BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Hardt, 16.02.2023

 

Niemand muss beim Essen allein sein

Den Gästen beim Blankenlocher Mittagstisch geht es auch um den geselligen Austausch Leonie Allinger

Stutensee-Blankenloch. Sehnsüchtig erwartet, jetzt wieder möglich: Nach pandemiebedingter Pause laden die Organisatoren des Blankenlocher Mittagstischs im evangelischen Gemeindehaus wieder zum gemeinsamen Essen.

Die Uhr zeigt kurz vor zwölf. Allmählich treffen die ersten Gäste ein. Alte Bekannte werden begrüßt, es wird geredet und gelacht. Ein prüfender Blick fällt auf die Speisekarte: Eier mit Senfsauce und Salzkartoffeln. Das Essen spielt aber nur eine Nebenrolle. „Es geht uns vor allem um den Austausch“, sagt Organisatorin Helga Ramsbrock. Und der kam während der vergangenen drei Jahre viel zu kurz.

Vor zehn Jahren wurde der Blankenlocher Mittagstisch ins Leben gerufen. Das Projekt wird unter dem Dach des Vereins „Essen für Alle – Stutensee“ durch die evangelische Michaelisgemeinde Blankenloch und die katholische Kirchengemeinde getragen. Jeden Donnerstag zwischen 12 und 13.30 Uhr gibt es gegen eine kleine Spende Suppe, Salat, ein Hauptgericht, Dessert und Kaffee. Eine Anmeldung ist nicht nötig. „Es sei denn, man kommt mit einer großen Gruppe. Das müssen wir dann schon im Voraus wissen“, so Ramsbrock. Schließlich soll das beim Caterer bestellte Essen auch für alle Gäste reichen. Der Blankenlocher Mittagstisch soll Anlaufstelle für alle sein. Ramsbrock betont: „Egal, ob Rentner oder Schulkind – hier können alle zusammenkommen und in Gemeinschaft essen.“

Rund 30 Gäste sitzen an den langen Tischreihen im Gemeindehaus. Hier hat sich jeder etwas zu sagen. Von allen Seiten fliegen Gesprächsfetzen durch die Luft. Es geht um Photovoltaik-Anlagen, die Enkelkinder und Gemüsebeete. Die meisten der Gäste sind Rentner, die nicht mehr selbst kochen möchten.

Gerhard Schmutz löffelt gerade seine Kartoffelsuppe: „Wissen Sie, ich bin ein miserabler Koch. Deshalb freue ich mich immer auf den Donnerstag und die Unterhaltungen.“ Auf die Frage, wie viele Jahre er schon zum Blankenlocher Mittagstisch kommt, antwortet der Rentner: „Das sind schon so viele, genau weiß ich das gar nicht. Es gehört einfach schon dazu.“

Früher hat Gerlinde Nagel den Abholdienst für den Mittagstisch organisiert: Gäste, die nicht mehr allein ins Gemeindezentrum kommen können, werden von anderen mitgenommen. Sie koordinierte die Anfragen für eine Mitfahrgelegenheit. Heute ist sie selbst Gast im Gemeindehaus. „Das ist eine gute Sache, diese Aktion“, stellt sie fest und lächelt. Die Gespräche und das Miteinander hätten ihr während der Schließung des Mittagtischs gefehlt.

„Die Menschen haben darauf gewartet, dass es wieder anfängt“, so Jörg Seiter, Pfarrer der Michaelisgemeinde. Im Hintergrund klappert das Geschirr der Essensausgabe. Der Nachtisch – Apfelmus – wird gerade vorbereitet. Corona sei zwar ein Einschnitt gewesen, trotzdem habe sich nicht viel verändert. „Wir mussten uns nur einige neue Ehrenamtliche suchen. Viele haben während der Pandemie aufgehört“, ergänzt Seiter.

Eine dieser „neuen“ Ehrenamtlichen ist Cordula Hellberg. Auf einen Aufruf zur Mithilfe hat sie sich spontan gemeldet. Seit Januar ist sie eine von rund 15 Helferinnen. „Ich bin selbst Rentnerin und mir macht es Spaß, den Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen“, erklärt Hellberg.

Alle zwei Wochen hilft sie beim Tisch decken, der Essensausgabe und dem darauffolgenden Aufräumen. „Wenn ich nicht als Helferin eingeteilt bin, komme ich her und esse einfach mit.“ Als gerade der Kaffee ausgeschenkt wird, fügt sie an: „Also ich würde auch zweimal pro Woche herkommen.“