Ein großes soziales Unternehmen
Die Evangelische Stadtmission hat zwei neue Vorstände: Anja Lindrath und Helmut Seitz
Von Rolf Kienle
Als gebürtiger Schwabe habe er ein besonderes Verhältnis zu Geld und könne Oberbürgermeister Würzner versprechen, dass er ihm das Leben schwer machen werde, kündigte Helmut Seitz bei seiner Einführung als neuer ehrenamtlicher Vorstand der Evangelischen Stadtmission scherzhaft an. Denn als einer der größten diakonischen Träger von Kliniken, Pflegeeinrichtungen und beispielsweise der Bahnhofsmission sowie Arbeitgeber von über 1700 Beschäftigten hat die Evangelische Stadtmission einen erheblichen finanziellen Bedarf. Andererseits könnte das Rathaus die Aufgaben ohne sie kaum bewältigen. „Die Stadtgesellschaft würde nicht funktionieren“, gab Bürgermeister Wolfgang Erichson unumwunden zu. Die Stadtmission mit ihrem breiten Angebot gehört für ihn zu den großen sozialen Unternehmen.
Helmut Seitz, langjähriger Ärztlicher Direktor des Salem-Krankenhauses, löst gemeinsam mit Anja Lindrath die beiden Vorgänger Uwe Ikinger und Jochen Keidel ab. In einer gottesdienstlichen Feier wurde außerdem Christian Wetzel als Geschäftsführer der Trägergesellschaft der Stadtmission neu eingeführt; er folgt damit Jürgen Unrath nach.
Bei so viel personeller Veränderung wird auch der feierliche Gottesdienst in der Evangelischen Kapelle in der Plöck zu einem ganz besonderen Ereignis. Da greift Dekan Christof Ellsiepen schon mal zum Saxofon und spielt sehr respektabel das geistliche Lied „Befiehl du deine Wege“. Ellsiepen und Pfarrer Matthias Schärr, der auch Mitglied des Vorstandes ist, leiteten den Gottesdienst, an den sich ein Empfang im benachbarten Carl-Winter-Saal anschloss.
25 Einrichtungen in Heidelberg und mehreren Orten des Rhein-Neckar-Kreises gehören der Evangelischen Stadtmission an, in der die jeweilige Konfession inzwischen Nebensache ist. Es gehe vor allem darum, „mit Wissen, Rat und Zeit anderen zu helfen“, wie Pfarrer Matthias Schärr sagte. Schärr und Ellsiepen lobten die große Tradition der Zusammenarbeit innerhalb der Stadtmission. „Was hilft, ist ein kollegiales Miteinander.“
Uwe Ikinger ging in seiner Rede auf die besonderen Herausforderungen in den vergangenen zehn Jahren seiner Vorstandschaft ein, wozu schwierige Tarifauseinandersetzungen, verschiedene Jubiläen, zum Beispiel die Feier des 160-jährigen Bestehens der Stadtmission, aber auch Corona-Maßnahmen gehörten. In dieser schwierigen Zeit hätten sich die Mitarbeiter „besonnen und professionell verhalten“, lobte Ikinger.
Sein Nachfolger Helmut Seitz geht davon aus, dass dem neuen Vorstand die Krisen nicht ausgehen werden. „Die müssen wir schultern“, sagte er und zitierte: „Es muss sich viel ändern, damit alles so bleibt, wie es ist.“ Er rief dazu auf, aufeinander zuzugehen. Vertrauen sei die Voraussetzung für Frieden. „Wir brauchen Mut, keine Angst“, appellierte er und wünschte sich „weniger Dummheit und weniger Besserwisserei.“