Badisches Tagblatt Baden-Baden, 28.03.2023

 

Ordination als Auftrag und Stärkung

Lisa Kern wird nach ihrem Vikariat in der Johannesgemeinde zur Pfarrerin berufen

Von Katrin König-Derki

Bühl – Nach ihrem Vikariat in der Evangelischen Johannesgemeinde Bühl und dem bestandenen zweiten theologischen Examen im Januar wird Lisa Kern am 2. April ins Amt der Pfarrerin berufen. Die Ordination übernimmt Prälatin Dagmar Zobel beim Gottesdienst in der Johanneskirche. Im Interview berichten Kern und Pfarrer Götz Häuser von der gemeinsamen Zeit und der Vielfalt des Amtes, das sie fortan teilen. Aufgewachsen ist die heute 35-Jährige in Sexau bei Freiburg, wie sie erzählt. Sie studierte in Heidelberg und pendelte jahrelang in die Pfalz, wo ihr Mann damals wohnte. „In die evangelische Gemeinde wuchs ich erst als Jugendliche hinein, weil eine Freundin von mir dort engagiert war und mir die Aktivitäten Spaß machten. Ich wurde neugierig.“ Nach ihrer Konfirmation habe sie zunehmend Verantwortung übernommen, etwa Jugendgruppen geleitet. „Es gab in der Gemeinde Menschen, die erkannten, dass ich auf der Suche war, und mir zur Seite standen“, blickt sie zurück. „Neben dem Pfarrer auch Ute Gatz, heute Gemeindediakonin in Bühl. Dass wir uns hier wieder begegneten, hat uns beide total überrascht und gefreut. Ich empfinde das nicht als Zufall, wie überhaupt mein Leben mir von Gott geführt und beschützt erscheint.“ Was nicht bedeute, dass sie niemals an ihrer Berufung gezweifelt habe. „Ich denke, das Hadern gehört zum Glauben dazu. Aber trotz all der schwierigen Fragen, die immer mal wieder auftauchten, blieb letztlich das Gefühl: Ja, dies ist mein Weg.“

Pfarrer zu sein, sagt sie, sei unfassbar vielfältig. „Wir feiern Gottesdienste, sind Teil des Miteinanders der Gemeinde, entwickeln neue Ideen mit Ehrenamtlichen, lehren an Schulen, dürfen Menschen seelsorglich begleiten, nehmen öffentliche Aufgaben wahr. Natürlich haben wir auch eine Verantwortung uns selbst und unserer Familie gegenüber.“ Dass sie und ihr Mann 2020 ein Pflegekind aufnahmen, habe ihre Ausbildung in Bühl verlängert, sagt sie in dem Kontext. „Eigentlich dauert ein Vikariat nur zwei Jahre, aber die Elternzeit kam hinzu. Tatsächlich habe ich es genossen, so lange zu bleiben: Ich bin dankbar, mein Vikariat in diesem bunten Miteinander der Johannesgemeinde erlebt zu haben. Auch in unserem Wohnort Neusatz haben mein Mann und ich uns sehr wohl gefühlt. Wir sind froh, noch ein paar Monate vor Ort und in der Gemeinde sein zu können.“ Götz Häuser als ihr „Lehrpfarrer“ habe ihr von Beginn an offen, kollegial und ermutigend zur Seite gestanden, betont sie. „Ich durfte viel ausprobieren und gestalten, mich an die Verantwortung herantasten. Das gesamte Umfeld hat mich bestärkt und mir große Wertschätzung entgegengebracht. Ein klassischer Satz lautete: ‚Mach doch einfach mal!‘ Wenn mal etwas schiefging, gab es Grund zum Lachen.“ Es sei, resümiert sie, eine außerordentlich reiche Zeit gewesen. „Diesen Schatz werde ich immer in mir tragen.“ Häuser ergänzt, auch er habe eine Menge gelernt in den zurückliegenden gemeinsamen Jahren. „Wir haben die gleiche theologische Ausbildung, Lisa aber betrachtet manche Dinge aus einer anderen Perspektive. Wir hatten viele gute und konstruktive Gespräche.“

Ihre Segnung empfindet Lisa Kern „in erster Linie als Auftrag und Stärkung“. Häuser bestätigt: „Durch die Ordination empfangen Pfarrerinnen und Pfarrer Gottes Auftrag, aber auch seine geistliche Vollmacht und Rückendeckung.“ Seit 1. März ist Lisa Kern übrigens schon als Pfarrerin in der Seelsorge im Klinikum Mittelbaden Balg tätig, im September wird sie ihre erste eigene Gemeinde übernehmen, voraussichtlich im Kirchenbezirk Emmendingen. „Ich kehre also in meine alte Heimat zurück.“ Nun allerdings mit ihrem Mann und ihrem Kind. Und einem großen „Schatz“ an guten Erfahrungen.