Heftige Kritik aus Hauingen an der Landeskirche
Die Zukunft des evangelisches Gemeindehauses Hauingen (links) ist unklar. Die Wohnung im Pfarrhaus (rechts) soll demnächst vermietet werden. Foto: Peter AdeEndgültige Klarheit brachte auch die Gemeindeversammlung am Sonntag nicht. Der befürchtete Verkauf des Hauinger Pfarrhauses samt Gemeindezentrum ist vorerst zwar vom Tisch, da sich das Verwaltungs- und Serviceamt des evangelischen Kirchenbezirks Markgräflerland als Kaufinteressent zurückgezogen hat. Da die Landeskirche im Zuge ihrer Gesamtplanung jedoch offenbar kein Interesse an einem weiteren Betreiben der Immobilie hat, steht deren Zukunft in den Sternen.
Vermietung im Pfarrhaus
In den nunmehr beginnenden Überlegungen geht es nach den Worten von Pfarrerin Martina Schüßler darum, wie Gemeinde- und Pfarrhaus in den gesamten Gebäudeplan des kirchlichen Kooperationsraumes Lörrach einbezogen werden können. Schon jetzt ist laut Schüßler klar, dass die beiden oberen Stockwerke des Pfarrhauses vermietet werden.
Völlig offen ist hingegen, wie es mit dem Gemeindehaus weitergeht. Die Kirchengemeinde sei mit dem Unterhalt der Immobilie überfordert, da sie – gemessen an der Zahl der von 1975 bis dato von 1890 auf 920 gesunkenen Zahl der Gemeindeglieder – „zu viel Fläche“ habe.
Raumnot offenkundig
Die Raumnot in Hauingen bleibt indes offenkundig. Vereine wissen kaum mehr, wohin sie gehen sollen, wenn Versammlungen oder sonstige Anlässe anstehen. Sitzungen müssen vielfach schon jetzt in umliegenden Gemeinden abgehalten werden.
Die Entrüstung in Teilen der Bürgerschaft war vor einigen Monaten groß, als bekannt wurde, dass die Kirchengemeinde das stark genutzte Gemeindezentrum mit seiner Grundfläche von 440 Quadratmetern verkaufen möchte. Die Baukosten lagen einst bei 916 000 D-Mark, davon wurden aus der Bürgerschaft 114 500 D-Mark an Eigenleistungen beigesteuert. Der Sanierungsstau liegt aktuell bei rund 300 000 Euro, die jährlichen Bewirtschaftungskosten betragen 11 000 Euro.
In der gestrigen Gemeindeversammlung warf Ortsvorsteher Günter Schlecht der Landeskirche vor, sie agiere konzeptionslos und habe damit Vertrauen verspielt.
Als Treff erhalten
Unter dem Beifall der Zuhörer warnte der Rathauschef davor, die geschichtsträchtigen und historisch wertvollen Objekte Pfarrhaus und Nikolauskirche und letztlich auch das Gemeindehaus zu verkaufen. Er schlug die Bildung einer Arbeitsgruppe aus Kirche, Politik und Vereinen vor. Diese sollte sich Gedanken über die Zukunft des Treffpunkts machen. Ortschaftsrätin Annette Bachmann-Ade bekräftigte: „Die Ortsmitte muss als Kommunikationstreff erhalten bleiben.“
Pfarrerin Schüßler erläuterte die Gesamtsituation im Kirchenbezirk: Bis 2024/25 würden vier Regionen als Kooperationsräume angepeilt – Kandertal/Rebland, Schopfheim/Wiesental, Rheinfelden und Lörrach. Die Pfarrstellen reduzierten sich bis 2032 von derzeit 9,5 und 1,5 Diakoniestellen auf 6,5 und 1,25.
Ziel: Zusammenarbeit
Die Gemeinden Brombach und Hauingen müssten in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten, worunter jedoch keine Fusion zu verstehen sei. Auf Kritik bei einigen Gemeindegliedern stieß in diesem Zusammenhang die „Bevorteilung von Brombach“, wo die Germanuskirche als „weithin sichtbares Wahrzeichen des Ortes,auf Grün‘und das daneben liegende attraktive, recht neue Gemeindehaus,auf Gelb‘“ gestellt werden sollen.
Zur Erläuterung: Bereits 2021 hatte die Landessynode beschlossen, den Gebäudebestand der evangelischen Landeskirche Baden zu reduzieren, da zukünftig mit weniger Kirchensteuern zu rechnen ist. Mit dem Beschluss der Frühjahrstagung 2022 ist es nun möglich, den Kirchenbezirken Quoten in Form einer Gebäudeampel zu geben, mit der sie in die weitere Liegenschaftsplanung gehen können: „Rote Gebäude“ können nicht mehr zentral mitfinanziert werden, „gelbe Gebäude“ werden in der Bewertung zunächst zurückgestellt und bei „grün“ werden zukünftige Sanierungsmaßnahmen aus zentralen Mitteln mitfinanziert.
Kirche als „Kulturkirche“?
Pfarrerin Schüßler ließ angesichts dieser Bewertungen keine Zweifel daran, dass die Landeskirche an einer Zukunft des Hauinger Gemeindehauses kein Interesse habe. Hingegen könnte die Kirche als „Kulturkirche“ eine Zukunft haben und unterschiedlich genutzt werden – zum Beispiel für Konzerte, Vorträge und Ausstellungen.