Kirchengemeinde Lörrach gibt Grenzen auf
Die Grenzen zwischen den derzeit sechs Gemeinden der evangelischen Kirchengemeinde Lörrach werden bis 2025 aufgegeben. Die drei Pfarrstellen in der Kernstadt und in Stetten erhalten inhaltliche Schwerpunkte.
Lörrach/Inzlingen So hat es der Rat des Evangelischen Kirchenbezirks Markgräflerland beschlossen. In Lörrach samt Ortsteilen sowie Inzlingen stehen bis zum Jahr 2036 Veränderungen, überwiegend Einsparungen, an.
Neu bilden die Kirchengemeinde Lörrach (Matthäusgemeinde an der Stadtkirche, Gemeinde an der Christuskirche, Friedensgemeinde, Johannes- und Salzertgemeinde, Lukasgemeinde Inzlingen) zusammen mit den Gemeinden Rötteln, Tüllingen, Brombach, Hauingen sowie der Petrus- und Margarethengemeinde in Steinen einen Kooperationsraum, in dem Haupt- und Ehrenamtliche eng zusammenarbeiten.
Aktuell verfügt der Raum über 9,5 Pfarr- und 1,5 Diakonenstellen, die die Badische Landeskirche finanziert, sowie 0,3 Pfarrstellen und zwei Diakonenstellen, die selbstfinanziert sind, sowie an der halben Pfarrstelle mit dem Auftrag Migration und Flucht, die vakant ist, aber erhalten bleiben soll. Ebenfalls unbesetzt sind aktuell jeweils weitere 0,5 Pfarrstellen der Friedensgemeinde, in Tüllingen und in Inzlingen. Bis 2036 werden davon 2,5 Pfarr- und 1,5 Diakonenstellen eingespart. Möglicherweise lasse sich dieser Zeitplan nicht überall einhalten.
Eine gravierende Änderung: In der Kirchengemeinde Lörrach werden die klassischen Gemeindegrenzen bis Ende 2025 aufgehoben, erklärt Markus Schulz, Pfarrer an der Christuskirche und ein Stellvertreter der Dekanin. Anstelle der lokalen Zuständigkeit in einer Gemeinde treten für die Pfarrer und Diakone in drei Lörracher Gemeinden bis 2025 inhaltliche Schwerpunkte. Bis 2032 wird in Lörrach 0,25 der Diakonenstellen eingespart, bis 2036 nochmals, die über Fundraising finanziert werden könnte.
StadtkircheDie Matthäusgemeinde an der Stadtkirche soll sich als Citykirche weiterentwickeln, ähnlich wie die Elisabethen-Kirche in Basel. Dazu gehören zum Beispiel Kultur, wie die bereits eingeführte Reihe Jazz am Kirchturm, und Politik.
ChristuskircheDie Gemeinde an der Christuskirche plant mit dem Diakonischen Werk einen Umbau und eine Erweiterung für einen missional-diakonischen Schwerpunkt, die die bisher verstreuten Beratungsstellen versammelt. „Wir wollen speziell für Menschen da sein, die in Not sind, die eine Beratung brauchen“, erläutert Schulz. Missional stehe für die geistliche Seite, die zu einem ganzheitlichen Blick auf den Menschen gehören. „Wir wollen neben der Beratung eine spirituelle Heimat bieten.“
Johannes- und SalzertgemeindeDie Pfarrstelle Johannes-Salzert wird schon im laufenden Jahr zu einer Segensstelle für Kasualien, also für Gottesdienste anlässlich wichtiger Stationen im Leben, wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung. Miranda de Schepper, Pfarrerin der Johannesgemeinde, befasst sich schon jetzt stark mit diesen Themen. „Wir wollen für Menschen, die weniger gemeindegebunden sind oder nicht in den Sonntagsgottesdienst gehen, aber von der evangelischen Kirche eine gute Dienstleistung erwarten, gute Ansprechpartner sein.“ Eine neue Kasualie ist die Einschulung, möglicherweise auch Trennung. Die geforderte Professionalität sei im Gemeindealltag kaum noch zu gewährleisten.
FriedensgemeindeEine halbe, derzeit vakante Pfarrstelle, die expliziert für die Friedensgemeinde ist, wird bis 2025 eingespart und für zwei Jahre kapitalisiert. Ein Großteil des Geldes aus dem Topf der Landeskirche, mit dem Pfarrer oder Pfarrerin bezahlt würde, lässt man sich auszahlen, um es anderweitig einzusetzen, beispielsweise um engagierte Ehrenamtliche zu unterstützen und noch fitter zu machen für ein Gemeindeleben ohne Pfarrer. Die halbe Stelle mit dem Schwerpunkt Migration und Flucht, die bei der Friedensgemeinde angesiedelt ist, bleibt erhalten.
Rötteln und TüllingenRötteln mit Haagen und Tüllingen teilen sich künftig eine Pfarrstelle. Eine halbe Pfarrstelle wird für zwei Jahre kapitalisiert. Der konkrete Einsatz des Geldes ist in den Gemeinden noch zu diskutieren.
Brombach und Hauingen:Eine ähnliche klassische Gemeindeform behalten Brombach und Hauingen. Die Pfarrstelle Hauingen unterstützt weiterhin in Kasualien den ganzen Kooperationsraum Lörrach. Wenn die Brombacher Pfarrerin Anette Metz, nach jetzigem Stand, 2028 in Ruhestand geht, wird es nur noch eine gemeinsame Pfarrstelle geben.
Lukasgemeinde InzlingenDie halbe Pfarrstelle der Lukasgemeinde ist schon lange vakant. Vertretungsweise betreut Pfarrerin Christiane Schulz aus Lörrach die Gemeinde. Im Zuge des Strategieprozesses der evangelischen Landeskirche wird die halbe Stelle für zwei Jahre kapitalisiert. Das bedeutet: Das Geld der Landeskirche wird verwendet, um die Ehrenamtlichen, etwa über Räume oder Fortbildungen, möglichst gut aufzustellen. 2025 wird die halbe Pfarrstelle dann als Sparbeitrag definitiv gestrichen.
Schüler-Café Kamel-ionÜbergangsweise beteiligt sich der Bezirk mit einer halben Diakonenstelle am Schüler-Café Kamel-ion im Schulcampus Baumgartnerstraße, um gemeinsam mit dem CVJM, das als Betreiber klar Bedarf für eine professionelle Unterstützung signalisiert habe, ein Konzept zu entwickeln. „Wir gehen dahin, wo die Menschen sind.“ Spätestens 2036 wird die halbe Stelle eingespart und müsste über Fundraising, also etwa Spenden und Sponsoring, finanziert werden.
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