Fränkische Nachrichten Tauberbischofsheim, 20.02.2023

 

Diakonie-Chef Wolfgang Pempe mit Gottesdienst und Festakt verabschiedet

Viel bewegt: Große Wertschätzung und viel Lob für Ideenreichtum und den Blick auf neue Perspektiven für kirchliches Handeln vor Ort

Mit einem Gottesdienst in der evangelischen Christuskirche und einem Empfang im Winfriedheim der katholischen Kirche wurde Wolfgang Pempe am Freitagnachmittag als Geschäftsführer der Diakonie gewollt ökumenisch verabschiedet.

Von Heike von Brandenstein

Tauberbischofsheim. Zusammenrücken und zusammenhalten, als Kirche – egal welcher Konfession – und für Menschen mit Sorgen und Nöten da sein: Das haben das Diakonische Werk Main-Tauber-Kreis und der Caritasverband im Tauberkreis im vergangenen Jahr mit ihrer Charta Oecumenica Socialis besiegelt. In diesem Sinne wurde der Geschäftsführer des Diakonischen Werks auch verabschiedet.

Es sollte ein besonderer evangelischer Gottesdienst sein. Denn badische und württembergische Landeskirche gestalteten ihn mit ihren Dekaninnen und Dekanen gemeinsam, weil das Diakonische Werk grenzübergreifend tätig ist. Als Dekanin des Kirchenbezirks Weikersheim und Vorsitzende des Aufsichtsrats des Diakonischen Werks begrüßte Renate Meixner die Besucher des Festgottesdiensts. Dekanin Wibke Klomp aus Wertheim war ebenso in die Liturgie eingebunden wie Dekan Rüdiger Krauth vom Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg. Musikalisch gestaltet wurde er von Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl und seiner Frau.

Die Predigt hielt Oberkirchenrat Urs Keller auf der Grundlage der Jahreslosung „Du bist der Gott, der mich sieht“. Als Beispiel nannte er die Geschichte von Sarah, die nicht schwanger wurde, und ihrer Sklavin Hagar, die ein Kind gebären sollte. Aus Missgunst wurde Letztere verstoßen. Gott aber sieht Hagar und spricht sie durch einen Engel mit Namen an. Hagar wird so vom kleinen Objekt Magd zum gesehenen Subjekt Hagar. Sie preist Gott daraufhin für diese Aufmerksamkeit.

Wacher Blick

Menschen mit ihren Bedürfnissen zu sehen und wahrzunehmen, ihnen zuzuhören, gemeinsam Lösungen zu suchen und zu finden sei Aufgabe der Diakonie, so Keller. „Das Diakonische Werk hat einen wachen Blick für die Notlagen von Menschen.“ Wolfgang Pempe und sein Wirken im Main-Tauber-Kreis bezeichnete er als Geschenk für das Diakonische Werk Main-Tauber-Kreis. Für den Aufsichtsrat bescheinigte Renate Meixner dem scheidenden Geschäftsführer, viel angepackt und bewegt zu haben. „Sie haben immer wieder deutlich gemacht, dass Diakonie und Kirche sich befruchten“, so die Dekanin. Mit einem Segen verabschiedete und entpflichtete sie ihn. Seine Nachfolgerin Aleit-Inken Fladausch-Rödel hieß sie willkommen und wünschte ihr einen weiterhin guten Start in die neue Aufgabe. Offiziell wird sie im Juli eingeführt.

Zeitreise

Der Festakt mit Grußworten im Winfriedheim begann mit einer von Alexandra Helmich und Alex Schuck moderierten Zeitreise. Die Protagonisten verdeutlichten die vielen Aufgaben, die Wolfgang Pempe in einem Flächenlandkreis in knapper Zeit zu bewältigen hatte: Arbeitsplatz Auto, Präsenz auf Zuruf, immer gut vorbereitet, orientiert und offen für neue Ideen, dabei stringent und spontan zugleich. Pfarrerin Heike Kuhn erinnerte an die kleinen Spitzen, die sich beide vor der evangelischen Kirche zuriefen, wenn wieder einmal ein Auto von Diakonie-Mitarbeitenden direkt vor der Kirche parkte, was sie gar nicht schätzt. „Immer auf dem Sprung“, so beschrieb sie Pempes Wirken, das sie in der Zusammenarbeit als unkompliziert und zielführend empfand.

