Im Auftrag der Kirche unterwegs in der Welt
Der Umkircher Pfarrer Christian Lepper kümmert sich für die Evangelische Landeskirche um die weltweiten Partnerschaften der südbadischen Kirchenbezirke. Seine Reisen führen ihn nach Afrika und Asien – und damit zurück in seine Kindheit.
UMKIRCH Pfarrer Christian Lepper öffnet die Tür des evangelischen Pfarramts in Umkirch und bittet in sein Büro, dessen Wände mit afrikanischen Masken und Bildern behängt sind. „Die Holzmaske hier neben der Tür stammt aus Simbabwe“, erklärt er. Seit Sommer 2022 ist Lepper evangelischer Pfarrer in Umkirch und zugleich „Landeskirchlicher Beauftragter für Mission und Ökumene in Südbaden“. „Das Amt wird allerdings gerade umbenannt in ’Ökumene und Kirche weltweit’ – das Wort ’Mission’ hat in Deutschland einen gewissen Beigeschmack“, erklärt Lepper. Den Schwerpunkt seiner Arbeit bilden die intensiven Partnerschaften der südbadischen Kirchenbezirke nach Afrika, Indonesien und Indien.
„Der Blick über den Tellerrand war mir schon immer wichtig“, erzählt der gebürtige Hannoveraner, dem das südliche Afrika bereits aus seiner Kindheit gut bekannt ist. „Als Kind habe ich mit meinen Eltern und meinen zwei Geschwistern zwei Jahre lang in Simbabwe gelebt“, erzählt Lepper. „Mein Vater hatte als Geologe den Auftrag bekommen, in Simbabwe Grundlagenforschung für bestimmte Gesteinsformationen zu betreiben – und meine Mutter hatte als Ärztin auch schnell Beschäftigung gefunden“, berichtet Lepper. Die Zeit in Simbabwe, in der Lepper mit der einheimischen Bevölkerung in engen Kontakt kam, sei ein „eye-opener für andere Wirklichkeiten“ gewesen – und Grundlage für eine lebenslange Verbindung nach Afrika.
Die zu je fünfzig Prozent aus Gemeindepfarramt und der ökumenischen Mission zusammengesetzte „Doppelstelle“ in Umkirch kam für Lepper somit wie gerufen. „Das lässt sich relativ gut kombinieren, auch wenn es manchmal kompliziert wird“, berichtet Lepper. „Aber letztlich profitiert auch die Gemeinde von der ökumenischen Öffnung – zum Beispiel durch internationalen Besuch“, so Lepper. Als ökumenischer Beauftragter der Landeskirche ist Lepper für das gesamte Spektrum der Ökumenetätigkeit im Kirchenkreis Südbaden zuständig – auch für die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche oder den Freikirchen in der Region. Der Fokus liegt aber im Globalen: „Da die südbadischen Kirchenbezirke eine ganze Reihe von internationalen Partnerschaften pflegen – drei nach Kamerun, zwei nach Indonesien sowie weitere nach Südindien und Ghana –, ergibt sich das quasi von alleine“, erklärt Lepper. „Es geht darum, im Bewusstsein der Menschen Ökumene zu leben und sich als Kirche weltweit zu verbinden und Erfahrungen auszutauschen“, berichtet Lepper. „Wie es sich zum Beispiel anfühlt, in Afrika Christ zu sein, kann man nur vor Ort spüren“, so Lepper. Das betreffe die unterschiedliche, von Gesang und Tanz umrahmte Art des Gottesdienstes, aber auch den Umgang mit den realen Schwierigkeiten vor Ort. „Umgekehrt erfahren die afrikanischen Gemeinden aber auch von unseren Problemen in Deutschland – etwa der Überalterung der Gemeinden“, so Lepper.
Besonders intensiv sind die Partnerschaften der südbadischen Kirchenbezirke nach Kamerun. „Das geht sehr weit zurück“, erzählt Lepper. So hatte 1885 die Basler Mission in Kamerun die Missionstätigkeit der englischen Baptisten übernommen und bald darauf die „Presbyterianische Kirche in Kamerun“ gegründet – mit dem Ziel, das Christentum in die Welt zu tragen. Kamerun war damals kurzzeitig deutsche Kolonie: „Die Missionare stammten zu großen Teilen aus Württemberg und Baden“, erklärt Lepper. Nachdem Kamerun im Ersten Weltkrieg unter britische Verwaltung kam und die schweizerischen und deutschen Missionare das Land verlassen mussten, kehrten vielen von ihnen ab 1925 wieder zurück. Der teils fanatische religiöse Expansionsdrang der Missionare wich dabei zunehmend dem Ziel der Entwicklungshilfe und der kirchlichen Kooperation: „Seit den 1980er Jahren haben sich diese Kontakte zu echten Partnerschaften entwickelt“, so Lepper.
Im November vergangenen Jahres waren alle zwölf deutschen Kamerun-Partnerschaften vor Ort, um mit den Partnergemeinden nach Möglichkeiten zu suchen, den seit den 1970er Jahren schwelenden und seit 2016 in bewaffneten Auseinandersetzungen ausartenden Konflikt zwischen dem französisch geprägten Mehrheitsstaat und den kleineren englisch geprägten Landesteilen regional zu befrieden. „Dabei ging es in erster Linie um die Förderung und das Zusammenbringen lokaler Vereine, die versuchen, die Milizen an einen Tisch zu bringen und Binnenflüchtlingen zu helfen“, so Lepper. Gleichzeitig sei der durch Corona vernachlässigte Kontakt nach Kamerun neu belebt worden. „Zum nächsten Kirchentag kommen unsere Partner aus Kamerun zu Besuch nach Deutschland“, berichtete Pfarrer Lepper.
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