Acher-Rench-Zeitung, 15.04.2023

 

Gemeinsam gegen die Sucht

Vor 20 Jahren starteten die Acherner „Füchse“ ihre Hilfe für Kinder mit suchtkranken Eltern. Ein Engagement, das seither das Selbstvertrauen der Betroffenen stärkt und weiter ausgebaut wird. VON PETER MEIER

Achern. Genau 20 Jahre ist es her, dass „die Füchse“ ein Präventivprogramm für Kinder aus suchtgefährdeten Familien ins Leben riefen. Es entstand als Angebot einer Kooperation der Fachklinik Fischer-Haus (Gaggenau) mit dem diakonischen Werk im Kirchenbezirk Ortenau.

„Höhen und Tiefen teilen, sich gegenseitig stärken, Halt geben – das sind die Füchse“, betonte die Gruppenleitern Gabriele Gröger bei einem Pressegespräch, das im Büro der Diakonie in Achern in der Ratskellerstraße stattfand. Dabei wurde die Geschichte und Entwicklung dieser Einrichtung ebenso beleuchtet wie die Aktivitäten zum 20. Geburtstag, deren Ziel es ist, die Bevölkerung für diese Problematik zu sensibilisieren.

Von der Diakonie nahmen außerdem Gabriele Gröger als Leiterin der Dienststellen Achern und Kehl, Doro Steurer Braun, die vor 20 Jahren bei der Gründung der Füchse dabei war, und Elmar Rummel als pädagogischer Mitarbeiter am Gespräch teil, außerdem Erwin Seiser als Verwaltungsleiter der Fachklinik Fischer-Haus und Joachim Fischer vom Verein Kommunales Kino Tivoli Achern.

„Ein Suchtproblem innerhalb einer Familie betrifft zwar jedes einzelne Mitglied, aber vor allem Kinder haben eine schwere Aufgabe zu bewältigen, wenn sie in einem suchtabhängigen Elternhaus groß werden“, betonte Seiser. Deshalb seien die Füchse vor 20 Jahren für betroffene Kinder ins Leben gerufen worden. Später wurde das Präventionsprogramm auch auf Jugendliche ausgeweitet. Seit einem Jahr sind auch Betroffene aus Familien mit psychischen Erkrankungen einbezogen. In den Gruppen lernen die Kinder und Jugendlichen, gemeinsam mit schwierigen Situationen besser umzugehen. Sie können ihre Stärken entdecken und ein neues Selbstbewusstsein entwickeln. In einer geschützten Umgebung treffen sie Gleichaltrige mit ähnlichen Problemen und können sich austauschen. Dabei arbeiten die Füchse mit den Eltern zusammen, mit Sozialarbeitern oder auch Lehrkräften an den Schulen, aber auch mit Selbsthilfegruppen aus der Suchtberatung.

Kinder und Jugendliche kommen zudem auch von sich aus auf die Füchse zu. „Wir haben in diesen 20 Jahren Höhen und Tiefen erlebt“, fasste Seiser zusammen. Entscheidend sei gewesen, dass von Anfang an ein klares Konzept bestand, und es immer wieder gelungen sei, Unterstützung und Förderer zu finden. So zum Beispiel die Stiftung Diakonie Baden, die Bürgerstiftung Achern, viele Einzelförderer und jetzt auch den Ortenaukreis, der durch die Formulierung fachlicher Voraussetzungen auch Maßstäbe für die Qualität der Arbeit setzte.

Die Kindergruppe trifft sich wöchentlich am Dienstagnachmittag, die Jugendgruppe alle zwei Wochen am Freitagnachmittag. Verbunden damit ist ein Fahrdienst, der als geschützter Raum eine weitere Gelegenheit gibt, offen ins Gespräch zu kommen. In der Gruppe werden die Teilnehmer sowohl von einer männlichen als auch einer weiblichen Person betreut.

So können sie unter therapeutischer Begleitung Erlebtes aufarbeiten, Selbstvertrauen stärken und altersgemäße Informationen über Sucht und Suchtgefahren erhalten. Dass die Gruppenarbeit noch viel mehr bietet und deshalb sehr gut ankommt, zeigte Doro Steurer-Braun anhand einer Umfrage, in der, neben Ausflügen und Schwimmbadbesuchen, von neuen Freunden, vom Spaß am gemeinsamen Spielen, vom Backen und Basteln die Rede war. Und vom Gefühl, mit seinen Problemen nicht allein zu sein. Elmar Rummel, erst seit wenigen Monaten bei den Füchsen dabei, war beeindruckt vom pädagogischen Ansatz der Arbeit, die Kinder so zu akzeptieren, wie sie sind.