Mannheimer Morgen Stadtausgabe, 20.03.2023

 

Ruhezone mit alten Bäumen

Heidelberg: Der Providenzgarten mitten in der Heidelberger Altstadt soll öffentlicher Rückzugsort werden

Von Michaela Roßner

Die Verträge sind gemacht: Der Providenzgarten inmitten der Heidelberger Altstadt bleibt eine grüne Oase. Er soll sogar noch aufgewertet werden: Als Bürgergarten wird er öffentlich zugänglich sein. So kann jeder mit wenigen Schritten die trubelige Einkaufsstraße Fußgängerzone verlassen und sich in einer Naturidylle erholen. Bis dahin gibt es aber noch einige Arbeit für die Grünplaner der Stadt und der Kirchengemeinde und die Bürger, die sich für den Erhalt des Gartens starkgemacht haben.

1200 Quadratmeter großes Areal

Darüber freuen sich bei einem Ortstermin der Dekan der Evangelischen Kirche Heidelberg, Christof Ellsiepen, Oberbürgermeister Eckart Würzner, die Synodenvorsitzende Ruth Hildebrandt sowie die beiden Altstadtpfarrer Mirko Diepen und Vincenzo Petracca. Es sei ein „nicht ganz so einfacher Weg“ gewesen, fasst Würzner zusammen.

Ein eisernes Tor in Höhe der Hauptstraße 90a, neben der Providenzkirche, öffnet den Weg auf das insgesamt rund 1200 Quadratmeter große Areal. Rund 1000 Quadratmeter davon übernimmt die Stadt für 60 Jahre in Erbpacht von der Evangelischen Kirche. „Wir möchten den Bürgerinnen und Bürgern mit dem Providenzgarten mitten in der Altstadt einen wunderschönen Rückzugsort zum Abschalten und Entspannen anbieten. Den Grundcharakter des Gartens wollen wir dabei erhalten.“

Ursprünglich hatte die Evangelische Kirche die Idee verfolgen wollen, an dieser Stelle einen Ort für die Kirchenmusik zu bauen. Nach starkem Protest von Bürgern gab es viele Gespräche, die nun in die Vertragsunterzeichnung mündeten. „Der Providenzgarten hat für uns einen Dreiklang: Kirche, Garten, Gemeindehaus“, beschreibt Dekan Ellsiepen. Das aus den 1950er-Jahren stammende Gemeindehaus, zu dem ein Teil des Gartens gehört, soll irgendwann durch ein neues Gemeindezentrum ersetzt werden. Genaue Pläne gebe es aber noch nicht, unterstreichen die Kirchenvertreter.

Zugangsmöglichkeiten zum Providenzgarten können von der Landfriedstraße und der Friedrichstraße eingerichtet werden. Aber das wird noch dauern, betonen die Verantwortlichen. Denn bevor die grüne Oase geöffnet werden kann, müssen die Wege barrierefrei und die teils beschädigten Mauern verkehrssicher gemacht werden. Im nun notwendigen Planungsprozess sollen Kirchenmitglieder und Providenzgarten-Unterstützer einbezogen werden.

Mächtige Zeder erholt sich

Der Anbau, der früher eine Kita beherbergte, ist abgerissen. Ein paar Spielgeräte und zwei verlassene Sandkästen erinnern noch daran. Für die große Zeder, die daneben steht, war die Kita-Epoche indes nicht so positiv: Aufschüttungen und Pflastersteine haben ihr Wurzelwerk vom Nachschub an Feuchtigkeit abgeschnitten.

Seit 2019 kümmern sich die Experten vom Landschafts- und Forstamt und ihr Leiter Ernst Baader um den Baumriesen. Die Baumscheibe wurde freigelegt, die trockenen Äste gekürzt. „Er erholt sich sichtlich“, freut sich Baader über den Erfolg der Pflegemaßnahme. Eine rund 20 Meter hohe Kastanie und ein ebenfalls mehrere Meter hoher Ginkgo mit einem beeindruckenden Umfang sind weitere charakteristische Gehölze, die den Garten auch in Zukunft prägen sollen.

Auch Café-Betreiberin zufrieden

„Wir als Kirche sehen, dass wir nicht alles allein schaffen“, versteht Pfarrer Diepen die nun abrufbare städtische Expertise als Zugewinn und Symbol zugleich. Es handele sich um „ein Projekt, das sehr gut in die sich verändernde Kirchengesellschaft passt“, glaubt Hildebrandt: „Es wird der Providenzgarten für uns alle werden.“ Die Entscheidungsfindung habe der Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren einiges abverlangt.

Auch die Geschäftsführerin des Café Schafheutle, Martina Schafheutle-Kübel, freute sich, als 2019 die grundsätzliche Entscheidung fiel, die Altstadt-Grünfläche zu erhalten und die Bebauungspläne zu verwerfen. Denn der Garten ihres Cafés grenzt direkt an den Providenzgarten an: „Ich finde das großartig! Dass so eine Lösung gefunden wurde, macht mich glücklich“, sagte sie damals. Für Schafheutle-Kübel ist der Park nicht nur ein Gewinn für ihr Café, sondern vor allem für die Altstadt, die kaum Parks zum Erholen habe.