bnn.de (BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN), 14.01.2023

 

Pfarrerin Lara Pflaumbaum in Karlsruhe hat ein Herz für Randgruppen

Wenn sie in ihrem knallroten, dreirädrigen Pickup durch die Karlsruher Südstadt knattert, dann fällt sie sofort auf. „Mainstream-Kirche ist was

anderes“, sagt Pfarrerin Lara Pflaumbaum, die 2014 die Karlsruher Vesperkirche ins Leben rief.

Welchen Berufswunsch sie als Kind einst hatte? Das weiß Lara Pflaumbaum heute gar nicht mehr so genau. Sie weiß nur, was sie nicht werden wollte: Lehrerin und Pfarrerin. Doch wie man heute weiß, ist es dann ganz anders gekommen.

„Ich habe früh gespürt, dass ich etwas zu sagen habe“, erinnert sie sich. Und sie spürte schnell, dass sie sich für Religion interessiert und ein Herz für Randgruppen hat. Da bot sich ein Theologiestudium praktisch ganz von selbst an.

Inzwischen ist sie seit vielen Jahren Pfarrerin in der Karlsruher Südstadt. Und sie unterrichtete jahrelang Schülerinnen und Schüler in Religion. Lehrerin und Pfarrerin – wer hätte das gedacht?

Mainstream-Kirche ist was anderes.

Lara Pflaumbaum

Vesperkirche Karlsruhe gibt es auch dank Lara Pflaumbaum seit 2014

„In Kirchenkreisen bin ich ein Unikum“, sagt die freundliche Theologin und lacht. Sie sei halt einfach „ein bisschen schräg“. Wenn sie in ihrem knallroten, dreirädrigen Pickup durch die Südstadt knattert, dann fällt sie sofort auf.

„Mainstream-Kirche ist was anderes“, sagt die Pfarrerin, die 2014 gemeinsam mit Ann-Kathrin Becker, Dieter Eger und Wolfgang Stoll die Karlsruher Vesperkirche ins Leben gerufen hat.

„Die Arbeit mit Randgruppen war mir schon immer wichtig“, sagt Lara Pflaumbaum. „Aber durch die Vesperkirche bekam das alles eine ganz andere Ebene.“ Seit dem 8. Januar und noch bis zum 5. Februar läuft die Vesperkirche in und vor der Johanniskirche am sozialen Brennpunkt Werderplatz in der Karlsruher Südstadt.

Anlässlich des zehnten Jubiläums gibt es einige besondere Aktionen wie beispielsweise ein Glücksrad, bei dem man Gutscheine für verschiedenen Geschäfte gewinnen kann. 400 bis 500 warme Essen werden pro Tag verteilt, es gibt eine Kleiderkammer und „Wärme-Inseln“ in der Kirche. Ganz wichtig ist für viele Menschen der Besuch der Tierärztin, die in der Vesperkirche mehrere kostenlose Sprechstunden abhält . Und für Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, kommt auch ein Arzt in die Vesperkirche.

„Die Vesperkirche versteht sich als Ort, an dem Gemeinschaft gelebt wird und jeder so sein kann, wie er ist“, erklärt die rührige Pfarrerin Lara Pflaumbaum Sinn und Zweck dieser segensreichen Einrichtung.

Fast wäre Pflaumbaum statt Pfarrerin Fußball-Nationalspielerin geworden

In Deutschland fand die erste Vesperkirche 1995 in der Leonhardskirche in Stuttgart statt. In Baden war Mannheim 1997 Vorreiter, es folgten Pforzheim im Jahr 2000 und Karlsruhe 2014. Zum Abschlussgottesdienst am 5. Februar um 15.30 Uhr kommt Landesbischöfin Heike Springhart in die Johanniskirche, zuvor findet um 14 Uhr ein Konzert mit der Karlsruher Partyband Pizzicato Blue statt.

Fast wäre aus Lara Pflaumbaum übrigens eine Fußball-Nationalspielerin geworden. In jungen Jahren spielte sie bei der SG Oftersheim und bei der DJK Schwetzingen, zunächst als Linksverteidigerin, später als Libero (oder Libera).

Sogar zu einem Lehrgang auf die Sportschule Schöneck war sie eingeladen. „Ich wollte unbedingt in die Nationalmannschaft“, sagt sie, doch leider beendete eine Knieverletzung die Karriere der hoffnungsvollen Nachwuchskickerin.

Eine der Lieblingsgeschichten von Lara Pflaumbaum ist die vom „Goldenen Buddha“ aus Bangkok. Die riesige Statue war jahrelang mit einer Schicht aus Gips bedeckt. Erst als diese Schicht kaputt ging, merkte man, dass die Statue aus Gold war.

„Von außen sah man ihr nicht an, wie wertvoll sie war“, sagt die Pfarrerin. Und ganz ähnlich sei das auch mit vielen Menschen rund um den Werderplatz. Weshalb Lara Pflaumbaum ein Herz für diese Randgruppen hat. Und das nicht nur während der Vesperkirche, sondern an 365 Tagen im Jahr.