Beim Kampf gegen Rassismus sind alle gefragt
Aktionstag an der Elisabeth-von-Thadden-Schule – Dabei ging es auch um die Frage, wie Queer-Sein und Kirche zusammenpassen
hoj. Auf den dicken Schulmauern der Elisabeth-von-Thadden-Schule prangt eine schwarz-silberne Tafel. Darauf abgedruckt: das Logo „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, das auch an mehr als 3800 anderen Schulen in ganz Deutschland zu finden ist. Dass es sich am Wieblinger Gymnasium dabei nicht nur um ein leeres Etikett handelt, bewies in der letzten Woche ein Aktionstag gegen Rassismus: Einen Vormittag lang besuchten Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse Plenumsdiskussionen und Workshops bei verschiedenen Referentinnen. Die Jugendlichen informierten sich in den Veranstaltungen unter dem Titel „Gemeinsam für Vielfalt“ vor allem darüber, was Rassismus ist und was dagegen getan werden kann.
Evein Obulor eröffnete ihre Plenumsdiskussion mit einem ungewöhnlichen Spiel. Sie ist die Antidiskriminierungsbeauftragte der Stadt Heidelberg und arbeitet zum Schwerpunkt Rassismus. Im Spiel sollten die Jugendlichen mit einem Ball in einen Eimer treffen, der mitten im Raum positioniert war, dabei saßen sie jedoch unterschiedlich weit vom Eimer entfernt. Die Schüler merkten schnell, dass da etwas unfair war. „Das Spiel macht greifbar, wie struktureller Rassismus funktioniert“, erklärte Obulor die Idee. Die Antidiskriminierungsbeauftragte ist davon überzeugt, dass man sich in jedem Alter mit Rassismus befassen könne, vorausgesetzt das Format passt.
Das zeigte sich auch im erstaunlichen Problembewusstsein im Workshop der Klassenstufe sechs. Die Schüler sollten in einer bunten Blume Ideen dazu sammeln, was in unserer Gesellschaft gut läuft und wo es Probleme gibt. „Zusammenhalt – Freiheit – Hilfsbereitschaft“ waren einige Einfälle der Schüler, ebenso wie „Mobbing – Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe – Bodyshaming“. Einem Sechstklässler kam die Geschichte des schwarzen US-Amerikaners George Floyd in den Sinn, der im Jahr 2020 von einem weißen Polizisten brutal getötet wurde. Die Schüler zogen das Fazit: Rassismus betrifft uns alle – wir können aber auch alle etwas dagegen tun.
Besonders nahe an der Lebensrealität der Jugendlichen war auch eine kontroverse Diskussionsrunde von Pfarrerin und Schuldekanin Beate Großklaus von der evangelischen Kirche. Sie debattierte mit der Klasse 9d darüber, wie Queer-Sein und Kirche zusammenpassen können. Mit dabei war auch ein Vertreter der Queer-Gottesdienste in Heidelberg. Die Schüler klärten die Frage, was queer sein eigentlich bedeutet und überlegten, wie man mit einer Bibel umgehen sollte, die unserem heutigen Weltbild oft widerspricht. „Warum schreiben wir nicht einfach eine neue Bibel?“, schlug ein Neuntklässler vor. Letztlich bestand in der Klasse zumindest Einigkeit, dass die Bibel nicht immer wörtlich genommen werden kann. „Es gibt Veränderungen“, berichtete Schuldekanin Großklaus, die für eine progressive Kirche eintritt und weiß, dass ihre Position nicht überall in der Kirche geteilt wird. Man arbeite an einem Schuldbekenntnis gegenüber allen Menschen, die man als Kirche verletzt habe. „Die Diskussion zum Thema Queer-Sein war das Beste heute“, sagte die 15-jährige Anna Schmidt-Rohr im Anschluss. Über das Thema solle mehr informiert und aufgeklärt werden.
Verantwortlich für die Organisation des Aktionstages waren die Schüler der Schülermitverantwortung, mitgewirkt hat auch der Kooperationspartner Junges Theater Heidelberg. „Das war ein Großprojekt und ihr habt das großartig gemacht“, lobte Schulleiter Heinz-Martin Döpp das Leitungsteam. Ohne Rassismus sei man letztlich nie. Aber seine Schule sehe die Herausforderung und Verantwortung.