Rhein-Neckar-Zeitung - Bergstraße/Mannheim - Weinheimer Rundschau, 16.01.2023

 

Gemeinsame Probleme führen zusammen

Aktuelle Projekte und Sorgen: Die beiden Kirchengemeinden in Leutershausen trafen sich zum ökumenischen Neujahrsempfang

Von Stefan Zeeh

Hirschberg-Leutershausen. „Ein gesegnetes neues Jahr“ wünschte die katholische Gemeindereferentin Gabriele Mihlan-Penk am Sonntag den rund 70 Gästen, die zum ökumenischen Neujahrsempfang der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in das Hilfeleistungszentrum gekommen waren. Erstmals seit 2017 fand die vom ökumenischen Ausschuss beider Kirchengemeinden organisierte Veranstaltung wieder statt, und somit gab es viele Ereignisse, an die Pfarrerin Tanja Schmidt erinnerte. Vor allem die Corona-Pandemie hatte dafür gesorgt, dass sich einiges im Gemeindeleben veränderte. „Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist auch nach dem Ende der Pandemie rückläufig“, stellte Schmidt fest. Doch es gab auch positive Entwicklungen, die durch Corona angestoßen wurden. „Wir feiern nun mit der evangelischen Kirchengemeinde Großsachsen gemeinsame Gottesdienste unter Bäumen“, berichtete die Pfarrerin. Als weitere neue Reihe hat sich die „Bibelgarten-Oasenzeit“ entwickelt. Im September vergangenen Jahres konnte schließlich der neue evangelische Kindergarten in der Fenchelstraße eingeweiht werden.

Der Neubau des Kindergartens bedingte den Wegfall des Gemeindehauses, und ein neues wird es aufgrund der gestiegenen Baukosten nicht geben. Da sei es, so Schmidt, besonders erfreulich, dass die katholische Kirchengemeinde sagte: „Kommt doch zu uns ins Gemeindehaus.“ Schmidt sagte zum Stand der Verhandlungen: „Wir müssen noch Gespräche führen, ob es zu einer gemeinsamen Nutzung des katholischen Gemeindehauses kommen kann.“ Sie zeigte sich jedoch, wie auch der katholische Pfarrgemeinderat Michael Penk, zuversichtlich, dass es zu einer gemeinsamen Nutzung kommen wird.

Speziell auf die Finanzen rund um die Sanierung der Wallfahrtskirche St. Johannes Baptist warf der katholische Schuldekan Markus Bender einen Blick. „80 000 Euro an Spenden sind auf das Renovierungskonto eingegangen“, erklärte der für das Fundraising zuständige Bender. Das sei eine große Summe, die an Spenden in relativ kurzer Zeit eingegangen ist und doch nur ein Bruchteil der insgesamt 990 000 Euro, die die Außensanierung kosten werde. „Weitere Spenden sind herzlich willkommen“, warb der Schuldekan um noch mehr Zuwendungen, denn auch der Innenbereich der Kirche müsse in den nächsten Jahren saniert werden.

Auf die vor wenigen Monaten begonnene Renovierung des katholischen Gemeindehauses blickte Michael Penk. Dabei werde die politische Gemeinde den größten Teil der Sanierungskosten von rund drei Millionen Euro übernehmen. Im Zuge der Sanierung entstünden nicht nur neue Lagerräume, auch der große Saal erhalte eine Trennwand, sodass er gleichzeitig von zwei Gruppen genutzt werden kann. Zusätzlich werde ein Lichtschacht installiert durch den die Sonnenstrahlen in den Saal gelangen. Ende des Jahres sollen die Arbeiten – dazu gehören Erneuerungen der Elektrik und der Heizung – abgeschlossen sein.

Auf zukünftige Veränderungen aufgrund der Vorgaben der Landeskirche oder des Erzbistums wiesen Mihlan-Penk und Schmidt hin. Durch Kirchenaustritte und Personalmangel bei den Pfarrern sehen sich beide Kirchen zu Einsparungen gezwungen. Diese werden dazu führen, dass die Seelsorgeeinheit Weinheim-Hirschberg zusammen mit anderen Kirchengemeinden der Umgebung zukünftig eine größere Kirchengemeinde bildet. „Aus insgesamt 224 Seelsorgeeinheiten sollen 36 Gemeinden gebildet werden“, erläuterte Mihlan-Penk die Vorgaben des Erzbistums. Auch in der evangelischen Kirche muss gespart werden. Daher werde es statt bisher fünf bald nur noch drei Pfarrer für die Gemeinden zwischen Lützelsachsen und Hirschberg geben, so Schmidt.

Angesichts dieser Einschränkungen ist eine ökumenische Zusammenarbeit besonders wichtig. Verschiedenste ökumenische Projekte gibt es bereits, wie Mitglieder des ökumenischen Ausschusses aufzeigten. So etwa der Kinderkreuzweg, der Straßenfestgottesdienst oder die Solidaritätsaktion mit einem Waisenhaus in Nigeria. Diese Zusammenarbeit wurde mit einer neuen ökumenischen Rahmenvereinbarung der beiden Kirchengemeinden verstärkt, die Pfarrer Stephan Sailer und Pfarrerin Tanja Schmidt unterzeichneten. „Wir müssen aufhören, in katholisch und evangelisch zu denken“, betonte Schmidt.