„Heute haben die Töchter der Stadt das Sagen“
Radio-Gottesdienst aus Bretten bildet den Auftakt zu den bundesweiten Frauensonntagen in diesem Jahr
Bretten (BNN). Am Ostersonntag, tönt es Punkt 10.05 Uhr, aus dem Radio:„Wir schalten nun um zur Stiftkirche in Bretten. Von dort übertragen wir den evangelischen Gottesdienst.“ Gleichzeitig leuchtete in der Stiftkirche neben dem Lesepult eine rote Lampe auf. Die Beteiligten wussten Bescheid: Jetzt war man auf Sendung – und zwar bis zu den Elf-Uhr-Nachrichten.
„Der bekannteste Sohn der Stadt Bretten ist Philipp Melanchthon, aber heute haben die Töchter der Stadt das Sagen“, erklärte Martina Steinbrecher, Rundfunkbeauftragte der badischen Landeskirche, den Zuhörenden gleich zu Beginn. Der Gottesdienst in Bretten war der Auftakt zum sogenannten Frauensonntag, der über das Jahr verteilt bundesweit von Frauengruppen gestaltet wird.
Den Frauensonntag gibt es in Baden seit 1916. „Damals war es noch nicht so selbstverständlich wie heute, dass Frauen Gottesdienste vorbereiten und feiern“, so Barbara Coors von den evangelischen Frauen in Baden und Deutschland. Seither wechseln sich Frauen aus allen evangelischen Landeskirchen bei der Themenauswahl ab und erarbeiten Materialen und Textbausteine für den Frauensonntag. Dieses Jahr steht Maria aus Magdala im Mittelpunkt. Den Brettener Gottesdienst hat Coors zusammen mit dem Frauenteam vor Ort vorbereitet: Dekanin Ulrike Trautz, Diakonin Franziska Beck und Susanne Merkel vom Gugg-e-mol-Theater in Bretten. „Gemeinsam mit Ihnen möchten wir uns auf einen Osterweg machen. Es ist ein Weg, der im Dunkeln beginnt. Trauer beherrscht die Szene“, war im Radio zu hören – dazu dunkle Töne von Orgel und Pauke. Bezirkskantorin Bärbel Tschochohei und die Percussionisten Ulrich Dürr und Leah Faulhaber übersetzten die gesprochenen Worte in Klänge.
Im Drehbuch fürs Radio war der Gottesdienstablauf minutengenau festgelegt. „Warmer, weicher Klang“, lautete ein Hinweis im Drehbuch etwas weiter unten, wo es um die Begegnung Maria Magdalenas mit dem auferstandenen Jesus ging. Mit Maria dem Auferstandenen zu begegnen, bedeute: „Jesus nimmt meine Trauer ernst und lockt mich immer wieder aus ihr heraus“, sagte Dekanin Trautz. Und direkt an die Zuhörenden zuhause gerichtet, fügte sie hinzu: „Sie können nun aufstehen, Stühle und Tische zur Seite rücken und im Dreivierteltakt tanzen zum nächsten Lied.“ Der Posaunenchor Bretten unter der Leitung von Stephan Arendt und der Jugendchor Rejoicing Blackbirds unter der Leitung von Bärbel Tschochohei begleiteten die Lieder.
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