Neckar- und Enzbote, 21.01.2023

 

„Der Jakobsweg erstickt an seinem eigenen Erfolg“

Stuttgart. Laut großen Umfragen auf dem Jakobsweg geht es Pilgern nach Aussage des kirchlichen Experten Detlef Lienau in erster Linie um sich selbst. Sie kapselten sich dabei aber nicht ab, sondern gingen aus ihrem Alltag heraus, erläuterte der Pilgerbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden bei seinem gestrigen Vortrag auf der CMT in Stuttgart zum Thema: „Die Sehnsucht ist größer – warum Menschen pilgern“.

Pilger seien deutlich spiritueller, religiöser und kirchlicher als der Durchschnitt der Bevölkerung. Am häufigsten werde das Motiv „zu sich selbst finden“ genannt. Als „Buße vor Gott“ sahen nur knapp 17 Prozent der befragten Pilger ihren Weg. „Pilger wissen gar nicht, was sie wollen, sie ahnen etwas,“ erläuterte Lienau.

Der „Kerkeling-Effekt“

So sei es auch bei Hape Kerkeling gewesen, Autor des Bestsellers „Ich bin dann mal weg“. Am Ende hätten sich Gott und er dann doch gefunden. Der „Kerkeling-Effekt“ habe die Pilgerzahlen jedoch nur kurzfristig gesteigert, um etwa 30 000 Pilger auf dem Jakobsweg. Diese Delle nach oben gehe im langfristigen Wachstum unter: „Der Jakobsweg scheint an seinem eigenen Erfolg zu ersticken.“ (epd)