Musik ganz gut vorstellen könne. Eigentlich schätze er die Stille. Kein Radiogedudel morgens zum Frühstück sei da schon mal ein perfekter Einstieg in den Tag, hatte Lutz gesagt. Der Musik war er dann trotzdem treu geblieben. Zu seinen größten musikalischen Momenten gehörten die Konzerte mit der Altdorfer Kantorei. »Eben die Dinge, die man nur mit einem wirklich großen Chor singen kann - Elias von Mendelssohn oder das Requiem von Brahms.« Lutz wird in seinem Heimatort in der Nähe von Coburg bestattet werden, der Trauergottesdienst findet in der Wertheimer Stiftskirche statt. Ge