Picknick aus dem Pizza-Karton

Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sprach eine Begegnung in der Corona-Zeit an. Pempes Anliegen sei das Werben um Unterstützung für die Tafeln gewesen. Eigentlich hatte man das Thema beim gemeinsamen Mittagessen besprechen wollen. Weil die Restaurants geschlossen waren, kam der Bringdienst zum Einsatz. Beide erörterten das Thema im OB-Dienstzimmer mit Griff in den Pizza-Karton.

Stiftung für Handlungsfähigkeit

Martin Leynar, Leiter des Diakoniezentrums Wertheim, würdigte die durch Wolfgang Pempes Engagement eingerichtete Stiftung. Nur dadurch sei die Handlungsfähigkeit der Diakonie aufrechtzuerhalten, wies er auf die schwindenden Mittel hin. Der frühere Caritaschef und jetzige Diözesancaritasdirektor Matthias Fenger erinnerte an viele gemeinsame Projekte und hob vor allem die quartiersnahe Jugendarbeit in den Familienzentren und die Charta Oecumenica Socialis hervor. Er dankte für das gemeinsame Ringen für viele ganz konkrete Dinge. Für die musikalische Unterhaltung sorgten Wolfgang Pempes Sohn Frank Wendeburg und sein langjähriger Freund Carmine Biscosi mit weltlichen Darbietungen und teils stillen, teils rockigen Sounds. Seine Dankesworte zum Abschied hatte Pempe selbst vor die Grußworte gelegt. In sie bezog er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den Aufsichtsrat, den Karlsruher Oberkirchenrat, die regionalen Diakonischen Werke, die Liga der Freien Wohlfahrtsverbände, die Landkreisverwaltung, die Kreistagsmitglieder und die Kommunen mit ein. Seiner Nachfolgerin gab er auf den Weg, dass sie nun loslegen könne.

Aus dem Grußwort der kurzfristig verhinderten Bundestagsabgeordneten Nina Warken zitierte Alexandra Helmich. Warken schreibt Wolfgang Pempe die Tugenden Respekt, Offenheit, Verlässlichkeit und Vertrauen zu, die er stets vorgelebt habe. Ihr habe der Austausch mit ihm „immer sehr gut gefallen“.

Landrat Christoph Schauder hob die enge Verflechtung von Landkreis und Diakonischem Werk bei der Finanzierung und Steuerung sozialer Leistungen hervor. Wolfgang Pempe habe sich jederzeit für sozial benachteiligte Menschen engagiert und Probleme offen benannt. Schauder lobte seinen stets lösungsorientierten Ansatz zum Wohl der Menschen. Beeindruckt habe ihn die Charta Oecumenica Socialis, die bereits seit vielen Jahren gelebt werde und zur inhaltlichen Abstimmung und partnerschaftlichen Zusammenarbeit verpflichte. Für die Liga sprach die derzeitige Vorsitzende Manuela Grau, die Pempe bescheinigte, „sehr viel Großes und vor allem Gutes bewirkt“ zu haben. Persönlich und fachlich war für die Liga-Mitglieder immer wieder festzustellen, wie wertvoll ihm auch auf dieser Ebene ein fachlicher Austausch war.

Strukturen ausgerichtet

Guido Zilling, Geschäftsführer des Diakonischen Werks im Neckar-Odenwald-Kreis, würdigte Pempe als jemanden, der immer bereit gewesen sei, die Perspektive zu ändern, wenn es notwendig war. Nicht an Altem festzuhalten, sondern nach vorne zu blicken und Strukturen nach dem Bedarf auszurichten, sei seine Stärke. Dazu gehöre auch, nicht nur Gutes zu tun, sondern auch darüber zu reden, um wahrgenommen zu werden.

Letztlich war es der frühere Dekan des Kirchenbezirks Wertheim, Hayo Büsing, der für die „Stiftung Aufstehen. Nächstenliebe leben“ sprach. Ideengeber für deren Einrichtung war Wolfgang Pempe, der den tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel und die sinkenden Kirchensteuermittel im Blick hatte. Klug, strategisch und nachhaltig zu handeln, sei ihm wichtig gewesen, so Büsing. Der sozialen Verantwortung in Tauberfranken als Diakonisches Werk gerecht zu werden, sei Pempes Ziel gewesen und ist es für die Stiftung nach wie vor. Mit einem Präsentkorb der Lieblingsprodukte der Mitarbeitenden aus dem gesamten Main-Tauber-Kreis enthielt, endete der vierstündige offizielle Teil der Verabschiedung von Wolfgang Pempe, den es jetzt nach Nordhessen zieht.