Rhein-Neckar-Zeitung - Heidelberger Nachrichten, 16.03.2023

 

Jetzt geht es an die Neugestaltung

Vertrag zum Providenzgarten unterzeichnet – Stadt und Kirche stellten erste Überlegungen vor – Bäume erhalten, Barrierefreiheit schaffen

Von Julia Lauer

Der Vertrag ist unterzeichnet, der kleine Altstadtpark kann kommen. Vertreter von evangelischer Kirche und Stadtverwaltung haben am Dienstag erste Überlegungen dazu vorgestellt, wie der Providenzgarten hinter der Providenzkirche in der Hauptstraße künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnte. Der Erbbaurechtsvertrag, auf den sich Stadt und Kirche nach bald vier Jahre währenden Gesprächen einigen konnten, regelt, dass die Kirche der Stadt eine rund tausend Quadratmeter große Grünfläche mit alten Bäumen für einen Zeitraum von 60 Jahren verpachtet. Es sind vor allem Spendengelder, die eine Nutzung des Gartens als Park ermöglichen.

„Mit der Unterzeichnung des Vertrags sind wir einen ganz wichtigen Schritt weiter“, sagte Christof Ellsiepen, Dekan der evangelischen Kirche. Mit der Einigung sei seine „Hoffnung verbunden, dass dies ein wunderschöner, neuer Eins-a-Ort in der Altstadt wird“. Auch Oberbürgermeister Eckart Würzner zeigte sich erfreut darüber, dass das Projekt nun Fahrt aufnehmen kann. Mit dem Modell, auf das man sich verständigt habe, gebe es sowohl eine Perspektive für den Neubau des evangelischen Gemeindehauses der Providenzgemeinde, das sich ebenfalls auf dem Grundstück befindet, sowie für den Erhalt des Gartens. „Kirche ist nichts Isoliertes“, sagte Würzner. „Künftig lässt sich das kirchliche Gebäude anders in die Gesellschaft integrieren.“ Um die Pflege des alten Baumbestands kümmere sich die Stadt.

Auf dem Grundstück, das früher Teil des im 16. Jahrhundert angelegten kurfürstlichen Herrengartens war, stehen unter anderem ein alter Ginkgo, eine Zeder, eine Kiefer und eine Kastanie. Sie ragen um die 20 Meter in die Höhe. Insbesondere zum Erhalt des Ginkgos hatten sich in der Stadtgesellschaft immer wieder besorgte Stimmen zu Wort gemeldet. Hier konnte Ernst Baader, der das städtische Landschafts- und Forstamt leitet, beruhigen. „Bei der Gestaltung des Parks gibt der Baumbestand den Rahmen vor“, sagte er. All die alten Bäume sollen erhalten bleiben. „Ich habe noch nie einen Ginkgo in dieser Dimension gesehen“, hob Baader die Besonderheit des hiesigen Exemplars hervor. Der in Gefahr geratenen Zeder habe man sich bereits angenommen, man habe sie gewässert, Steinplatten entfernt und somit für eine Belüftung des Bodens gesorgt. Nun sei sie gerettet.

„Entscheidend sind die großen Bäume, das sind unsere Hätschelkinder“, erklärte Baader. Allerdings: „Die mittelalten Bäume machen uns Kummer“, benannte er ein Sorgenkind. Ihr Wurzelwerk reiche nicht so weit in den Untergrund wie das der alten Bäume, im Sommer müsste man sie täglich mit 500 Litern Wasser gießen. „Egal, was wir tun, Bäume sind vergänglich“, resümierte Baader. Vorstellbar sei deshalb, ein bis zwei weitere Bäume auf dem dem Grundstück zu pflanzen, doch spruchreif sei dies noch nicht. Allenfalls den Eibenbestand wolle er womöglich ausdünnen.

Der Zutritt zum Park könnte künftig über die bestehenden Eingänge in der Landfried- und der Friedrichstraße erfolgen, es sollen Bänke im Park stehen, und er soll barrierefrei zugänglich sein, etwa über teilbefestigte Wege, die ohne Asphalt auskommen und wasserdurchlässig sind und die Menschen mit Rollator oder Rollstuhl dennoch nutzen können. Die Unebenheit des Geländes ist dabei nach den Worten des Forstwissenschaftlers eine Herausforderung. „Für Barrierefreiheit darf die Steigung maximal sechs Prozent betragen.“

Wann mit den Arbeiten begonnen werden kann, ist jedoch noch unklar. Der Park solle vor 2030 fertiggestellt sein, hieß es, konkreter wurden die Beteiligten am Dienstag nicht. Bevor es losgeht, will sich die Stadt mit Kirche, Spendern und der Öffentlichkeit abstimmen – womöglich mittels einer Informationsveranstaltung, auf der man Vorschläge einbringen kann.

Vom Neubau des Gemeindehauses, den die evangelische Kirche hinter der Providenzkirche plant – ein Vorhaben, das die Einigung über die Nutzung des Grundstücks verzögerte –, ist die Gestaltung des Gartens nun unabhängig. Dass sich die Pläne für das Gemeindehaus an den bis dahin gestalteten Park anpassen müssen, hoben sowohl Vertreter der Stadt wie auch der Kirche hervor.