BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Karlsruhe, 15.02.2023

 

Engagement gegen Missstände

Georg Patzer

Das Diakonische Werk feiert sein 100-jähriges Bestehen mit vielen kleinen Feiern und einem Sommerfest

1923 war eines der größten Krisenjahre. Die Arbeitslosigkeit war auf einem Höchstpunkt, die Hyperinflation entwertete das Geld schneller, als man es ausgeben konnte. Hunger, Armut und Obdachlosigkeit waren die Folgen. In diesem Jahr kam die evangelische Kirche auf die Idee, dass sie „nicht nur im Gottesdienst gute Worte sprechen, sondern auch aktiv helfen sollte“. So sagte es am Dienstag Wolfgang Stoll, der Direktor des Diakonischen Werks Karlsruhe, als er das Festjahr zum 100-jährigen Jubiläum vorstellte. Es gab bereits Vorläufer wie die Stadtmission, auch die Caritas der katholischen Kirche und die Arbeiterwohlfahrt der SPD hatten etwas unternommen, um die größte Not zu lindern, und nun gründete auch die evangelische Kirche den „Evangelischen Jugend- und Wohlfahrtsdienst“.

Bereits im gleichen Jahr eröffnete sie das noch heute bestehende Waldheim im Hardtwald, in dem arme Kinder „gutes Essen, gute Luft und ein pädagogisches Angebot“ bekamen, so Stoll. Und gegen Verwahrlosung und Sucht wurde die „Trinkerfürsorge“ gegründet. „Viele Probleme der damaligen Zeit gibt es immer noch oder wieder“, sagte Stoll und verwies neben dem Drogenproblem auf die Migrationsbewegung der letzten zehn Jahre, das Wohnungsproblem und die sozialen Ungleichheiten und unterschiedlichen Startchancen für Kinder. Krieg und Inflation kämen noch dazu.

Bis heute engagiert sich das Diakonische Werk gegen diese und andere Missstände und versucht zu helfen, wo es kann: Sie unterhält eine Babyklappe und Schwangerschafts- und Familienberatung und einen Hospizdienst, betreut Suchtkranke und unterstützt Familien, Jugendliche und alte Menschen in ihrem Alltag. In diesem Jahr soll anlässlich des Geburtstages in ganz Karlsruhe gefeiert werden. Denn da das Motto „Näher als du denkst“ heißt, gibt es nicht eine zentrale Feier mit geladenen Gästen, sondern viele kleine Feiern, vor allem mit den Klientinnen und Klienten, den Opfern des sozialen Systems. Am Werderplatz in der Südstadt und an allen 22 Standorten der Stadt: „Sie alle sollen ihre eigene Geburtstagsfeier haben“, sagte Stoll.

Über 170 Hauptamtliche arbeiten in Nachbarschaftsprojekten oder den Secondhand-Kaufhäusern wie Kashka, im Alkoholakzeptierenden Aufenthaltsraum oder bei der Vesperkirche. Immer mehr vernetzt sich das Diakonische Werk, weil im Miteinander größere Ergebnisse zu erzielen sind und bei knapper werdenden Mitteln eine gemeinsame Arbeit mehr Erfolg hat.

In den neuen Räumen in der Luisenstraße 53 wurden deswegen neben der Diakonie unter anderem auch das Evangelische Jugendwerk und die Johannis-Paulus-Gemeinde oder das Fachteam „Frühe Kindheit“ einquartiert. Gefeiert wird ab Ende März, es gibt Grillfeste, Konzerte, ein großes Sommerfest und am 21. September dann auch einen offiziellen Festakt.

www.dw-karlsruhe.de