Rhein-Neckar-Zeitung - Heidelberger Nachrichten, 17.04.2023

 

Pfarrerin ging „um des Friedens willen“

Darina Staudt gab Leitung der evangelischen Gemeinden ab

Lobbach/Neckargemünd. (luw) Pfarrerin Darina Staudt (Foto: Brenner) hat die Leitung der evangelischen Kirchengemeinden Waldwimmersbach, Lobenfeld und Mückenloch abgegeben. „Sie ist um des Friedens willen gegangen“, sagte auf RNZ-Nachfrage Angelika Schmidt als Sprecherin des zuständigen Kirchenbezirks Neckargemünd-Eberbach. Damit dementierte sie auch Gerüchte aus Lobenfeld, wonach die 49-jährige Pfarrerin die Gemeinde „fluchtartig verlassen“ habe.

Als Grund für die Entscheidung nennt Schmidt Meinungsverschiedenheiten zwischen Staudt und den Pfarrgemeinderäten vor dem Hintergrund der geplanten Strukturreform der Gemeinden. Kurz vor ihrem Wegzug aus Lobenfeld erreichte die Redaktion Staudt noch telefonisch – sie wollte sich aber nicht äußern und verwies an die Verantwortlichen des Kirchenbezirks.

„Die neue Pfarrerin ist ein Segen“ hatte die RNZ im September 2015 anlässlich der feierlichen Amtseinführung von Staudt getitelt. Im Rahmen der Zeremonie in der Lobenfelder Klosterkirche hatte sich die promovierte Theologin überrascht über die lobenden Worte und die vielfältigen Sympathiebekundungen gezeigt, wie damals zu lesen war.

Doch inzwischen ist die Atmosphäre offenbar abgekühlt. Auf die Gerüchte über die vermeintlich „heimlich geplante Flucht“ der Pfarrerin antwortet Kirchenbezirkssprecherin Schmidt, dass diese kürzlich krank gewesen sei. „Abgesehen davon gibt es in der Gemeinde unterschiedliche Vorstellungen von der künftigen Arbeit der Gemeinde“, so Schmidt. Gemeint ist der durch die Evangelische Landeskirche eingeleitete „Strukturprozess“, mit dem man auf sinkende Mitgliederzahlen und zunehmenden Personalmangel reagieren will. Dazu sollen „Kooperationsräume“ entstehen; zu jenem des Kirchenbezirks Neckargemünd-Eberbach gehören unter anderem Lobenfeld, Waldwimmersbach, Wiesenbach, Neckargemünd, Waldhilsbach und Mückenloch. Es gehe etwa um den Unterhalt von Gebäuden und die Aufteilung von Pfarrstellen. „Auf dem Papier muss eine Kirchengemeinde aus mindestens 1000 Mitgliedern bestehen“, erklärt Schmidt.

Bei diesem umfassenden Prozess gebe es viele unterschiedliche Vorstellungen. „Das ist aber in allen Gemeinden so“, meint Schmidt. Doch im Fall von Waldwimmersbach, Lobenfeld und Mückenloch habe man „kurz vor der Zerreißprobe“ gestanden. „Frau Staudt sagt, sie hatte zu wenig Unterstützung – und dass es besser für die Gemeinde wäre, wenn sie geht.“ Schließlich sei auch ihr „ein gutes Zusammenwirken in Gremien und Gemeinde wichtig“. Nun werde sie als Pfarrerin die Gemeinde in Eberbach unterstützen: Dort werde ihre Hilfe benötigt, weil es seit dem Ruhestand des Dekans Ekkehard Leytz bekanntlich einen Pfarrer weniger gibt.

Wer Staudts Nachfolge übernimmt, ist noch nicht geklärt.