„Schwätze“ wird besonders geschätzt
Elke SchapelerGaggenau. Kinonachmittag im Merkur-Filmcenter in Ottenau: In heiterer Atmosphäre plaudert eine lebhafte Gruppe Senioren an einem Bistrotisch im Foyer. Getreu der Devise „Besser gemeinsam statt einsam“ bietet der Ökumenische Seniorentreff Ottenau einmal monatlich eine Veranstaltung an, die von 50 bis 80 Personen besucht wird, so Kurt Merkel. Er gehört zum vierköpfigen Organisationsteam. „Neben dem abwechslungsreichen Programm ist vor allem eins wichtig: miteinander schwätze.“ Auch Heinz Kary, Christel Fritz und Hedwig Ruf schätzen den Treff, der aus dem in den 1970ern von Pfarrer Lothar Bäuerle ins Leben gerufenen Altenwerk hervorgegangen ist.
Vor vier Jahren gesellte sich der Evangelische Seniorenkreis der Lukasgemeinde Ottenau hinzu. Allgemeiner Tenor: „Wir verstehen uns wunderbar. Die Evangelischen bereichern unsere Treffen.“ Dass die Männer nur mit zehn Prozent vertreten sind, bedauert Kurt Merkel: „Da würden wir uns einige mehr wünschen.“ Die Treffen des Seniorentreffs finden jeden Monat im Gemeindezentrum St. Jodok, Ottenau, Friedhofstraße 1a, statt.
„Wenn ab 7. April die Maskenpflicht auch für die Pflegeheime entfällt, werden wir die für unsere Bewohner und alle Senioren so wichtigen Aktivitäten wieder aufnehmen“, sagt Peter Koch, Geschäftsführer von Helmut-Dahringer-, Oskar-Scherrer- und Gerhard-Eibler-Haus. „Neben Musikveranstaltungen, Vernissagen, Lesungen oder Erzählkaffee können die Bewohner des Quartiershauses bei Sport, Gymnastik, Freizeitangeboten, Spielenachmittag oder in der Singgruppe verweilen. Es gibt tägliche Aktivierungsangebote unserer Alltagsbegleiter in den Wohnbereichen und Hausgemeinschaften“, sagt Koch. „Ab April werden wieder Musiker, Chöre und Musikvereine zu Gast sein“, kündigt der Geschäftsführer an.
Ob gemeinsames Backen mit Ehrenamtlichen, ob Projekte mit Schulen, Kitas, Firmlingen und Konfirmanden sowie Clown- oder Theaterworkshops – das Angebot für die Senioren ist breit gefächert. Was sagen die Bewohnerinnen und Bewohner dazu?
„Ich bin sechs Jahre hier, sehe alles durchweg positiv und besuche gerne den Spielenachmittag“, sagt Oskar Groh (88). Hedwig Krautwald schätzt vor allem das Training auf dem Ergometer unter fachlicher Anleitung. Gisela Peter (97), die 1987 einen Alzheimer-Angehörigen-Treff und 2002 mit Hermann Fleischmann eine Alzheimer-Gruppe gründete, besucht heute gerne die Singgruppe. „Ich mache einfach alles mit“, sagt Helga Meckel und lacht. „Und das gefällt mir.“
Die Städtischen Seniorennachmittage haben eine lange Tradition und werden sehr gut angenommen, so die städtische Pressesprecherin Judith Feuerer: „Sie sind ein Zeichen von Wertschätzung der Generation, die nach dem Krieg für den Wiederaufbau gesorgt hat und der wir den heutigen Wohlstand zu verdanken haben. Für ältere Menschen sind Geselligkeit und Austausch wichtig“, so Feuerer. „Wir haben viele positive Rückmeldungen hinsichtlich des von örtlichen Vereinen, Schulen und Kindergärten gestalteten schönen Programmes erhalten.“
Die Stadt unterstütze auch die Aktion „Bewegte Apotheke“, wonach beim Stadtteil-Spaziergang zugleich Koordination, Gleichgewicht und Gedächtnistraining geübt werden. Beim Projekt „Klein trifft Groß“ können Senioren als Leih-Oma oder -Opa junge Familien unterstützen. „Auch in den Stadtteilen gibt es viele Angebote von Vereinen und Pfarrgemeinden sowie vom Seniorenrat mit Internet- und/oder Reparaturcafé“, sagt Judith Feuerer. Einsam? Das müsse heute dank der umfangreichen Angebote des Ottenauer Seniorentreffs eigentlich niemand mehr sein.