Rhein-Neckar-Zeitung - Heidelberger Nachrichten, 14.03.2023

 

Ist der Vorhang gefallen?

Das „Theater Blumhardt“ sucht nach 42 Jahren eine neue Spielstätte – Das Hermann-Maas-Haus geht an die Pflege Schönau zurück

Von Karla Sommer

Kirchheim. Es begann am 25. Oktober 1981 im Kirchheimer Hermann-Maas-Haus mit der Aufführung von „Ali Baba und die 40 Räuber“ und könnte jetzt im Gemeindehaus der damaligen Blumhardt- und jetzigen Bonhoeffer-Gemeinde mit der Aufführung „Ganze Wahrheiten“ geendet haben – wenn nicht ein Wunder geschieht und das „Theater Blumhardt“ eine neue Spielstätte findet. Die evangelische Landeskirche gibt das in die Jahre gekommene und nicht mehr bespielbare Hermann-Maas-Haus in der Hegenichstraße 22 an den Grundstückseigentümer, die Pflege Schönau, zurück. Die wird es höchstwahrscheinlich abreißen lassen.

„Wir müssen schauen, wie und wo es jetzt weitergeht“, sagen die drei Gründungsmitglieder Matthias Methner, Katja Windisch und Christiane Kaltschmitt bei einem Besuch der Generalprobe zu ihrem aktuellen Stück, das am vergangenen Wochenende ein letztes Mal im alten Gemeindehaus aufgeführt wurde und nicht zuletzt wegen der aktuellen Situation große Aufmerksamkeit bekommen hat. Auch die anderen sechs Mitglieder der Theatertruppe sowie die vielen Helfer, die sich um die Technik, die Kulissen, Requisiten und Kostüme kümmern, sind besorgt, weil ihre Zukunft zurzeit so düster aussieht.

Aber sie geben nicht auf und suchen nun nach einer neue Spielstätte, vorzugsweise in Kirchheim, aber auch zusätzlich „kleine Bühnen in der Region, wo wir als Gäste unsere aktuellen Stücke präsentieren können“. Und die sind eigentlich immer ein „Renner“ an den zwei Aufführungstagen im Jahr. Ob Agatha Christies „Mausefalle“, Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“, Oscar Wildes „Bunbury“, Francis Durbridges „Plötzlich und unerwartet“ oder von John Boynton Priestley der Krimi „Gefährliche Kurve“ – das „Theater Blumhardt“ hat bisher das Kulturleben im Stadtteil bereichert.

So war es auch diesmal und leider zum letzten Mal in der alten Spielstätte mit dem Stück „Ganze Wahrheiten“. Das war so gut besucht, dass man am Freitag nachbestuhlen und am Samstag sogar den Saal schließen und einige Leute nach Hause schicken musste. „Das hatten wir noch nie in 42 Jahren“, resümiert Matthias Methner. „Rekordbesuch“, freute er sich – aber nicht nur er, denn das Publikum war auch begeistert. So wie Ana Böhm-Miloseka aus Gorxheimertal: „Ich habe schon viele Aufführungen des Theater Blumhardt gesehen, und es ist immer wieder klasse zu erleben, was von der Gruppe auf die Beine gestellt wird.“ Sie hofft, dass das Ensemble eine neue Bühne finden wird. „Wäre schade, wenn es scheitern würde.“ Auch der Mannheimer Dirk Schlotthauer lobt das turbulente Stück: „Für eine Laienspielgruppe echt klasse, fast schon professionell.“ Und für die Heidelberger Studentin Jule war es, wie sie sagt, ihr erster Theaterabend. „Ich war positiv überrascht“, gibt sie zu und freut sich schon auf die nächste Aufführung.

Dass es die vielleicht gar nicht geben wird, kann sich keiner der Beteiligten vorstellen. Sie denken zurzeit intensiv über eine Alternative nach, die auch um das Kirchheimer Bürgerzentrum kreist. Hier wären alle Voraussetzungen für eine neue Spielstätte gegeben.