Südkurier Überlingen, 25.01.2023

 

Initiative Türöffner ist wiederbelebt

Engagierte Menschen mit Zeit bieten anderen Hilfe Träger sind beide Kirchen, Caritas und Diakonie Corona hatte 2019 gestartete Aktion ausgebremst

VON SABINE BUSSE UEBERLINGEN.REDAKTION@SUEDKURIER.DE

Überlingen – Der Neustart der Initiative Türöffner stieß auf viel Interesse. In einem gut gefüllten Pfarrsaal der Münstergemeinde stellten die Initiatoren die Idee vor und was es Neues gibt. Inge Mayer, Mitarbeiterin der Caritas Linzgau und verantwortliche Organisatorin, schaute zurück auf die Anfänge. Losgegangen sei es mit den Zeitspendern, dann hätten sie 2019 nach dem Vorbild einer Initiative aus Osnabrück die Türöffner ins Leben gerufen. Das Motto des Konzepts lautet „begegnen, begleiten, besuchen“ und wird von Ehrenamtlichen getragen. „Die Idee fanden wir genial!“, sagte Inge Mayer. Menschen mit Zeit und Engagement bieten Hilfe an. Ältere Menschen, die sich Gesellschaft wünschen oder Alleinerziehende, die bei der Betreuung der Kinder Unterstützung brauchen, geben das in der Rubrik „Suche“ an. Die neue Internetseite liefert dazu die Infos und Formulare, die man ausdrucken oder gleich online ausfüllen kann.

Drei Pandemiejahre gut genutzt

Die Türöffner haben sich aber nicht nur technisch neu aufgestellt. Nach einem vielversprechenden Start 2019 und ersten Freizeit-Partnerschaften bremste Corona die Initiative wieder aus. „Wir haben die drei Jahre genutzt und geplant, wie wir weitermachen, was wir ändern wollen“, berichtete Inge Meyer. Das Ergebnis ist eine breitere Unterstützer-Riege. Die neue Türöffner-Version ist ein ökumenisches Projekt, bei dem sowohl die katholische als auch die evangelische Überlinger Kirchengemeinde sowie die Caritas und die Diakonie involviert sind. Moderator Ludwig Mayer interviewte auf der Bühne Vertreter aller vier Institutionen.

Münsterpfarrer Bernd Walter begrüßte die Vernetzung. Er brachte eine Förderzusage der Erzdiözese Freiburg mit und betonte: „Wir sollten ein gutes Beispiel geben und die Herzen sprechen lassen.“ Für Dekanin Regine Klusmann leistet die Initiative kirchliche Basisarbeit. Dazu meinte sie: „Wir können in der Ökumene mehr als einer alleine.“ Stephanie Morath vertrat den Caritasverband Linzgau. Sie begrüßte das niederschwellige Angebot und wünschte sich eine Fortführung auch nach den ersten drei Jahren mit Anschubfinanzierung. Gerhard Hoffmann vom Diakonischen Werk findet das Konzept „einfach genial und genial einfach“. Dazu könne die Vernetzung zwischen den Trägern stets besser werden.

Wie hilfreich und erfüllend es sein kann, seine Zeit anderen zur Verfügung zu stellen, zeigten zwei Beispiele. Sabina Kasperzyk hatte im Rahmen der Aktion Türöffner seit 2019 regelmäßig eine Dame im Pflegeheim besucht, die im letzten November kurz nach ihrem 100. Geburtstag verstorben ist. „Ich habe ihr den Alltag von draußen mitgebracht“, berichtete Sabina Kasperzyk. Zusammen hätten sie über Gott und die Welt gesprochen, gelesen und viel gelacht. „Ich hatte manchmal ein schlechtes Gewissen“, räumt die junge Frau später im Gespräch ein. „Weil ich so viel mehr bekommen als gegeben habe.“

Mit viel Dankbarkeit sprach Pia von Luxburg von ihren Erfahrungen. Die alleinerziehende Mutter von drei Kindern meldete sich, als ihr Jüngster in die Schule kam. Es stellte sich heraus, dass Felix mehr Zeit brauchte. Er wiederholte die erste Klasse, was sehr an seinem Selbstwertgefühl nagte. Es fand sich eine Dame, die dem Jungen bei den Hausaufgaben half und sich kümmerte. „Wir haben immer lauwarmen Kakao getrunken und sie hat mir Jim Knopf vorgelesen“, berichtete der heute Zehnjährige mutig auf der Bühne. „Es kostet Überwindung, um Hilfe zu bitten“, räumte seine Mutter Pia von Luxburg ein. „Man meint immer, funktionieren zu müssen.“

Projektleitung bei der Caritas

Damit sich auch künftig wieder Menschen mit Zeit und solche, die Hilfe brauchen finden, gibt es das Türöffner Orga-Team. In den Rubriken Suche und Biete können auf der Internetseite die Interessen und Bedürfnisse angegeben werden. Die Fragebögen liegen auch bei den Pfarrämtern aus oder man meldet sich telefonisch bei der Caritas, wo die Projektleitung angesiedelt ist. Der Schwerpunkt liegt auf gemeinsamen Aktionen, also spazieren gehen, Kaffee trinken, einkaufen oder Kinder betreuen, zu Ausflügen mitnehmen oder bei den Hausaufgaben helfen. Den Organisatoren war es wichtig zu betonen, dass man keine Konkurrenz zur Nachbarschaftshilfe sein wolle.

Für das Matching, für das Zusammenbringen der geeigneten Partner, sind die beiden ehrenamtlichen Helferinnen Elsie Fickenscher und Monika Engelhardt zuständig. Sie werden vorab Gespräche führen, die beste Kombination ausloten und sind beim ersten Termin als Türöffner und Eisbrecher dabei. Auch bei Fragen und Problemen helfen die beiden.

OB Zeitler bietet Unterstützung an

Die Kick-off Veranstaltung war für die Organisatoren bereits ein voller Erfolg. Noch am gleichen Abend wären die ersten ausgefüllten Fragebögen abgegeben worden, freute sich Inge Mayer. Auch Oberbürgermeister Jan Zeitler, der als interessierter Gast teilnahm, zeigte sich angetan und versicherte den Türöffnern seine Unterstützung zu. Er wolle künftig Hilfestellung leisten, wo es möglich sei.

Ökumenische Initiative

Türöffner ist eine ökumenische Initiative der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinden Überlingens sowie der Caritas und der Diakonie. Das Angebot richtet sich an Menschen, die sich als ehrenamtliche Helfer einbringen wollen, sowie ältere Mitbürger, die sich Gesellschaft wünschen. Auch Alleinerziehende, die Unterstützung bei der Betreuung der Kinder benötigen, können sich melden. Interessierte finden auf der Internetseite einen Fragebogen zum Ausfüllen. Er kann auch ausgedruckt und ausgefüllt bei der Caritas abgeben werden. Bögen liegen auch bei den Pfarrämtern aus. Kontakt: Caritasverband für das Dekanat Linzgau, Telefon 0 75 51 / 830 30, E-Mail: tueroeffner@caritas-linzgau.de, Internet: www.türöffner-überlingen.de