rnz.de (Rhein-Neckar-Zeitung), 13.01.2023

 

Pfarrer und Dekan Ekkehard Leytz geht in den Ruhestand

Mit 66 Jahren fängt sein neues Leben an. Jetzt will er sich mehr Zeit für Enkel und Garten nehmen.

Von Peter Bayer

Eberbach. "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, mit 66 ist noch lange nicht Schluss" – wer kennt ihn nicht, den Song von Udo Jürgens . Zwar kein neues Leben, aber einen neuen Lebensabschnitt fängt Ekkehard Leytz an. Schluss ist für ihn nur als Dekan und Pfarrer in Eberbach. Am Sonntag wird er in einem Festgottesdienst und anschließendem Empfang in der Stadthalle feierlich verabschiedet. Er verlässt Eberbach und zieht nach Karlsruhe.

Mit Frau, vier kleinen Kindern und sieben Zwerghasen kam Ekkehard Leytz im September 1996 in Eberbach an und übernahm die Pfarrei Eberbach Mitte. Dort wurde ihm gleich "ein schöner Empfang bereitet", erinnert er sich. An seinem ersten Tag fand das legendäre "Gässelfest" statt, nur wenige Meter von seiner neuen Wohnung entfernt. "Ihr habt doch noch keine Küche, kommt, esst bei uns", wurden sie aufgefordert und nahmen die Einladung dankend an. Der direkte Kontakt mit den Menschen ist das, was Leytz während seines Wirkens immer wichtig war und ist.

Dem Umzug nach Eberbach ging der Wunsch voraus, mit den vier Kindern in eine Kleinstadt zu ziehen – wegen der kürzeren Wege. Leytz' erste Pfarrerstelle war in Menzingen, einem Ortsteil von Kraichtal, mit rund 2000 Einwohnern. Als 1995 Dekan Klug ging, hat er sich auf die Stelle in Eberbach beworben. Mit dem Umzug dauerte es aber noch etwas, weil das Haus erst noch renoviert werden musste.

So zog er erst im September 1996 mit Ehefrau Ellen sowie den Kindern im Alter von fünf bis zehn Jahren ins Stauferstädtchen. "Ich habe mir den großen Garten angesehen, der hat mir sofort gefallen", erinnert sich Leytz.

Der Garten war für den Pfarrer ein wichtiger körperlicher Ausgleich, wo er bei der Beschäftigung im Gemüsegarten auch seinen Gedanken nachhängen konnte. Die Apfelbäume – nicht nur in seinem Garten – hat er übrigens selbst geschnitten. "Das Baumschneiden habe ich vom Kirchendiener in der Dorfgemeinde gelernt", erinnert er sich.

Im Gärtnern sieht Leytz auch Parallelen zum Gemeindeaufbau. "Du musst mit offenen Augen herangehen", sagt er. Und dabei sehen: Wer macht wo mit? Was brauchen Pflanzen/Mitarbeiter? Wo lässt man sie sich selbst entfalten? Den Garten beim Haus hat er aber nicht nur privat genutzt. So wurden im Sommer Gottesdienste im Freien gefeiert oder Gemeindegruppen eingeladen.

Auch haben die Jugendlichen – als seine Kinder noch in dem Alter waren – ihn gerne zum Volleyballspielen oder für Lagerfeuer genutzt. Den Garten hat er sich mit seiner Frau gut aufgeteilt. Während er sich um die Pflanzen im nicht einsehbaren Teil kümmerte, gestaltete sie den Ziergarten vor dem Haus. "Da hat immer was geblüht", schwärmt er.

Neu war für Leytz die gemeinsame Arbeit mit einem Kantor, die er von der Dorfpfarrei nicht kannte. "Es war eine super Zusammenarbeit mit dem damaligen Kantor Johannes Michel", schwärmt er rückblickend. Von der Singschule hätten seine Kinder sehr profitiert.

Einen großen Stellenwert hatte für Ekkehard Leytz auch die Kunst. Während seiner Zeit in Eberbach gab es ab dem Jahr 2000 viele Ausstellungen in der Michaelskirche. Diese waren allerdings erst mit der Öffnung der Kirche möglich, die in seiner Anfangszeit gerade renoviert wurde . "Wir müssen sie aufmachen und einen Raum, ein Angebot für die Eberbacher und Touristen schaffen", stand für ihn fest. "Nur wenn sie betreut wird", war die Forderung des Kirchengemeinderats.

