Was das Ei mit Ostern zu tun hat
Katholischer Dekan rügt Umgang mit Schuld. Trennert-Helwig legt Wert auf Menschenwürde. Evangelische Kirche unter freiem HimmelVON NIKOLAJ SCHUTZBACH KONSTANZ.REDAKTION@SUEKDURIER.DE
Konstanz - Für den katholischen Dekan Mathias Trennert-Helwig war es das letzte Osterfest, das er mit der Seelsorgeeinheit Konstanz-Altstadt beging. Ende des Monats verabschiedet er sich in den Ruhestand. In der Kirche Sankt Stephan feierte er am Ostersonntag ein Hochamt. Würdig umrahmt wurde es durch die Messe in D-Dur von Antonín Dvorák mit dem Stefans-Chor unter Leitung von Claus Gunter Biegert; an der der Orgel Irene Roth-Halter.
„Die heitere, besonnte Freude des Ostersonntags mit ihrem Spaziergang, mit ihren Bräuchen gibt es nur um den Preis des vorausgegangenen Todes Jesu“, erinnerte Trennert-Helwig in seiner Predigt. Alle Versuche, die es von Anfang an bis in die Gegenwart immer wieder gegeben habe, die Geschehnisse „weg zu interpretieren mit Scheintod oder Wiedergeburt oder Flucht Jesum als Guru in den Fernen Osten, können darum die Botschaft der Auferstehung nicht treffen und nicht verstehen. Die Dunkelheit des Winters, die Nacht des Todes, ist die unabdingbare Voraussetzung für die Auferstehung, die Verwandlung in das österliche Leben“, betonte der Dekan.
Weiter rügte Mathias Trennert-Helwig den Umgang mit dem Thema Schuld. Dieses werde „in unserer Zeit sehr schizophren diskutiert. Es wird in den Unterhaltungsmedien tagtäglich fast hundert Mal thematisiert in der Scheußlichkeit von Versagen und Verbrechen“, erinnerte er. „Dass es aber auch Teil unseres Lebens ist, das will man auch in der Kirche nicht gerne thematisieren. Schuld schieben wir doch lieber auf etwas anderes ab, auf frühkindliche Traumatisierung, auf eine Opferrolle, auf die Umstände, die eben nicht so waren und die uns darum von Anfang an belastet haben“, zeigte er Ausreden auf.
Trennert-Helwig verwies nachdrücklich darauf, dass Menschenwürde am Anfang unserer staatlichen Verfassung stehe, aber „die eben nicht vom Staat verliehen wird oder von Leistung abhängt, sondern die uns von Gott als geschaffene Wesen gegeben ist“. Sie sei unantastbar und werde doch so oft verletzt. „Für unser Leben, auch in Krankheit, auch im beginnenden und endenden Stadium des biologischen Lebens bleibt der Ernst, das Gewicht unserer Würde“, betonte er.
Nicht in der Kirche, sondern unter freiem Himmel: Die evangelische Kirche Wollmatingen feierte ihren Gottesdienst auf dem Berchenspielplatz. Die ungezwungene Atmosphäre schätzten vor allem Eltern mit ihren Kindern, zumal das Team um Pfarrer Karsten Beekmann einen Eierlauf und eine Ostereisuche organisiert und damit für Begeisterung gesorgt hatte.
Eva und Sebastian Späth besuchen auch sonst mit ihren Kindern Larissa und Malou die Gottesdienste der evangelischen Kirchengemeinde Wollmatingen. „Wir waren auch letztes Jahr schon hier bei der Ostereiersuche. Ich finde es schön, dass es vor Ort ist und, dass die Kinder hier spielen können.“ Der Gottesdienst gehe nicht so lang. „Es ist spitze, dass er gleich um die Ecke ist und dass er nicht an ein Gebäude gebunden ist“, erzählte Papa Sebastian. „Unsere Kinder freuen sich immer sehr auf den Gottesdienst auf dem Berchenspielplatz“, berichtete Ehefrau Eva.
„Ostern heißt: das Grab ist leer, Jesus lebt“, so Pfarrer Karsten Beekmann. Ein kurzer Denkanstoß statt einer Predigt befasste sich mit drei Zuständen des Eies. Das frische Ei wirke total leblos, ganz hart und kalt und tot, erklärte Katharina Rößler. „Doch es kann lebendig werden. Es kann sich in etwas Überraschendes verwandeln. Dieses Ei will uns sagen: Aus unseren trostlosen Situationen kann etwas Gutes werden. Jesus hat den Tod besiegt“, betonte sie.
Maik Müller verglich ein hartgekochtes, aber angeknackstes Ei mit menschlichen Stimmungen: verletzt, traurig oder hilflos. „Jesus ist wie dieses angeknackste Ei. Er versteht unsere Sorgen, kennt unsere Schmerzen und sieht unsere Traurigkeit. Er ist da, wenn wir uns wie ein kaputtes Ei fühlen“, schloss Müller.
Lea Hanke nutzte das Bild der Eierschale: „Am Ostermorgen war Jesus Grab leer, wie diese Eierschale. Jesus lebt. Er ist auferstanden. Die leere Eierschale will uns an das leere Grab und damit an die Auferstehung erinnern. Wenn das Leben endet, dann können wir bei Gott im Himmel sein.“
Dvoráks Messe D-Dur
Die Messe D-Dur op. 86 komponierte Antonín Dvorák im Jahr 1887 in einer Fassung für Soli, Chor und Orgel. „Das Werk zeugt von Dvoráks Kunstfertigkeit, einen sakralen Text musikalisch zu fassen und gleichzeitig die heitere, unbeschwerte Atmosphäre der lieblichen böhmischen Landschaft und die Schlichtheit eines wahrhaft und tief religiös verwurzelten Landvolkes einzufangen, ohne sich dabei aber in folkloristischen Vereinfachungen zu verlieren“, ist auf der Homepage des Stifts-Chors Bonn zu lesen. Eine „anfänglich so geringe Resonanz des Werkes dürfte kaum auf die Qualität der Komposition zurückzuführen sein“, heißt es dort weiter. Verlage wollten das Werk nicht veröffentlichen. Dies gelang erst 1892, nachdem Dvorák eine Orchesterfassung erstellt hatte, die sich schließlich einer großen Beliebtheit erfreute. (nea)
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