Zukunft von Gemeindehaus, Pfarrhaus und Kirche offen
Der Verkauf des Hauinger Gemeindehauses ist gescheitert, doch für die Kirchengemeinde ist es nicht zu halten. Auch was einmal aus Pfarrhaus und Kirche wird, ist offen. Eine Gemeindeversammlung befasste sich damit.
LÖRRACH-HAUINGEN Die Zukunft des evangelischen Gemeindehauses in Hauingen ist wieder ungewiss. Ein Verkauf an die Landeskirche ist nicht mehr vorgesehen und die Kirchengemeinde selbst kann die Kosten für das Gebäude nicht tragen. Bei einer Gemeindeversammlung am Sonntag in der Kirche wurde über die Zukunft beraten. Eine Arbeitsgruppe soll Vorschläge entwickeln.
Vor zwei Jahren war bekannt geworden, dass das Gemeindehaus verkauft werden soll. Da die Zahl der Gemeindemitglieder weiter abnimmt, war die Fläche der Kirchengemeinde zu groß geworden. Entsprechend hätte sie die Hälfte der laufenden Kosten für das Gemeindehaus künftig selbst finanzieren müssen. Da das nicht zu stemmen ist, sollte das Gebäude an das Verwaltungs- und Serviceamt (VSA) des Evangelischen Kirchenbezirks Markgräflerland verkauft werden. Das ist aber gescheitert. Nun muss neu über die Zukunft des Hauses entschieden werden. In der Gemeindeversammlung erläuterte Pfarrerin Martina Schüßler noch einmal die Hintergründe. Überall nehme die Zahl der Kirchenmitglieder ab. Es werde überlegt, wie die Kirchen ihren Aufgaben künftig gerecht werden können.
So sollen bis 2025 vier sogenannte „Kooperationsräume“ entstehen, darunter auch einer für Lörrach mit seinen derzeit zwölf Gemeinden. Die bisherigen 9,5 Pfarrstellen sollen auf 6,5 Pfarrstellen bis zum Jahr 2032 reduziert werden. Derzeit sind drei halbe Stellen unbesetzt.
Bei der Zukunftsplanung wurde ein Ampelsystem für die Gebäude der Landeskirche erstellt. Während die Farbe Grün eine Finanzierung weiter vorsieht, bedeutet die Einstufung Rot, dass keine weiteren Mittel fließen. Gelb steht für jene Gebäude, für die eine Entscheidung aussteht. Für sie werden noch Verkehrssicherungsmaßnahmen übernommen. „In Hauingen stellen wir das Gemeindehaus auf Rot und die Nikolauskirche zunächst auf Gelb. Als ’Kulturkirche’ könnte die Hauinger Kirche anderen Nutzungsmöglichkeiten offenstehen“, zitierte Schüßler den Bericht des Gebäudeausschusses.
Derzeit ist das Obergeschoss des Gemeindehauses an das VSA vermietet. Erst 1991 war das 440 Quadratmeter große Gemeindehaus neben Kirche und Pfarrhaus für damals 916.000 Mark errichtet worden. 114.500 Mark und Eigenleistungen wurden direkt aus Hauingen gespendet. Inzwischen betragen allein die Instandhaltungskosten wieder 300.000 Euro. Zudem muss die Kirchengemeinde nun höhere Rücklagen für den Substanzerhalt vorhalten, nämlich 10.600 Euro im Jahr. Hinzu kommen 11.000 Euro Bewirtschaftungskosten per anno.
Und die Gemeinde schrumpft. Zählte man 1975 noch 1890 Gemeindemitglieder, sind es heute noch 920, berichtete Schüßler. Auch die Zahl der aktiven Kirchengemeinderäte nimmt immer weiter ab. „Die Kirchengemeinde kann das Gemeindehaus finanziell und inhaltlich nicht mehr stemmen“, bilanzierte Petra Binder, Vorsitzende der Gemeindeversammlung. Klaus Rempfer, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, fügte an, man habe bereits heute keinen ausgeglichenen Haushalt mehr.
Ortsvorsteher Günther Schlecht warf der Landeskirche Konzeptionslosigkeit vor. Vor zwei Jahren habe es noch geheißen, das Gemeindehaus werde an die Landeskirche verkauft, dann habe es auf einmal kein Interesse mehr daran gegeben. Nun erfahre er, dass das Gebäude gewissermaßen auf der Roten Liste stehe. Das sei keine nachhaltige Strategie, insbesondere angesichts von hohen Investitionen für das neue Gemeindehaus in Brombach oder die Johanneskirche in Stetten. Unverständlich sei, dass auch die Zukunft der Kirche offen sei, trotz ihrer historischen Bedeutung. Es gelte, nichts unversucht zu lassen, um eine gute Zukunft für die Kirchen- und Dorfgemeinde zu ermöglichen. Schlecht schlug die Bildung einer Arbeitsgruppe vor, um Vorschläge für die Zukunft des Gemeindehauses zu erarbeiten. Ihr sollten neben dem Ortsvorsteher auch Vertreter des Ortschaftsrates und der Kirche angehören. Es gelte, Partner für die künftige Nutzung des Gemeindehauses zu finden. Auch eine Schenkung könne hier eine Option sein, so Schlecht. Der Verkauf des Pfarrhauses und der Kirche hingegen seien undenkbar, betonte er.
Ins Pfarrhaus soll Ende Mai eine Familie aus der Ukraine einziehen. Um die Kirche als „Kulturkirche“ beziehungsweise „Wohnzimmer in der Ortsmitte“ zu erhalten, organisiere man etwa Ausstellungen in den Räumen, so Martina Schüßler. Das Gebäude ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet.
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