Es war die Geburt der "offenen Michaelskirche", für deren Betreuung sich 25 bis 30 Personen engagiert hatten. Ab dem Zeitpunkt waren auch Ausstellungen möglich, welche Leytz in die Gottesdienste mit einbezogen hat. Von Armin Stähle habe er gelernt, dass es keine christliche Kunst gibt. Die Kunst werde vielmehr in Beziehung zu Religiösem, dem Glauben gesetzt. Dabei dürften durchaus Spannungen entstehen.

Bei der Berufswahl fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Sein Vater war evangelischer Pfarrer im überwiegend katholischen Walldürn, wo Ekkehard Leytz auch geboren ist. Der Wunsch, Pfarrer zu werden, ist in ihm mit der Zeit gewachsen, wie er sagt. Hierfür sind Sprachen sehr wichtig. Hebräisch lernte er zehn Wochen in Weil am Rhein, griechisch auf der kirchlichen Hochschule in Neuendettelsau.

Der Schwerpunkt seiner Ausbildung war allerdings in Tübingen, am Schluss in Heidelberg, wo er auch seine Frau Ellen kennenlernte. Und wenn er nicht Pfarrer geworden wäre? "Dann wäre ich Mathe- und Biologielehrer geworden", verrät er, ist aber froh, dass es nicht so gekommen ist. "Ich habe mit Leidenschaft Konfi-Unterricht gehalten. Ich mag mit jungen Leuten frei lernen – ohne Notenzwang."

Seit 2011 war Leytz auch Dekan und damit für 29 Gemeinden mit 19 Pfarrstellen verantwortlich, hat auch den Bezirkskirchenrat geleitet. "Es war eine Freude, mit engagierten Kollegen im Bezirk zu arbeiten", sagt er. Eine Erfahrung, die ihn positiv überraschte. Denn er hat sich nicht direkt für das Amt des Dekans beworben. "Ich habe mich nur wählen lassen, weil es mit der Pfarrerstelle verbunden war", sagt der 66-Jährige, der mit Leib und Seele Gemeindepfarrer ist. "Ich mochte den direkten Kontakt mit den Menschen nicht missen."

Auch wenn er einiges angestoßen, auf den Weg gebracht und abgeschlossen hat, hinterlässt er seiner Meinung nach "vieles Unvollendetes". "Ich hätte gerne noch mehr mit den Männern gemacht", bedauert er und blickt auf das Männerkochen und die letzte Ausstellung "Verletzte Seelen" zurück. Im Kirchenbezirk hat er die Neuaufstellung mitgedacht und mitbegleitet. "Manches ist unfertig, aber das ist ein Zeichen der Endlichkeit des menschlichen Lebens", sagt er.

Nach 26 Jahren in Eberbach zieht es Ekkehard Leytz nun mit seiner Frau Ellen in einen Vorort von Karlsruhe, wo seine jüngste Tochter wohnt. "Es ist ein großer Garten dabei", freut er sich schon darauf, seinem Hobby weiter nachgehen zu können. Und natürlich hat er dann auch mehr Zeit für die Enkelkinder.

Wenn er geht, dann mit vielen schönen Erinnerungen an eine reiche und prall gefüllte Zeit mit vielen Begegnungen. An eine Offenheit, die er gerne mitnehmen möchte – und eine große Dankbarkeit. "Auch wenn es immer wieder anstrengend war." In der langen Zeit sind Beziehungen und Vertrauen gewachsen. In den letzten Jahren hat er häufig Kinder von ehemaligen Konfirmanden getauft. Und als zwei Paare gehört hatten, dass er fortgeht, haben sie ihre Hochzeiten vorgezogen.

Eine herausragende Rolle hat für den 66-Jährigen das Erzählen von Gott gespielt. "Damit lassen sich die Menschen begeistern – Gott wendet sich den Menschen zu." Nicht nur in seinen Predigten, auch jetzt, als er davon spricht, ist das Strahlen in den Augen von Ekkehard Leytz nicht zu übersehen.

Info: Am Sonntag wird Ekkehard Leytz im Gottesdienst um 14.30 Uhr in der Michaelskirche von der Bischöfin verabschiedet. Im Anschluss ist der Empfang in der Stadthalle, zu dem die Gemeinde eingeladen ist.