BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Mittelbaden, 29.03.2023

 

Grüner Gockel rätselt über Energieverbrauch

Ralf Joachim Kraft

Gaggenau. Vor bald einem Jahr, am 22. Mai 2022, hat die evangelische Kirchengemeinde Gaggenau ihr neues Gemeindehaus, das Gertrud-Hammann-Haus, mit einem Tag der offenen Tür und einem fröhlichen Fest eingeweiht. Die Kirchengemeinde wurde in dem modernen Gebäudeensemble zusammgenführt. Allerdings gibt das Haus dem Umweltteam der Gemeinde, dem „Grünen Gockel“, auch einige Rätsel auf – im positiven Sinne.

„Uns ist aufgefallen, dass der Energieverbrauch im Haus so gering ist, dass wir uns verwundert die Augen gerieben haben und es erst nicht glauben wollten“, sagt Siegfried Mörtl. Der pensionierte Lehrer ist Umweltbeauftragter der evangelischen Gemeinde und Leiter der Umweltgruppe Grüner Gockel, die sich um alle Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes kümmert. „Der sparsame und effiziente Umgang mit Strom, Wärme und Wasser ist Sinn und Zweck des kirchlichen Umweltmanagements in unserer Gemeinde“, erklärt Mörtl.

„Damit leisten wir einen konkreten Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung für künftige Generationen.“ Schon seit 2008 beobachte das Umweltteam den Ressourcenverbrauch der damals noch drei Gemeinden, die 2018 zusammengelegt wurden. „Einige Gebäude wurden verkauft. Das war für viele zwar ein schmerzlicher Prozess. Aber er war notwendig, weil sich auch die Zahl der Gemeindeglieder ständig verringert hat.“ Auf der anderen Seite kam mit dem neuen Gemeindehaus ein Gebäude mit einer Fläche von etwa 700 Quadratmetern dazu. „Der Abnahme der Gemeindeglieder um etwa elf Prozent stehen hohe Einsparungen im Energieverbrauch gegenüber“, sagt Mörtl. So sei der Stromverbrauch zwischen 2016 und 2022 auf ein Sechstel seines Wertes gesunken. Der Verbrauch an Heizenergie betrage nur noch ein Drittel des Wertes von 2016. Und der Wasserverbrauch habe sich bis 2021 halbiert. „Wobei er aber im Kindergarten 2022 wieder leicht angestiegen ist, was sicher mit dem Umbau der Außenanlagen zu tun hat“, vermutet der Umweltbeauftragte. „Die neu angelegten Grünflächen und Pflanzen mussten im Sommer gegossen werden, damit die Kinder in einer schönen Umgebung spielen können.“ Hatte das Büro im Pfarrhaus 2020 noch einen Stromverbrauch von etwa 200 Kilowattstunden pro Monat, so waren es nach dem Umzug ins neue Gemeindehaus weniger als 100 Kilowattstunden. „Das konnte eigentlich nicht sein“, sagt Mörtl. „Denn es wurde mit diesem Strom ja auch die Wärmepumpe betrieben, die das ganze Haus heizt, es beleuchtet und die Küche versorgt.“ Zuerst suchte das Umweltteam nach einem zweiten Elektrozähler, der nur für die Wärmepumpe zuständig ist.

„Es gibt aber keinen zweiten im Haus.“ Als es dann möglich war, die von der Solaranlage erzeugte Energie zu bestimmen, wurde deutlich: „Die meiste Energie, die wir benötigten, stammte von ihr.“ Mit durchschnittlich etwa 300 Kilowattstunden aus dieser Anlage sei der Energieverbrauch des Gertrud-Hammann-Hauses aber immer noch äußerst gering, betont der Umweltbeauftragte: „Wir freuen uns natürlich über diese Entwicklung, möchten aber noch weitere Einsparmöglichkeiten nutzen.“ Klar sei, dass eine gute Gebäudeisolierung das höchste Einsparpotenzial besitzt, sagt Mörtl.

Sehr vorteilhaft wirkt sich seinen Angaben zufolge die sogenannte Winterkirche aus. „Die Gottesdienste, die während der Wintermonate im Gemeindehaus stattfinden, haben unsere Gemeindemitglieder gut angenommen.“ Sorgen bereite dem Umweltteam noch der Kindergarten, „da wir von dort nur einen unvollständigen Zugriff auf die Verbrauchswerte erhalten“. Zudem seien hier bauliche Maßnahmen nicht möglich. Als Zukunftsvision schwebt Mörtl und seinem Team eine Solaranlage auf dem Dach der Markuskirche vor.