Gesungener Dank zum Abschied
In einem knappen Jahr in Lahr hat sich Bezirkskantor Johannes Eppelein einige Verdienste erworben. Nun wechselt er nach Augsburg. Am Sonntag wurde er in der Stiftskirche feierlich verabschiedet.
LAHR Draußen vor der Stiftskirche wummern die Bässe der Fasentwagen, drinnen erklingt – in ebenfalls forschem Tempo – die große Orgel. Festlich ist Johann Sebastian Bachs „Fantasie G-Dur“, festlich auch der ganze, zweistündige Gottesdienst zur Verabschiedung des erst vor knapp einem Jahr angetretenen evangelischen Bezirkskantors Johannes Eppelein.
Pfarrer Thorsten Maaßen nimmt in der Begrüßung der Gemeinde das unüberhörbare Zusammentreffen der beiden Ereignisse auf, nachdem die vielen Gottesdienstbesucher Eppeleins Orgelspiel mit einem Zwischenapplaus bedacht hatten. „Wir müssen schon rechte Narren sein, dass wir Johannes Eppelein wieder ziehen lassen“. Doch immer wieder klingt in der Verabschiedung durch Dekan Rainer Becker und weiteren Grußworten auch Verständnis für Eppeleins Entscheidung an, die berufliche Chance der Kantorenstelle an der Augsburger St. Anna-Kirche angenommen zu haben. Am 12. Februar wird er dort eingeführt, nur elf Monate (oder 349 Tage, wie Barbara Weis-Neugart als Sprecherin der Kantorei vorrechnete) nach der Amtseinführung in Lahr.
Trotz schwierigem, weil noch stark von Corona geprägtem Start, trotz der kurzen Zeit, ist die Liste mit den Verdiensten Eppeleins lang. Nicht nur seine musikalische Arbeit mit der Kantorei wird gewürdigt, sein virtuoses Orgelspiel, die Organisation von Konzerten, sondern vor allem auch sein „Fleiß und Talent, seine offene Art auf Menschen zuzugehen“, betonte Dekan Becker in der Verabschiedung.
Als einzigen Kritikpunkt in der langen Reihe von Lobesworten fügt dieser die Tatsache an, dass „du uns schon wieder verlässt“. Vertreter der Kreuz- und Auferstehungsgemeinde bedankten sich ebenso mit warmen Worten und Geschenken. Besonders persönlich aber fiel der Dank der Kantorei aus – auch der gesungene. Denn gut 50 Sängerinnen und Sänger waren gekommen, um neben zwei Weihnachtsliedern auch einige mit Eppelein neu einstudierte Stücke vorzutragen. Darunter das jazzige „A Festive Gloria“ von Jay Althouse, John Rutters „Christmas Lullaby“ und das meditative „Sei nur stille zu Gott, meine Seele“, eine Eigenkomposition von Eppelein. Der Kantatengottesdienst – ebenfalls mit Eigenkompositionen Eppeleins – und das „Best-of-Oratorium Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ wurden mehrfach als besondere Highlights der kurzen Wirkenszeit des Kantors erwähnt.
Dieser hatte seine Dankesrede sorgfältig vorbereitet. Persönliche Worte für die vielen haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kirchenbezirk, schöne Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit den Chören, an eine Schwedenreise mit dem Ortenauer Kantorenteam, und an den Besuch des Europa-Parks mit den Kindern und Jugendlichen der Jakobuskantorei und seinem „Chef“ Rainer Becker, „der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der einzige Dekan bleiben wird, mit dem ich alle Europa-Park-Achterbahnen gefahren bin“. Zum Schluss äußerte Eppelein die Hoffnung, dass die Kantorenstelle bald wieder besetzt wird, und wünschte der Gemeinde „Offenheit für Neues, gepaart mit gesunder Beharrlichkeit für Tradition und eine gute Balance von Pragmatismus und Idealismus für eine Aufbruchstimmung in und für unsere Kirche, die wir so dringend brauchen.“
Kantorei und Jugendkantorei werden bis zur Neubesetzung des Bezirkskantorats von Laura Skarnulyte und Anne Métayer weitergeführt.
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