Kirche trennt sich von einigen Gebäuden
Die Stadtsynode
trifft weitreichende Entscheidungen.
Rückgang der Steuereinnahmen und der Kirchenmitglieder enorm.
Bruno Knöller | Pforzheim
Schwierige und einschneidende Beschlüsse haben die Verantwortlichen der Evangelischen Kirche in Pforzheim in Sachen Immobilien schon getroffen, schwierige und einschneidende Entscheidungen stehen aber auch noch an. „Die Kirchen und Häuser bilden unsere Geschichte ab, auch der Nachkriegsgeschichte, aber sie sind auch eine Last“, sagte Dekanin Christiane Quincke in der Sitzung der Stadtsynode im Gemeindehaus an der Markuskirche in der Nordstadt.
Die 36 Kirchen und Gemeindehäuser wurden nach einem Ampelsystem klassifiziert. 13 „grüne“ Bauten würden weiterhin finanziert und klimagerecht saniert, zwölf „gelbe“ Häuser „hängen in der Luft“, wie sich Quincke ausdrückte, und von elf „roten“ Immobilien muss sich die Kirche möglicherweise trennen. „Das bedeutet keinen Abriss, aber vielleicht eine andere Nutzung oder eine andere Finanzierung“, versuchte sie etwas Brisanz aus der Angelegenheit zu nehmen. Bei vier der „grünen“ Gebäude kommt die Kirche einigermaßen gut weg: Für die Schloßkirche, die Christuskirche, die Kirche in Eutingen und die Bergkirche Büchenbronn liegt die Baulast beim Land Baden-Württemberg, das mit „mindestens 70 Prozent“ zur Kasse gebeten wird.
Nichtöffentliche Sitzung
Für neun „rote“ Gebäude existiere bereits ein Beschluss, diese aus der „Mitfinanzierung rauszunehmen“: wenngleich noch nicht alles umgesetzt sei. Es handelt sich dabei um die Gemeindehäuser Frankstraße, Fritz-Neuert-Straße und Kräheneckstraße, die Gemeindezentren Sonnenhof, Mäuerach, Lutherhaus und Haidach sowie die Kirche und das Gemeindehaus in Neuhausen. Die zehnte Immobilie sei die Hohenwart-Kirche: „Sie wird von der Stadt übernommen und wird weiterhin als solche genutzt.“ Welches Haus die Nummer elf auf der roten Liste ist, bleibt noch offen. In der nichtöffentlichen Stadtsynode am 30. März sollen weitere Ergebnisse vorgestellt werden.
Wie sehr sich die Zeiten geändert haben, machte auch Steffen Schramm eineinhalb Stunden lang in seinem Vortrag mit Diskussion zum Thema „Wie wir wurden, was wir sind, und wie es weitergehen könnte“ deutlich. Der Leiter des Instituts für kirchliche Fortbildung der Evangelischen Kirche der Pfalz berichtete darüber, dass zwischen 1953 und 1983 die Kirchensteuer-Einnahmen um das Fünfzehnfache gestiegen seien, was unter anderem einen Bauboom ausgelöst habe. So seien in der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) bis 1951 um die 3000 und bis 1981 sogar
8800 Gemeindehäuser errichtet und teilweise jeden zweiten Tag ein neues eingeweiht worden.
Rückgang der Steuern
Inzwischen sei der Rückgang der Steuereinnahmen und der Kirchenmitglieder enorm. Ein Freiburger Modell besage, „dass wir bis 2060 nochmals die Hälfte unserer Mitglieder verlieren.“ Zugleich merkte der promovierte Theologe und ehemalige Gemeindepfarrer kritisch an: „Vielleicht haben wir ein Modell, das nicht mehr zu den Menschen passt.“ Er ermunterte dazu, „über Erneuerung und andere Leitlinien nachzudenken.“ Dazu brachte der ehemalige Internatsleiter einige Ideen mit. Integration und Assoziation sind für Schramm angesagt: „Wir brauchen Vernetzung und müssen in andere Lebenswelten hinein.“ Als Beispiel nannte er „eine neue Gemeinschaft mit Flüchtlingen und Verfolgten.“ Für den Autor einiger Bücher steht fest: „Kirche kann auch anders.“
Im Rahmen der Synode informierte Bezirksfundraiser Helmut Brodt über die vom 7. bis zum 21. Oktober in der Schloßkirche vorgesehene Ausstellung „Was bleibt?“ Dabei geht es um Fragen wie „Was war, was ist in meinem Leben wichtig? Was möchte ich weitergeben?“ Ein Begleitprogramm mit Vorträgen, Lesungen und einem Konzert rundet das Ganze ab.
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